Ich verlasse irgendwann am Nachmittag Schloss Granitz in Richtung Binz. Es regnet nur einmal, aber das den ganzen Tag. Irgendwann, es ist schon Abend, beschliesse ich, mir die Tauchgondel in Sellin anzugucken, die ist wenigstens regendicht abgeschlossen.
Wenigstens bin ich nicht die lange und dabei regennass-glitschige Seebrückentreppe runtergefallen - an guten Tagen funktioniert sogar der Aufzug, aber heut ist in mancher Hinsicht kein guter Tag. Bis die Tauchgondel öffnet, sind meine Jeans am unteren Ende der Regenjacke auch schon etwas durchgefeuchtet.
Ich löhne also meine acht Euro und lasse mich bis vier Meter unter die Wasseroberfläche absenken. Um uns herum ist graues Seewasser mit ein bissl Dreck, das Meeresgetier lässt auf sich warten bzw. hat schon Feierabend. Dafür bekommen wir einen Film über die Tiefsee zu shen, alles schon bunt und eindrucksvoll und, grad was die Gefährdung dieses empfindlichen Ökosystems betrifft, auch sicher richtig und wichtig, aber den hätte man auch oben angucken können. Acht Euro für eine halbe Stunde Kino - naja.
Irgendwann sind wir wieder oben und werden in den Regen entlassen. Ich rechne mir aus, dass bis ich am Bahnhof und dann mit dem Roland in Baabe bin, es vielleicht 22 Uhr ist, und die meisten Restaurants dicht haben bzw. nix mehr zu futtern. Also esse ich etwas im Seebrückenrestaurant und bestelle mir dann ein Taxi, denn der letzte Roland ist inzwischen abgedampft.
Nix war's mit Taxi ! Alle Rügener Taxler stehen in Ralswieck bei den Störtebecker-Festspielen und haben bei dem Regen gut zu tun - da ist keine Zeit für einen einsamen Seebrückentouristen in Sellin. Der Barkeeper schenkt mir einen Regenschirm, den ein anderer Gast vergessen hat, und ich stürze mich in die Fluten.
Bis Baabe sind es fünf Kilometer, kurz nach Mitternacht bin ich im Quartier, und trotz Schirm und Regenjacke ist kein Faden an mir mehr trocken.