1. Forum
    1. Unerledigte Themen
    2. Privatforum
    3. Themen der letzten 10 Tage
  2. Medienverwaltung
    1. Bildergalerie-Alt
    2. Alben
    3. Nutzungsbedingungen
    4. Videokanäle
  3. Nepomuks
  4. Gamezone
    1. Highscore
  • Anmelden oder registrieren
  • Suche
Dieses Thema
  • Alles
  • Dieses Thema
  • Dieses Forum
  • Forum
  • Bilder
  • Videos
  • Seiten
  • Spiele
  • Erweiterte Suche
  1. Schoener Reisen » Forum » Sehen, erleben und berichten
  2. Forum
  3. Bildberichte aus anderen Ländern
  4. Afrika

Sansibar

  • Grizzly
  • 11. November 2011 um 23:09
  • wallbergler
    Gast
    • 2. Januar 2012 um 10:13
    • #11

    Hallo Grizzly,

    auch wieder so ein wertvoller Bericht, der uns Normalurlauber die Welt von der anderen Seite zeigt. Passend dazu deine ausführlichen und nicht nur durch die rosa Brille betrachteten Kommentare. Ja, so sieht die Welt in vielen Ecken aus, ohne Hochglanzfotos und Aufnahmen von 5 Sterne Hotels während der "Traumschiffreisen".

    Unersetztlich solche Einblicke .

    Herzlichen Dank
    Helmut

  • Grizzly
    Profi
    Beiträge
    1.219
    Interessen
    Reisen, Blödeln, Politik, Geschichten schreiben
    Lieblingsreiseland
    Europa
    • 13. Januar 2012 um 07:02
    • #12

    @ Wallbergler:
    Man kann auch in Tansania Luxustourismus betreiben bzw. sich nur in seinem "Reservat" aufhalten, aber dann kriegt man von Land und den Leuten nix mit. Einige solcher "Reservate" haben wir uns angeschaut, weil man sonst schlecht ans Wasser kommt.


    Nungwi ist ein Fischerdorf an der Nordspitze der Insel. Dort stoßen zwei Welten aufeinander, die der Fischer und Bootsbauer auf der einen und die der (Luxus)Touristen auf der anderen. Das läuft nicht immer reibungslos ab. Wir waren nur einige Stunden da und hatten ausser einem optischen Eindruck und dem Umstand, dass man pro Foto meistens 1 Dollar abdrücken muss, keine Probleme.
    Anstatt einzeln für Fotos zu löhnen, kann man auch Muscheln kaufen,
    dann ist der Preis für Bilder von Muscheln, Verkäufer/innen und Bootsbauern inclusive.


    Das sieht aus, als käme gleich ein Gewitter, aber es kommt keins.


    Wie der Verfasser dieser HP in einer Stunde von Stone Town nach Nungwi gekommen ist, weiss ich nicht - mit Straßenkontrollen incl. Stadtverlassgenehmigung des Taxifahrers (jeweils 1000 TSch) waren es bestimmt zwei.

    Hinter der Mauer stehen riesige Baobabs. Sie sehen abgestorben aus,
    aber das täuscht, sagt mir zumindestens meine Begleiterin = Biologielehrerin.

    Im Dorf gibt es nur Sandpisten, während in den Touristenghettos alles geteert und gepflastert ist.


    (Mnarani Beach Cottages, Link siehe oben).

    Das ist das Fischerdorf vom Strand aus (bei Ebbe aufgenommen, bei Flut müsste ich wahrscheinlich schwimmen)

    ... und das das Touristendorf (d.h. eines derselben, noch nicht mal das teuerste).


    Wer ins Wasser will, sollte die Ebbe/Flut-Zeiten im Blick haben.

    Bei Ebbe läuft man ewig weit raus und wird dann vom Wasser womöglich noch weiter rausgezogen ...

    Wobei der Sand so fest ist, dass man darauf :radfahren1: könnte.

