Funchal und im weitesten Sinne mit Umgebung
Eigentlich sollte es ja in die Hauptstadt, Funchal, gehen. Aber wir hörten noch von einem Festchen in direkter Nähe , in Camacha.
Es liegt ungefähr auf 700 m und die Nähe zu Funchal machte die Gegend im vorigen Jahrhundert zum bevorzugten Standort für die Landhäuser der reichen englischen Kaufleute, deren Vorliebe für Flechtwaren zum Aufbau einer Korbindustrie führte.
Auf dem Hauptplatz, dem Largo da Achada, fand eben dieses Festchen statt.
Und hier wurden auch diese Korbmöbel ausgestellt.
Attraktion war aber, das Grillen von Eskepada.
Ihr erinnert euch an meinen Bericht:
"Espetada, es ist ein großer Stecken, der meist in der Tischmitte steckt und darauf werden riesige Grillstücke gesteckt. Die vorher auf Holzfeuer gegrillt werden.
Die Besonderheit ist, dass der Stecken meist aus Lorbeerholz besteht. Obendrauf kommt eine Knoblauchbuttermischung und die tropft mit dem saftigen Rindfleisch auf einen unterlegten Teller.
Ein Traum.
Nicht zu verwechseln mit dem Hauptfisch rund um Madeira, den Espada, ein schwarzer Fisch, der aber sehr weißes wunderbares Fleisch zum Genießen hat."
Hier wurde an vielen Stellen höchst einprägsam gegrillt. Stellt euch eine große Regentonne vor, schneidet die in der Länge nach durch, und legt auf die Öffnung (kann auch klappbar , für Ober-und Unterhitze sein) die an Lorbeer Stecken aufgereihten Fleischbrocken .
Sehr originell, für die Handwerker unter euch, leicht nachzumachen. (wahrscheinlich mit Eisenstecken vierkantig, aber ca. 1 m hoch).
Ein Foto finde ich nicht mehr, aber wir haben bei der Auffahrt zum Arieiro in einem Lokal eben diese Köstlichkeit bestellt.
Bei letzterem Bild musste ich ausnahmsweise mal nur grob was übertünchen. Aber man sollte den Spieß auch von der Seite sehen.
Schließlich auf der Fahrt nach Funchal gibt es herrliche Ausblicke auf das Meer.
Abgesehen von einem Stadtrundgang , führte uns der Weg direkt zur berühmten Markthalle.
Durch den Fliesen geschmückten Eingang,
(wie ihr wisst, gibt es in ganz Portugal diese herrlichen Fließen , sie nennen sie Azuleijos ( ausgesprochen Asuleischos)
gelangt man in einen schönen, gepflasterten Innenhof, wo die Blumenfrauen ihre Ware anpreisen.
Ein wildes Treiben um einen herum. Herrlich. In der oberen Galerie Obst und Gemüse.
Im hinteren Gebäudeteil wird es streng, geruchsmäßig.
Hier ist der riesige Fischmarkt, mit Espada, dem schwarzen Degenfisch,
dem Thunfisch und weiteren Sorten (mit dem teuren , weil probiert Red Snaper)
Im Anschluss kann man dann , was sich wirklich lohnt, in den Seitenstraßen die vielen winzigen Läden und Werkstätten aufsuchen. Überall gibt es dann auch den Madeira Wein. Immerhin zwischen 17 und 22 %. Da heißt es, zumindest im Alter aufpassen.
Schön anzusehen übrigens beim Nachsehen in Läden, wenn sie den Wein, sehr dekorativ teilweise, abgesperrt hinter eisernen Gittern anbieten. Verstaubt und elendig teuer , soll Alter signalisieren.
Dann kam unser Ausflug ins Reid`s. Ihr kennt ja die Geschichte. Hier wird nicht nur der sog. 5 Uhr Tee zelebriert mit Schaulaufen und Gesehen werden.
Wie gesagt , vielleicht ist das ja jetzt schon gelockert, die terrassenförmigen Gartenanlagen sind ein Juwel für sich.
Wer in Funchal war, kann sich auch dem Monte nicht verschließen. Man kann auch mit dem Auto hinauffahren, was wir getan haben. Und oben sich die Attraktion schlechthin ansehen, das Korbschlittenfahren.
Ehrlich gesagt, uns war das zu teuer. Es kommt auch darauf an, welchen Lenker man erwischt, teilweise sind sie recht lustlos. Aber ein unglaublicher Auftrieb. Abenteuerlich ist es allemal.
Übrigens wäre es nicht schlecht, für Fahrten zum Blandy`s Garden und auf den Monte
Tage zu wählen, an denen die Südküste frei von Wolken ist.!
Gleich daneben ist der Botanische Garten, den wir besucht hatten. Nicht schlecht für den Herbst.
Weiter ging die Reise zuerst hinunter zum Fischerdorf , Camara de Lobos, eine der ältesten Siedlungen Madeiras.
Und führte uns durch üppige Bananenplantagen , hier ein Auszug nur
hinauf zum Gabo Girao, der als einer der höchsten Steilküsten der Welt gelten soll. Immerhin fällt der Fels 580m steil ab. Davon überzeugten wir uns auf dem Aussichtsbalkon.
Beeindruckend ist natürlich wenn man die waghalsige Anlage kleinster Terrassenfelder in den kaum zugänglichen Nischen der Steilwand sieht.
Nach Berichten sollen sich noch heute, weil zu Fuß nicht erreichbar, mutige Männer an den Seilen von der Felskante herablassen um die winzigen Parzellen per Hand zu bearbeiten.
