Im Herbst 1996 richtete ein Erdbeben mit der Stärke 5,6 auf der Richterskala in der Region Slano/Ston, vor allem aber in Veliki Ston auf der Halbinsel Peljesac schwere Schäden an.
Wie in Italien, so bebt die Erde in Kroatien sehr oft. Alle paar Minuten gibt es irgendwo ein kleines Beben.
Das letzte stärkere Beben in der Region Ston mit der Stärke 3,5 war übrigens am Morgen des 16.6.2010 zu spüren.
Das Epizentrum dieses Bebens war ca 20km südlich von Ston unter dem Meeresboden.
Hier eine Karte der schlimmsten Beben der letzten 50 Jahre in Kroatien.
Quelle: https://www.jutarnji.hr/hrvatsku-svake…-potres/201063/
Veliki Ston traf es am 15.10. 1996 am schlimmsten.
Hier eine interessante Grafik der Vorbeben und des Hauptbebens in der Region Slano/Ston im Zeitraum vom 5.9.1996 bis 15.10.1996
https://www.gfz.hr/seizmologija/ston.php
Veliki Ston war, im Gegensatz zu Dubrovnik , während des kurz davor zu Ende gegangenen Kriegs (der Vertrag von Dayton war am 14. Dezember 1995 unterzeichnet worden ) von Kriegsschäden weitgehend verschont geblieben.
Aber dann ereignete sich diese Katastrophe. Die umliegenden Orte Mali Ston, Blace, Hodilje, Broce und Luka blieben seltsamerweise nahezu ohne Schäden.
Wir waren im Sommer 1997 auf der Insel Korcula und ich erinnere mich noch sehr gut, wie wir auf der Rückfahrt in Veliki Ston angehalten haben.
Dort wo heute die Polizeistation und der große Parkplatz sind, war ein großes provisorisches Lager aus Wohnwägen und Zelten. Es sah aus wie ein Flüchtlingslager- an so etwas dachten wir auch zuerst, hatten wir doch 1995 ähnliches in der Gegend von Zadar ( in Zaton) gesehen.
Kinder rannten herum, Wäsche hing auf den Leinen: in diesem Lager vor den Mauern von Veliki Ston waren die Bewohner des Ortes untergebracht.
Wir gingen in die Gassen des Ortes.
Es war fast nicht möglich, dort entlangzugehen- die Stadt war ein großer Trümmerhaufen, überall lagen Steine, zum Teil große Mauerteile, manche Fassaden waren teilweise eigestürzt, viele Mauern hatten zum Teil breite Risse.
Ich habe damals nicht fotografiert – heute wären es sicher Zeitdokumente – aber an diesem Tag konnte ich es einfach nicht.
In den Gassen saßen Menschen vor den Trümmern, Männer räumten Wege frei, es war fast totenstill - eine bedrückende, traurige Atmosphäre.
Die Aufräumarbeiten waren noch nicht sehr weit vorangekommen – 1 ½ Jahre nach dem Kriegssende fehlte es an vielem.
Wir waren in der Zwischenzeit schon oft wieder auf dem Peljesac – aber immer halten wir in Ston an.
So auch im Herbst dieses Jahres.
Vieles ist sehr schön wieder aufgebaut- die Restaurants und Cafebars laden zur Einkehr ein- Ston lebt wieder.
Sogar die Mauer, die Veliki und Mali Ston verbindet, ist seit 2009 durchgehend wieder begehbar.
Ich machte mich dieses Mal auf den Weg durch den Ort, um nach Spuren des großen Erdbebens von 1996 zu suchen.
Jedem Besucher fällt zunächst die Kirche auf. Sie steht noch so , wie sie nach dem Erdbeben aussah.
Ich weiß nicht, ob sie wieder aufgebaut werden wird. Vielleicht bleibt sie auch als Denkmal so stehen.
Sv Vlaho ( Sankt Blasius
Viele der alten Steinhäuser in den Hauptgassen wurden wieder aufgebaut. Manchmal sind es allerdings nur die Fassaden , die wieder aufgerichtet wurden – dahinter ist es noch leer.
Wenn man genau hinschaut, sieht man oft, dass nur das Erdgeschoss bewohnbar ist. Hinter den Fenstern der oberen Stockwerke sieht es oft noch unvollständig aus.
In den Nebengassen sind noch nicht alle Ruinen weggeräumt.
Selbst der Kochtopf liegt noch im eingestürzten Treppenhaus.
Der Rektorenpalast ist erst seit wenigen Jahren wieder vollständig restauriert.
So sah es 2007 dort aus
So im September 2011
Hier noch ein paar Eindrücke von dem wiederaufgebauten Veliki Ston wie ich es im September 2011 erlebte.
Der Alltag ist eingekehrt
Die Touristen haben Ston wiederentdeckt.
Der Hauptplatz „Placa“ mit zahlreichen Cafes .
Der ehemalige Bischofspalast , heute mit einem kleinen Lapidarium
Die Fassade eines reich geschmückten Hauses, in dem der Maler und Schriftsteller Frano Angelo Radovani geboren wurde.
Früher war dies die Kanzlei der Republik Dubrovnik- heute befindet sich unten eine Bank.
Das Gebäude daneben scheint noch nicht bewohnt zu sein.
Der Kirchturm des Franziskanerklosters blieb beim Erdbeben weitgehend unversehrt.
Die inzwischen wiederaufgebaute Mauer
Die Salinen vor der Stadt wurden durch das Beben von 1996 nicht beeinträchtigt- Sie stammen noch aus der Zeit der Republik Dubrovnik und sicherten damals den Ragusern hohe Einnahmen.
Sie wurden vom Kastell, dem Veliki Kastio bewacht.
s. mein Bericht über Ston von 2007
http://www.adriaforum.com/kroatien/threa…ubrovnik.48113/
Noch heute wird dort mit viel Handarbeit und Muskelkraft Salz gewonnen.
Im September 2011 konnte ich dies beobachten
In einem von der Sonne fast ausgetrockneten Becken schoben Arbeiter die Salzkruste zusammen.
Mit Schaufeln wurden kleine Wagen mit dem schneeeeweißen Salz befüllt
Die schweren Wagen wurden auf Schienen geschoben
Diese Wagen fuhren zu einer schrägen Rampe.
In einem Holzgebäude in der Nähe der romanischen Kirche der Jungfrau von Luzina wird das Salz weiterverarbeitet und verpackt.
Durch Kanäle und nach einem bestimmten System werden die leeren Becken wieder mit Salzwasser befüllt.
Einen Tag später stand das Wasser wieder in dem Becken.
Ston ist auf alle Fälle einen Besuch wert.
Und wenn man etwas über das Schicksal der Stadt weiß, so steht man mit Bewunderung und Respekt vor den restaurierten Gebäuden und wiederaufgebauten Mauern.
ELMA