Mallorca – Grandiose Aussichtswanderung um den Puig Roig (Roter Berg)
Für diese Mallorca-Reise planten wir die Bergwelt nun endlich zu Fuß zu entdecken.
Wir hatten gelesen, dass es mit der Ausschilderung auf den Bergpfaden nicht immer zum Besten steht
und dass viele Wanderwege durch eingezäunten Privatbesitz verlaufen.
So beschlossen wir erstmals, uns in die erfahrenen Hände eines Bergführers zu begeben
und buchten schon von zu hause aus eine geführte Wanderung.
Über den Verlauf aller weiteren Touren wollten wir dann vor Ort zu entscheiden.
Da ich nicht mehr zu den ganz flinken Wieseln gehöre, machte ich mir ein wenig Gedanken,
ob ich bei der Wandergruppe mithalten würde, denn es wäre äußerst unangenehm ein Hemmschuh zu sein.
10.03.13: Fast pünktlich um 10.15 Uhr werden wir als letzte am vereinbarten Treffpunkt im Ort Inca von einem fast vollbesetzten Kleinbus abgeholt.
Ein Blick in die Runde und unser Gruß: „Guten Morgen!“ wird auf Deutsch erwidert.
„Gott-sei-Dank, es sind keine ganz Jungen an Bord!“ stelle ich mit Erleichterung fest.
Wir werden an einem Parkplatz in den Bergen der Tramuntana abgesetzt.
Hier soll uns unser Wanderführer in Empfang nehmen, doch von ihm keine Spur.
Einer der Anwesenden, der die Tour schon einmal mitgemacht hat meinte, dies sei nicht der richtige Ausgangspunkt.
Handys werden gezückt – kein Empfang in den Bergen – Ratlosigkeit – diskutieren – warten.
Schließlich doch der erlösende Anruf bei unserem mallorquinischen Fahrer, der glücklicherweise noch gewartet hatte.
Alle wieder einsteigen, es geht noch gut 5 Kilometer weiter, bis wir an den Einstieg unserer Tagestour, dem Eingangstor zum Landgut Mossa zwischen Pollenca und Kloster Lluc gelangen.
Andreas, unser heutiger Guide ist schon da, begrüßt uns und ist auch schon wieder verschwunden, denn er muss einen Parkplatz für sein Auto finden, da er es hier nicht stehen lassen kann.
Es ist zwar sonnig aber ein eiskalter Wind pfeift uns aus dem Gebirge entgegen.
Wir warten bibbernd weitere 25 Minuten auf ihn.
Währenddessen entdecke ich zwei Frauen, die nur mit einem Strickjäckchen und leichten Halbschuhen, wie für einen Spaziergang ausgestattet sind.
Ich ziehe den Schluss, dass es sich entgegen der Beschreibung der Agentur, die diese Wanderung als mittelschwer bis anspruchsvoll bezeichnet hatte
und trotz der angegebenen Dauer von 5 1/2 Stunden, doch wohl eher um eine einfachere Wanderung handeln wird. Aber später mehr dazu.
Schließlich und endlich fällt um 11.30 h -unserer Meinung nach viel zu spät- der Startschuss für unsere Wanderung.
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Zunächst gilt es ein großes Tor zu überklettern.
Nun befinden wir uns auf dem Privatgrund der Banca March, einer der größten Banken Spaniens.
Das Gelände um die bewohnte Finca Mossa darf nur an Sonntagen durchwandert werden.
Diese Tatsache bringt leider den Nachteil, dass sich alles auf diesen einen Tag konzentriert und wahre Menschenscharen auf den Pfaden entlang ziehen.
Künstlich angelegte Wasserleitungen dienen der Bewässerung der Landwirtschaft
In der Mitte des Fotos, im Grün kann man die herrschaftliche Finca erkennen.
Früher verlief der Weg direkt durch die Tore der Finca, inzwischen führt er weiträumig durch Steineichenwald und Olivenhaine um das Gebäude herum.
Auf einem schmalen Schotterpfad geht es entlang der aufragenden Westflanke des Coll de ses Ases (Eselspass) stetig ansteigend, dann immer steiler empor.
Oben angelangt macht unsere Wanderschar eine kurze Rast.
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Nach einer Kurve hinter einem Felskopf eröffnet sich eine grandiose Aussicht aufs Meer.
Scharf hebt sich die schroffe Steilküste mit ihren Felshängen gegen das Blau ab.
Stürmisch bläst uns der Wind entgegen. Es hilft nichts, das Kappi muss erstmal vom Kopf und am Rucksack befestigt werden.
Wir kommen am Cocó de la Balma vorbei. Das Wasser im Becken ist nicht zum Trinken geeignet.
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Jetzt verläuft der Pfad unterhalb der schattigen Steilwände des Puig Roig moderat aufsteigend nach oben.