    Was sich die Fischer zunutze machen und in den Wasserlöchern, die die Ebbe zurücklässt, einiges an Meeresgetier finden.

    Vor Ort wartet dann schon der Fischaufkäufer in einer Korallenhöhle, in der er eine Waage aufgehängt hat. bevor der Fisch den Besitzer wechselt, sackt der Fischer, wenn er Glück hat, noch einen Touristendollar ein dafür, dass ein Strandspaziergänger seinen Fang photographieren darf.

    Bei Flut hauen einen die Wellen gegen die Korallenriffe.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Gast001
    Gast
    • 14. Januar 2012 um 11:18
    • #13

    Irgendwie kann ich das mit dem 1 Dollar pro Bild verstehen....
    aber das zeigt doch umso mehr, wie groß die Distanz zwischen Touristen ( ich will sie nicht "Gäste" nennen) und den Einheimischen ist.
    Für mich ist das kein Zeichen von Habgier, sondern eher von Stolz ( wie sollten sie sich denn sonst "wehren" -ich würde mich auch nicht so ohne weiteres von Fremden fotografieren lassen)
    Aber das kann man ja nicht nur in Tansania beobachten.( Ich habe es in Nepal, in Indien, in Peru auch ähnlich erlebt)
    Je mehr ich reise, desto zurückhaltender werde ich beim Fotografieren von fremden Menschen. Früher habe ich mir da weniger Gedanken gemacht- aber jetzt frage ich eigentlich immer um Erlaubnis , wenn eine Person das Wichtigste auf meinen Bild ist ( ich weiß, dadurch entgehen mir oft spontane Schnappschüsse...)

    Du hast diese zwei Seiten eines Landes mit den Kontrastbildern von den Touristenresorts und den Bilder von "draußen" eindrucksvoll dokumentiert.
    Und Du wärst nicht Grizzly, wenn Du nur in solchen Anlagen geblieben wärst und Dich nicht auch "draußen" umgesehen hättest.

    Danke auch für diese Präsentation.

    Es sind traumhafte Landschaften, aber Du schreibst:

    Zitat

    Jetzt muss ich sagen, dass man - ausser mit High-Budget - in Tansania nicht sehr sicher reist, v.a. was die Garantie betrifft, dass ein Bus, oder einer der wenigen Züge, auch wirklich fährt und vor allem ob er an dem Tag fährt, an dem man fahren will


    Bezieht sich das "sicher Reisen" nur auf die Verkehrsmittel, oder auch auf die Sicherheit für Leib und Leben eines Individualtouristen?

    Gruß,
    Elke

  • Grizzly
    Profi
    Beiträge
    1.219
    Interessen
    Reisen, Blödeln, Politik, Geschichten schreiben
    Lieblingsreiseland
    Europa
    • 22. Januar 2012 um 19:34
    • #14

    Ich finde das auch OK mit dem Dollar pro Bild - wer Muscheln kauft, darf ja auch "umsonst".
    Sorry dass ich hier nur so sporadisch auftauche, das reale Leben, mein eigenes Forum und noch einiges andere fordert mich.

    Nachtrag zum 4.8.07

    Wir sind nochmal in die verwinkelten Gassen Stone Towns eingetaucht, um Andenken zu kaufen. Ich habe bereits ein Ölbild mit Tansania-Krankenhausszenen erstanden (einzeln handgemalt, aber in Serie hergestellt) sowie ein sansibarisches Motorrad-Nummernschild (ZNZ 28362), während F. noch nach Masken sucht.

    Dazu betreten wir einen Antiquitätenladen, in dem man aufpassen muss, dass man beim ungeschickten Anfassen eines Gegenstands nicht den Inhalt eines ganzen Regals herunterreisst.