Abschließend möchte ich noch einen Ausflug in das Curral das Freiras erwähnen.
Der kleine Ort bedeutet Stall der Nonnen. Daher heißt das Tal auch Nonnental.
Da gibt es natürlich auch eine Legende, dass die Nonnen um 1566 französische Korsaren vom Plündern abhalten konnten, während sie im Schutz des abgelegenen Curral Tal`s das Ende des Überfalls abwarten konnten.
Bekannt ist laut Werbung der Kirsch-, Kastanien und Walnusslikör, vom selbigen Obst und Kastanien anbau.
Auch hier wieder gut sichtbar in der Mitte, die in den Fels geschlagene Straße.
Wobei wir mit dem letztem Bild noch einen Übergang finden, der uns zu der Anfangs versprochenen kleinen Geschichte leitet.
Wie man sieht, brennt es auch auf Madeira zur gerechten Zeit. Auch wenn die Lorbeerbäume nicht wie Zunder brennen, so kann auch ein Großbrand solche Flächenrodungen verursachen.
Genau 2 Tage vor dem Urlaubsende wachte ich in der Nacht um 3 Uhr früh auf, weil draußen ein Riesenkrach war.
Um nachzusehen, öffnete ich die Holzläden und es traf mich fast der Schlag.
Ganz ehrlich, liebe Foris, und deshalb auch die Bilder der Unterkunft am Anfang (insbesondere das, als wir zwei auf der Terrasse saßen), bis 3 Meter vor dem großen Baum schlugen Flammen 5m hoch und verursachten das Prasseln.
Ich fasste zuerst meine Gedanken, weckte Cilli auf, bat sie ,sofort den sog. Alarmkoffer zu packen, also Papiere, Geld und das Nötigste hinaus auf die Betonfläche , wo der Wagen parkte, zu bringen.
Ich sauste hinaus, niemand war noch auf, was mich angesichts des Prasseln`s schon verwunderte und schrie mal kräftig Feuer.
Lustig, oder wie man es sieht, war, dass aus dem anliegenden Appartement nur das junge Mädchen kam.
Alles stand ratlos herum auch der Besitzer selber, der inzwischen mit Gartenschlauch bewaffnet das kläglich fließende Wasser in die angrenzende Macchia goss.
Ich nahm mir ein Herz , und bat darum , er solle das Rinnsal stehen lassen und sofort allen die Wasserhähne zeigen und alle Kübel auszuteilen. Eine zweite Gruppe bat ich zu mir, um eine Wasserkette aufzubauen.
Das klappte dann schon, angesichts der bedrohlichen Feuerwand.
Ich stellte mich an die Front nur 2 m , mein Gott war das heiß, vom Brandherd weg und schleuderte die ersten Wasserkübel Füllungen auf den Baum und übergoss auch mich, damit dieser und meine spärlichen Nachtkleider nicht Feuer fingen.
Wobei einer der sich wichtig machen wollte, „ man braucht mehr Wasserdruck „ leider im Weg stand, war wirklich keine Absicht, und beim schnellen Herumdrehen die Kübel Füllung in Kopfhöhe ab bekam.
So gliederte sich auch der schnell in die Reihe.
Das dauerte so 2 Stunden, dann war im unmittelbaren Bereich die Gefahr gebannt. Wir hatten das unverschämte Glück, dass eine Steinmauer einen Bodenbrand verhinderte.
Zwischenzeitlich kaum auch die Feuerwehr von Camacha vorbei, sah dass hier was geschah und verzog sich, weil oberhalb der halbe Wald brannte.
O.K, das in Kurzform.
Am nächsten Tag, es stank alles fürchterlich nach Rauch, auch im Zimmer waren die Ruß Flecken
(sogar der Kofferinhalt der großen Koffer, roch noch nach Rauch) gab es noch ein Abschiedsessen das vom Besitzer spendiert wurde. Ich wurde dabei zum Brandmeister ausgerufen , lach.
Wobei mir das Lachen im Hals stecken blieb am Vorabend.
Ergebnis:
Oben war es Brandstiftung und bei uns eine weggeworfene Zigarette.
Der junge Mann traute sich tatsächlich nicht heraus und wurde aus Verärgerung von seiner Liebsten geoutet. Wahr wohl nichts.
Der Besitzer, der sich erstmals mit dieser Situation konfrontiert sah, war in Planungen versonnen um in solchen Fällen besser gerüstet zu sein.
Tja, so heiß klang noch kein Urlaub aus.
Insgesamt war es jedoch überaus interessant und wir denken seither, doch mal an Sylvester die Insel zu besuchen, da dort alle Kreuzfahrschiffe mit allem Klamauk im Hafen von Funchal versammelt sein sollen, Riesenfeuerwerk eingeschlossen.
Erlaubt mir noch eine kleine Randbemerkung.
Selbstverständlich gibt es nicht nur in Funchal, aber auch, viele Kirchen, Paläste, Museen und Kunstschätze.
Wie immer reicht mir wegen meiner Begeisterung für die Naturschönheiten dafür nicht die zu würdigende Zeit.
Allein schon eine kompetente Erläuterung der Kathedrale Se, ( Se bedeutet soviel wie Bischofssitz) würde die Berichte übermäßig auf blähen.
Vielleicht ist ja die eine oder der andere bereit sich diesen Kronjuwelen der Zeitgeschichte zu nähern und hier einzubringen.
Das war es wieder mal
euer
wallbergler
Übersicht über die drei Teile