Inzwischen ist es leider zu einem Unfall gekommen. Eine der nicht zweckmäßig ausgerüsteten Frauen ist bereits zum zweiten Mal gestürzt
und hat sich diesmal eine stark blutende Verletzung an der Stirn zugezogen die umgehend versorgt werden muss.
Mitwanderer stellen ihre Erste-Hilfe-Sets zu Verfügung. Doch erst das dritte Verbandsmaterial-Päckchen besitzt Heftpflaster die noch kleben.
-Für uns ein Hinweis, dass man in Abständen mal den Inhalt auf deren Wirksamkeit kontrollieren sollte.-
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Vor uns liegt die schroffe Felsenküste mit dem markanten Felsenberg Moro de Sa Vaca, der den Eingang in die Schlucht Sa Calobra weist.
Auf Grund der Größe unserer Wandergruppe von 18 Personen, verteilen sich die Wanderer inzwischen auf mehrere hundert Meter, eine Grüppchenbildung ist entstanden.
Einige laufen voraus und eine ganze Reihe ist hinter uns.
Wir genießen noch einmal den fantastischen Ausblick, ehe sich der Pfad in Richtung Süden wendet.
Und plötzlich sehen wir ihn am Himmel kreisen, einen der seltenen Mönchsgeier.
Nach Angaben des Vogel- und Naturschutzbundes der Balearen gibt es auf Mallorca nur noch weniger als 100 Exemplare.
Unter uns liegt die Ruine des Quarter dels Carabiners, eine ehemalige Kaserne der Zollpolizei, die errichtet wurde, um den Tabakschmuggel zu bekämpfen.
Um 1960 wurde sie aufgegeben.
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Nun geht es tendenziell bergab und immer durch über den Weg üppig wucherndes Dissgras.
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Schon bald erblicken wir das Höhlenhaus Es Cosconar das sich an der steilen Südflanke des Roca Rotja unter einen überhängenden Fels schmiegt und wohl zu den skurrilsten Bauwerken Mallorcas zählt.
Der Ursprung des „Höhlenhauses“ geht auf die Mauren zurück, die ihre Behausung direkt in einer großen Naturhöhle errichteten.
Von dort geht es auf einer breiten bequemen Schotterstraße ca. 1 Stunde lang hinab ins Aubarca-Tal.
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Der Weg ist gesäumt von alten knorrigen Olivenbäumen.
Dazwischen grasen auf dem kargen steinigen Boden Schafe.
Wir überqueren auf einer Brücke ein ausgetrocknetes Bachbett.
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Im Aubarca-Tal passieren wir eine Ansammlung kleiner Häuser und erkennen, wie weit sich der Weg bis zum Endpunkt noch hinstreckt.
Zum Schluss heißt es nochmal, aus dem Talgrund einen Anstieg in Serpentinen zum Zielort, dem Kloster zu überwinden.
Hier ein Blick aus halber Höhe zurück in das Tal und auf die Berge wo wir hergekommen sind.
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Unsere Endstation, das Kloster Lluc haben wir nach gut 6 Stunden erreicht.
Wir sind zu geschafft, um noch eine Besichtigung zu unternehmen.
Wer Interesse hat, sollte sich den schönen Bildbericht der Wallfahrtsstätte von Hartmut nicht entgehen lassen:
https://www.schoener-reisen.at/forum/showthre…te-Kloster-Lluc
Nach einem Umtrunk in der Klostergaststätte fährt uns der Bus wieder zurück nach Inca.
Die verletzte Dame war übrigens noch auf dem Weg abgeholt und per Auto hoch zum Kloster chauffiert worden.
Fazit:
Eine durchaus schöne und empfehlenswerte Wanderung, die weniger wegen der Steigungen, jedoch auf Grund ihrer Länge eine gute Kondition erforderlich machte.
Zum Thema „geführte Wanderung“ möchten wir noch unsere Meinung äußern.
In einer Gruppe laufen macht wirklich Spaß, man lernt nette neue Leute kennen und muss nicht nach Wegweisern Ausschau halten.
Das Preis-Leistungsverhältnis war in unserem Fall (40,- Euro/Person) nicht gegeben.
Wir wurden nicht wie viele Andere vom Hotel abgeholt sondern hatten noch die eigene je 60-km-lange An- und Abreise von unserem Hotel bis Inca zu bewältigen.
Lediglich zu Beginn der Tour gab es einige interessante Informationen unseres Wanderführers.
Wie schon erwähnt, verteilte sich die Gruppe aufgrund ihrer großen Teilnehmerzahl bereits nach einem Drittel der Strecke oft kilometerweit.
So liefen wir meist in großen Abständen und in kleinen Grüppchen ohne Guide.
Insgesamt war es eine interessante Erfahrung, die uns jedoch zu dem Schluss brachte, künftige Wanderungen wieder individuell, auf eigene Faust zu unternehmen.
Hier noch ergänzend unser Video in teils bewegten Bildern auf YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=ICX96JQe4IA
Und wie immer unser Link auf Wandermap
Liebe Grüsse
Albert + Gabi