    Jede Menge Masken aus ganz Ostafrika und darüber hinaus (so genau weiss das keiner), Blechschilder, Stoffe, Blechspielzeug,

    Holzfiguren (Tim aus "Tim und Struppi" taucht einige Male auf), Hocker, Kleidungsstücke, Musik-CDs, Puppen - man hätte wohl einen halben Tag zwischen den Regalen herumsuchen können.

    Besonders fallen uns mehrere Figur auf, die einen Menschen mit weit offenem Mund und Augen darstellen, das Gesicht schmerzverzerrt - das wundert auch nicht, denn ihre Körper sind über und über mit Nägeln gespickt, so dass sie Igeln ähnlicher sehen als Menschen.

    Wir fragen, was das bedeuten soll; die Verkäuferin holt einen jungen Inder, der wohl einer der Besitzer ist. Der erklärt uns, dass das ein Nagelmann sei, mit dem der örtliche Medizinmann auf magische Weise Dorfkonflikte u.ä. löse; er habe das in einem Dorf am Victoria-See selbst einmal erlebt.

    Einem befreundeten Geschäftsmann, mit dem er dort unterwegs war, seien in einem Dorf 25.000 Dollar gestohlen worden. Die Polizei konnte nicht viel machen, und irgendjemand habe sie an den Medizinmann verwiesen. Der habe sich die Sache angehört, einen Nagel geholt und diesen dem Nagelmann in die Brust geschlagen, in der schon viele andere Nägel steckten.

    Keine zwei Stunden später sei ein Mann zum Medizinmann gekommen, mit Schmerzen in der Brust und aus dem Mund blutend. Ergestand sofort, das Geld gestohlen zu haben und bat um Vergebung. Nachdem der Dieb die Beteiligten zum Versteck des Geldes geführt hatte, habe der Medizinmann den Zauber gelöst und den Mann, dessen Beschwerden allmählich abklangen, der Polizei übergeben.

    Den Nagelmann haben wir dann doch nicht gekauft - zum einen wär der ein bissl teuer gekommen, und zum andern muss ich nicht unbedingt unkontrollierte afrikanische Magie in der Wohnung herumstehen haben, auch wenn uns der Händler versicherte, dass in der Figur jetzt keine magischen Kräfte mehr wohnten.
    Man weiss ja nie ...

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Gast001
    Gast
    • 22. Januar 2012 um 21:32
    • #15

    Wie wohl das deutsche Polizeispielzeugauto nach Stone Town kam???

    Seltsam - und ich kann mich einer gewissen Gänsehaut nicht entziehen, wenn ich Geschichten höre und lese wie die des Nagelmanns.
    Wie siehst Du das, Grizzly? Sind wir aufgeklärten Europäer einfach nicht mehr empfänglich für Dinge, die nicht erklärbar sind oder ist das alles afrikanischer Hokuspokus???
    Eine andere Welt- andere Maßstäbe, andere Vorstellungen ... es ist wieder einmal sehr interessant, was Du uns hier zeigst.
    Danke, Grizzly.

    Gruß,
    Elke

  • wallbergler
    Gast
    • 23. Januar 2012 um 12:35
    • #16

    Danke dir Grizzly,

    für die viele Arbeit ,die du dir mit dem Einstellen der wieder mal außergewöhnlichen Motive gemacht hast.
    Diese fremde Welt, aus "normaler Sichtweise" ist und bleibt einfach hochinteressant.

    Lieben Gruß
    Helmut

  • Grizzly
    Profi
    Beiträge
    1.219
    Interessen
    Reisen, Blödeln, Politik, Geschichten schreiben
    Lieblingsreiseland
    Europa
    • 27. Januar 2012 um 23:49
    • #17

    Danke für die Dankes.

    @ Elke:

    Zitat

    Seltsam - und ich kann mich einer gewissen Gänsehaut nicht entziehen, wenn ich Geschichten höre und lese wie die des Nagelmanns. Wie siehst Du das, Grizzly? Sind wir aufgeklärten Europäer einfach nicht mehr empfänglich für Dinge, die nicht erklärbar sind oder ist das alles afrikanischer Hokuspokus???


