Bei meinem diesjährigen Aufenthalt in Abano Terme habe ich mir die Stadt Montagnana, ca. 50 km südwestlich von Padua gelegen angesehen. Diese Kleinstadt von knapp 10.000 Einwohnern ist vollkommen von einer gewaltigen Stadtmauer mit insgesamt 24 Wachttürmen umgeben. Diese Stadtmauer ist neben dem Dom S. Maria Assunta und der Mitte des 16. Jahrhunderts vom berühmten Architekten Andrea Palladio errichteten Villa Pisani das beeindruckendste Bauwerk dieser Stadt.
Rechts im Hintergrund die Euganeischen Hügel, links die Berge vor Vicenza.
Blick vom Turm über die Stadt mit dem Dom in der Mitte.
An diesem Ort stand zwar bereits zu römischer Zeit eine Militärstation am Flussübergang der Etsch. Im Jahr 589 n. Chr. schwemmte die Rotta della Cucca, ein Hochwasser jedoch alles davon. Erst im 10. Jahrhundert wurde die Stelle wegen der damals einfallenden Ungarn erneut besiedelt und befestigt.
Der Hauptturm der Stadtmauer trägt den Namen Ezzelino nach demjenigen Adeligen, der die Stadt ab 1242 in Besitz genommen und wieder aufgebaut hat. Diesen Turm haben wir bestiegen. Von dort aus ergibt sich ein schöner Blick über Stadt und Umland. Die Stadtmauer, wie wir sie heute sehen stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie selbst ist heute nicht mehr begehbar.
Beim Blick nach Nordosten sieht man im Hintergrund die Euganeischen Hügel.
Zur Freilichtarena habe ich keine Infos finden können. Ich nehme jedoch an, dass diese nach dem Bau der Stadtbefestigung errichtet wurde.
1405 war es nach heftigen Auseinandersetzungen vorbei mit der Selbstständigkeit, denn da gewann die Stadt Venedig die Oberhand. Allerdings blühte Montagnana in der Folgezeit auf, weil zum einen venezianische Adelige ihre Paläste in oder bei ihr errichteten und zum anderen das fruchtbare Schwemmland von Etsch und Po die Landwirtschaft begünstigten. Neben der schon erwähnten Villa Pisani sind der Palazzo Magnavin-Foratti und der Palazzoi Giusti Sammartini erwähnenswert. Die Villen werden heute noch von Nachfahren der damaligen Adelsfamilien bewohnt und sind nicht zu besichtigen.
Wir sind die Stadtmauer entlanggelaufen und haben dabei diese an die Mauer gelehnten und auch heute noch bewohnten Häuser gesehen:
Eine alte Gaslaterne
Solche originellen Klingelschilder habe ich schon in vielen Städten Oberitaliens gesehen.
Der Dom wurde in den Jahren 1431 bis 1502 erbaut und ist deshalb eine Übergangsform von spätgotisch zum neueren Renaissance-Stil.
Die Uhr über dem Eingangsportal.
Das Seitenschiff des Domes.
Im Palazzo Comunale, 1537/38 errichtet, befindet sich auch heute noch die Stadtverwaltung. Dieses Rathaus steht am Hauptplatz, der so wie in vielen Städten Italiens nach dem ersten König Vittorio Emanuele II. benannt ist. Seine Statue darf natürlich auch in Montagnana nicht fehlen.
Abschließend noch ein paar Worte zur lebenden Kultur der Stadt. Alljährlich am ersten Sonntag im September findet die Palio dei 10 Comuni del Montagnanese, ein Fest mit kostümierten Teilnehmern einschließlich eines Pferderennens statt. Ähnliches gibt er am letzten Sonntag im Dezember einschließlich den Vorführungen der Fahnenschwinger noch einmal.
Ich hoffe, euch mit den Bildern einen etwas unbekannteren Teil Italiens gezeigt zu haben, der vielleicht auch gerade deshalb seinen besonderen Reiz zeigt, weil er noch weitgehend vom Tourismus verschont blieb.
Jürgen