Über ganz Prästö (zu deutsch: Priesterinsel) sind die alten russischen Friedhöfe verstreut. Da in der zaristischen Armee weitestgehende Religionsfreiheit herrschte, waren die verschiedensten Religionen vertreten, und jede bekam ihren eigenen Friedhof: Katholiken, Protestanten, Juden, Muslime und Orthodoxe - für letztere, weil sie die meisten waren, wurde, als der erste Friedhof zu klein geworden war, ein zweiter eröffnet. In den etwa 15 Jahren, in denen Siedlung und Festung existierten, starben aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen eine Menge Leute, auch Kinder.
Der erste Friedhof soll gleich neben dem Campingplatz sein, allein, ich verlaufe mich mal wieder und finde die ersten Hinweisschilder erst, als ich zwei Kilometer in den Wald getappt bin. Den jüdischen und den muslimischen Friedhof lasse ich dann weg, weil das zu lang gedauert hätte, ausserdem dachte ich, falls da überhaupt noch was lesbar ist, dann sicher nicht für mich, der ich weder hebräische noch arabische Buchstaben entziffern kann.
Schaumal, wo jetzt der orthodoxe Friedhof ist - da geht's ordentlich den Berg hoch, und oben ist auch noch ein Aussichtsturm.
Die Sicht ist wirklich phänomenal.
Zum Glück ist alle paar Meter die Wanderwegmarkierung an einen Baum gepinselt,
denn von "Weg" kann hier keine Rede sein ...
der kommt erst ein paar Minuten später und ein paar Meter bergab wieder.
Und das sieht jetzt langsam auch nach Friedhof aus.
Hier liegen vier Geschwister, alle im Kleinkindalter gestorben.
Der protestantische Friedhof ist der einzige, der auch nach dem Ende der Siedlung und der Sprengung der Festung weiterbenützt wurde - von der einheimischen Bevölkerung, deshalb sind hier alte und neue Gräber nebeneinander.
Der katholische Friedhof ist der kleinste von allen, hier liegen vor allem Polen, heute gibt es nur noch zwei sichtbare Gräber,
und nur ein Grabstein ist lesbar (hier die Übersetzung).