    Ich muss sagen, dass ich dieser und anderer Magie durchaus nicht gleichgültig gegenüber stehe. Ich hab zwar keine Ahnung, wie das wirkt oder ob überhaupt, aber ich kann mir zumindestens vorstellen, dass es funktionieren kann, weshalb ich mir so einen Kopf auch nicht in die Wohnung stellen möchte.


    5.8.07 - letzter Tag auf Sansibar

    Es gibt jetzt leider (fast) keine Bilder mehr.

    Wenn man das Dhow-Palace-Hotel, einem burgähnlichen Bau mit mehreren Innenhöfen, verlässt, so haben wir das bisher immer in Richtung rechts gemacht, weil dort, auf der Gizenga-Street, alle bedeutsamen Restaurants und Läden liegen, und es dort auch zum Meer geht - das ist, wenn man langsam läuft (und mit vielen Straßenverkäufern herumdebattieren muss), keine 10 Minuten entfernt.

    Heut gehen wir das erste Mal nach links.
    Dort stehen keine Taxifahrer, keine Verkäufer, keine bewaffneten Wächter, es herrscht sonntägliche Ruhe (im Gegensatz zur anderen Richtung). Nach wenigen Metern stehen wir vor einem heruntergekommenen Gebäude, an dem bei uns vermutlich ein großes Schild mit der Aufschrift "Wegen Renovierung vorübergehend geschlossen" stehen würde. Das große Schild ist auch da, jedoch ist dort zu lesen, dass hier eine skuli ya sekondari d.h. eine weiterführende Schule steht. Da ist F., die an einer solchen Schule unterrichtet, natürlich Feuer und Flamme und steht schon auf dem Schulhof, während ich noch zögere (darf man das hier ?).

    Da ruft ein Mann von dem rund um den Bau laufenden Balkon herunter:
    "Karibuni - welcome, have a look to our school !"
    Da gibt's natürlich kein Halten mehr.
    Der Mann begrüßt uns, er ist Englischlehrer an dieser Schule und redet wie ein Maschinengewehr. Er erklärt, dass die Schule ganz früher eine Sklavenstation war, in deren Keller Menschen zum Zweck des Weiterverkaufs gefangen gehalten wurden, zeigt uns auch die finsteren Kellerlöcher, in denen die Armen zusammengepfercht waren.
    Danach habe das Gebäude erst eine Missionsschule und dann eine Schule für Inder aus Goa beherbergt - zu Zeiten der britischen Besatzung bzw. der Sultan-Marionettenregierung seien alle "Rassen" (Araber, Inder, Afrikaner und die wenigen Europäer) getrennt unterrichtet worden, das habe sich erst nach der Revolution 1964 geändert.

    Er zeigt uns einige Klassenräume, die entweder ganz leer oder mit Bänken vollgestopft sind. Drei Schüler sollen in einer Bank sitzen, drei Bänke stehen neben- und ca. sieben hintereinander, das macht über 60 Schüler pro Klasse - dass man diese Masse kaum vernünftig unterrichten kann, zumal der Lärm von der Straße und aus anderen Klassenzimmern mangels Fensterscheiben ungehindert hereinkommt, ist nachvollziehbar.

    Jetzt weiss ich auch, woher die Kindersprechchöre kamen, die ich im Hotel gehört habe - der Lehrer spricht etwas vor, und die Schüler sprechen es, ggf. wiederholt, im Chor nach, bis sie es auswendig im Kopf haben, oder der Lehrer hofft, dass dem so ist. So funktionierte der Unterricht schon zu Prinzessin Salme's Schulzeit Mitte des 19. Jahrhunderts - nur, dass die Klassen da nicht so voll waren.

