Im Januar 2006 haben wir uns die letzte Kolonie in Europa Gibraltar im Rahmen eines Tagesausflugs angesehen. Tatsächlich ist Gibraltar ein seltsames Konstrukt. Die britische Kronkolonie umfaßt ganze 6,5 qm, die sich alle auf und am Fuße eines Felsens im äußersten Süden von Spanien befinden.
Die Engländer haben im Jahr 1704 während des spanischen Erbfolgekrieges eine Schwäche der Spanier ausgenutzt und den strategisch wichtigen Felsen unter Georg von Hessen-Darmstadt erobert. Den Spaniern ist es bis heute nicht gelungen, das Gebiet zurückzugewinnen. Über Jahrhunderte hinweg konnten die Engländer somit den Zugang zum Mittelmeer kontrollieren, weil die Straße von Gibraltar nicht allzu breit ist.
Schon von weitem kann man den Felsen von Gibraltar sehen.
Heute muß man auf dem Landweg durch das spanische La Linea die Grenze passieren. Dazu ist zum einen ein Ausweis erforderlich und zum anderen ruhender Flugverkehr. Dies deshalb, weil die einzige Zugangsstraße zur Halbinsel die Flugpiste überquert.
Ist man dann erst mal auf der felsigen Halbinsel und hat man so wie wir einen Parkplatz gefunden, gibt es klein England unter Palmen zu entdecken. Aber schaut selbst:
Hier der Trafalgar Cemetery wo vor allem Militärs bestattet wurden:
Naturlich gibt es da auch ein Denkmal für den Helden der Schlacht von Trafalgar Horatio Nelson, der zwar die vereinigte französisch-spanische Flotte 1805 vernichtend geschlagen und damit das napoleonische Frankreich als Seemacht ausgeschalten hat, diese Schlacht aber leider nicht überlebte.
Im Hintergrund dieses Gebäudes kann man den Felsen sehen, an dessen Fuß sich der Ort befindet. Der Berg selbst ist seit Jahrhunderten mit allerlei Festungsanlagen unterhöhlt.
Unser Weg führte uns bis an die Südspitze der Halbinsel, vorbei an allerlei militärischer Bauten aus den vergangenen Jahrhunderten.
An der Südspitze befindet sich heute eine Mosche. Hierbei sei erwähnt, daß die Mauren, so nannte man die muselmanischen Eroberer der Iberischen Halbinsel sich bis 1462 auf Gibraltar halten konnten. Erst ab diesem Zeitpunkt war ganz Spanien wieder in Christlicher Hand.
Daneben gibt’s natürlich noch einen Andenkenladen. Dahinter ca. 2 Dutzend Kilometer Wasser und dann sind wir in Marokko.
Hier sind wir auf dem Weg zur wenig bekannten Ostseite des Felsens, wo die aus dem Rätsel bekannte Wohnanlage steht. Im Hintergrund ist die andalusische Küste zu sehen.
Jetzt sind wir wieder auf der Westseite des Felsens auf Höhe Parsons Lodge und blicken in die Bucht von Algeciras wo Frachter und Tanker vor Anker liegen und auf die Abfertigung warten.
Nun bin ich schon am Ende meines kleinen Berichts angelangt und beantworte noch die von Insidern zu erwartende Frage „Wo sind denn die Affen?“
Nein, wir waren nicht ganz oben auf dem Felsen. Dort ist die einzige Stelle in Europa, wo es ca. 150 frei lebende Berberaffen gibt. Die Vorfahren dieser Tiere wurden im 18. Jahrhundert durch britische Soldaten als Haustiere von Afrika über das Meer herübergeholt. Die Tiere leben frei auf der Spitze des Berges und werden vom immer noch vorhandenen britischen Militär regelmäßig gefüttert. So mancher Tourist hat allerdings von den Bissen dieser Affen ein Souvenir nach Hause genommen.
Noch ein Nachtrag:
Die ca. 25.000 Einwohner der Kolonie sprechen Englisch, Spanisch oder eine Mischung der Sprachen. Es gilt Rechtsverkehr und die Währung ist das Gibraltar-Pfund, wertgleich mit dem Britischen Pfund Sterling. In der Vergangenheit waren der Verkauf von Briefmarken und Tourismus die Haupteinnahmequelle. Mittlerweile haben sich ca. 50.000 (auch Schwindel)-Firmen in der Steueroase angesiedelt.
Wer irgendwann einmal nach Andalusien kommt, sollte die Gelegenheit zu einem Besuch in Gibraltar meiner Meinung nach nutzen.
Jürgen