    Im Büro des Lehrers steht ein großer Tisch, auf dem fliegen zerfledderte Bücher und Broschüren herum - Spenden aus Großbritannien, wie in den Büchern zu lesen ist. Inhaltlich haben sie mit der afrikanischen Wirklichkeit nicht viel zu tun, u.a. finden wir dort Grimm's und Andersen's Märchen, wie die Bremer Stadtmusikanten u.a. - ich wusste gar nicht, dass die in England Unterrichtsmaterial sind.

    Der Bretterfussboden ist zum Teil instabil, an einer Stelle sind lose Bretter über ein Loch gelegt, durch das, wenn ich unseren Führer richtig verstanden habe, ein übergewichtiger Kollege durchgebrochen ist. Entsprechend morsch sieht die Deckenverkleidung aus, lediglich kleinere Bereiche sind kürzlich renoviert worden.

    Wir bekommen einen Verschlag gezeigt, in dem Kleidung und Decken herumliegen. Dort würden Schüler übernachten, insbesondere dann, wenn sie sich gemeinsam auf die Prüfung vorbereiteten. Einige Schüler sind auch jetzt da - obwohl sonntags keine Schule ist. Diese folgen uns, nachdem sich der Lehrer verabschiedet hat, es werden immer mehr, und sie glauben F. zunächst nicht, dass sie Lehrerin ist. Sie fragen sie aus, über den Aufbau der Zelle, die globale Erwärmung, Erdbeben und den Sauren Regen ... Irgendwann sind sie zufrieden, es gibt noch ein Gruppenfoto, und dann sind wir entlassen.


    Ein Stück weiter wird die Straße breiter. Rechts liegt hinter einer weissen Mauer ein Prachtbau mit Zanzibar-Flagge obendrauf, ein bewaffneter Soldat am Eingangstor winkt uns heran und erklärt uns, dass hier Fotografieren verboten sei. Hier wohnt nämlich Regionalpräsident Karume, der Sohn des ersten Präsidenten und kurz nach der Revolution ermordeten Revolutionsführers - dessen Dienstwagen im Nationalmuseum steht, mit dem kürzesten Autokennzeichen, das ich je gesehen habe: "R" - für Rais = Chef, dahinter keine Nummer, nicht mal eine 1.

    Dann verstärkt sich der Meeresgeruch und wird schliesslich zu Fischgestank. Am Strand angekommen, sehen wir auch, warum: Dort sind unzählige sardellenähnliche Kleinfische -die Einheimischen nennen sie Dagaa- zum Trocknen ausgelegt, viele liegen auch als Abfall herum und werden von herumlaufenden Hühnern eifrig aufgepickt; jetzt wundert mich auch nicht mehr, warum unser Frühstücksei gelegentlich nach Fisch geschmeckt hat ...

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • wallbergler
    Gast
    • 28. Januar 2012 um 10:25
    • #18

    Wunderbar erzählt, lieber Grizzly,

    man kann sich das richtig gut vorstellen. Dazu passt die Schule und das "R". Also alle Regensburger, lasst die Ziffern weg.lach

    Lieben Gruß
    Helmut

  • Grizzly
    Profi
    Beiträge
    1.219
    Interessen
    Reisen, Blödeln, Politik, Geschichten schreiben
    Lieblingsreiseland
    Europa
    • 5. Februar 2012 um 18:16
    • #19

    Nachlese I

    Als deutscher Sansibar-Tourist und besonders als aus Hamburg kommend kommt man hier nicht umhin, mit der Geschichte von Prinzessin Salme konfrontiert zu werden. Sie, eine der zahlreichen Toechter des Sultans von Oman und Zanzibar, kam sie mit einem Hamburger Kaufmann zusammen, den sie heiratete und ihm nach Hamburg folgte - ihr Taufname war dann Emily, verheiratete Ruete.
    Als solche ist sie 1924 mit 79 Jahren gestorben und auf dem Ohlsdorfer Friedhof beerdigt
    (U 27, 78-89, an der Kapellenstraße gegenüber dem Freilichtmuseum).

    Ihre aufregende Biographie wird hier, auch auf Deutsch, verkauft und laesst interessante historische Rueckschluesse zu.
    Ich hab nochmal nachgegoogelt und hab unter den Links einen Hinweis auf eine Riesensauerei der kaiserlich-deutschen Regierung gefunden:

    Zitat


    ( ... ) Dann gerät Emily Ruete in den Strudel der deutschen Kolonialpolitik. In den Jahren zuvor hat der Deutsche Carl Peters auf oft betrügerische Weise Besitzungen für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zusammengerafft und dabei auch im Revier von Barghash, dem Sultan von Sansibar, gewildert. Als dieser, ein Halbbruder von Prinzessin Salme, sich bei Kaiser Wilhelm beschwert, setzt Reichskanzler Bismarck Kriegsschiffe in Marsch. Mit an Bord: Emily Ruete. Von Bismarcks Plan weiß sie freilich nichts - sollte der deutschen Staatsbürgerin etwas zustoßen, wäre das ein Vorwand, um die Insel zu beschießen. Doch der Sultan gibt klein bei. Die von Peters erworbenen Gebiete des Sultans auf dem Festland kommen unter den "Schutz" des Deutschen Reichs. Fünf Jahre später verzichten die Deutschen zu Gunsten Englands auf Witu im Nordosten von Kenia und gestehen den Briten auch das Protektorat über Sansibar zu. Im Gegenzug erhalten sie den Caprivi-Zipfel im heutigen Namibia - und Helgoland.

    Quelle: https://www.nationalgeographic.de/php/magazin/to…/topstory1a.htm


    Die in Deutschland häufig aufgestellte Behauptung, man hätte damals Sansibar gegen Helgoland eingetauscht, ist also grottenfalsch, ebenso abwegig die an mich nach der Reise mehrere Male gestellte Frage, ob man auf Sansibar noch Reste deutscher Kolonialbauten sieht. Es gab nie welche.


    Nachlese II

    Je länger dieser Urlaub vorbei ist, umso ambivalenter werde ich in der Frage, ob ich auf Sansibar noch länger hätte bleiben wollen. Einerseits ist es ein faszinierendes Land, so wie mich Afrika, so weit ich es bisher gesehen hab (was sich bekanntlich auf zwei Reisen, noch dazu in das gleiche Land, beschränkt), überhaupt fasziniert.

    Andererseits merke ich, dass mir, wenn man nicht aus dem Haus gehen kann, ohne gleich angebettelt oder zum Kauf irgendeines Gegenstands, den man grad nicht dringend braucht, animiert zu werden und dies auf eine ungewohnt penetrante Weise, diese Situation relativ schnell auf den Wecker geht, und ich mich irgendwann dann auch darauf freue, da wieder weg zu kommen. Wobei wir nicht, wie bei meinem 1980er Aufenthalt (der über mehr als zwei Monate ging) am Ende die Tage gezählt haben.

    Man kann nicht über Monate wie ein Luxus-Tourist leben (so gesehen war unsere Lebensumstände dort denen der Prinzesin Salme in ihrem Palast nicht ganz unähnlich), indem man zweimal am Tag im Restaurant isst, selbst wenn eine Mahlzeit billiger ist als bei uns (4000-15000 TSh = ab ca. 2,40 bis max. 10€) und größere Entfernungen nur mit dem Taxi zurücklegt. Einerseits ist es sinnvoll, einen Einheimischen, auch als Führer dabei zu haben, der sich auskennt und einen durch die verschiedenen Widrigkeiten des dortigen Lebens hindurchlotst. Andererseits kommt man sich vor wie im Glaskasten.

    Natürlich hätten wir uns ein Piki-Piki (Motorroller) oder gar ein Auto mieten können und uns selber mit Rechtslenker, Linksverkehr u.v.a. den unzähligen Straßensperren abquälen können. Ohne den Fahrer wär uns das erstmal billiger gekommen. Aber man hätte uns dann für irgendwelche nicht vorhandenden Bescheinigungen Unsummen abgepresst - selbst wenn ich mir hier rechtzeitig den für solche Fälle empfohlenen Internationalen Führerschein besorgt hätte.

    Wir haben auch so genug Bekanntschaft mit der dortigen Bürokratie machen dürfen. Z.B. muss ein Taxifahrer für jede Fahrt ausserhalb der Stadt eine Extra-Genehmigung einholen, für jeweils 1000 TSh (60 Cent, d.h. nach unseren Maßstäben wenig, aber 10.000 TSh kostet schon das monatliche Schulgeld für ein Kind, und die Meisten müssen das für mehrere Kinder abdrücken, bei einem Monatseinkommen von meistens unter 100.000 TSh), und dann kostet das Angehaltenwerden an jeder Straßensperre meistens noch einen Schein, jeweils 500-1500 TSh, ohne die geringste Rechtsgrundlage ...

    Ein paar Tage am Strand, z.B. von Nungwi am nördlichen Ende der Insel wären sicher schön gewesen, aber unter Berücksichtigung der Gesamtumstände fand ich's OK, dass es nur zwei Wochen waren und nicht länger.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Gast001
    Gast
    • 5. Februar 2012 um 19:45
    • #20

    Zunächst nochmals zusammenfassend ein herzliches DANKE für den Bericht, die Impressionen und Bilder von Deiner Sansibarreise.
    Ich habe sie mit Spannung verfolgt und mit den Augen "verschlungen".

    Ich bin sicher, dass es nicht viele Touristen gibt, die in einem Land wie Sansibar so reisen und so aufmerksam besondere Dinge wahrnehmen, wie es Dir bei Deinen Reisen gelingt.
    Du schaust oft "hinter die Kulissen" und hinter Türen, die manch einer von uns nicht öffnen würde ( Beipiel Schule im letzten Teil Deines Berichtes) und wenn Du dann in Deiner sachlich nüchteren Art Beobachtungen wiedergibst, so finde ich das immer sehr interessant, aber ich weiß nicht, ob ich das real auch erleben möchte. Auf alle Fälle haben wir mit Dir eine Reise in einer Weise mitverfolgt, wie sie in keinem Reiseführer zu finden ist. Und das ist für mich das Spannendste an Deinen Berichten.
    **\'6

    Nachdenklich wurde ich beim Lesen der "Nachlese II "
    Du warst "Gast" ( vielleicht nicht einmal das) bei Menschen, die völlig anders leben und wo ganz andere Maßstäbe gelten.
    Ist es nicht immer so, dass man als Tourist bei solchen Reisen nur immer so etwas wie "Zuschauer" ist - Du beschreibst es so:

    Zitat

    Andererseits kommt man sich vor wie im Glaskasten.

    Gibt es eine Alternative?

    Gruß,
    Elke

Wer ist/war online

  • Benutzer online 0
  • Wer war online 6

Benutzer online 0

zur Zeit sind 65 Gäste online - Rekord: 17.944 Benutzer (16. Januar 2022 um 14:27)

Wer war online 6

Heute waren bisher 6 Mitglieder online

Letzte Beiträge

  • Der heutige Erdbeermond

    Dieter 13. Juni 2025 um 00:19
  • aus der Heimat berichtet...

    claus-juergen 12. Juni 2025 um 22:36
  • 5. Motorradtour nach Kroatien

    claus-juergen 12. Juni 2025 um 22:27
  • Faszinierende Flamingos

    Jofina 9. Juni 2025 um 15:39
  • Urlaubsideen – Urlaubspläne – Urlaubsträume

    Jofina 5. Juni 2025 um 12:33

Forum online seit...2005

19 Jahren, 10 Monaten, einer Woche, einem Tag, 21 Stunden und 20 Minuten
  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Kontakt
  4. Nutzungsbedingungen
  1. Bildergalerie Alt
Community-Software: WoltLab Suite™