Spätherbst im Nordosten der Toskana – Poppi und Sansepolcro
Ende Oktober, Anfang November verbrachten wir eine Woche in der Toskana.
Für die ersten Tage der Reise hatten wir uns eine Region in der nordöstlichen Toskana ausgesucht.
Wie schon oft fuhren wir mit dem Wohnmobil über den Brenner, weiter auf der Autobahn durch die Poebene, vorbei an Bologna, über den Apennin bis in die Nähe von Florenz.
Figline Valdarno war dann auch Ausgangsort der ersten Teils unserer unsrer Rundfahrt.
Zu dieser Jahreszeit sind nur noch wenige Campingplätze geöffnet. Aber Italien ist ein sehr wohnmobilfreundliches Land. Viele Kommunen stellen Stellplätze zur Verfügung, teilweise kostenlos, meistens mit Ver- und Entsorgungsstellen.
Ich hatte mir die lange Stellplatzliste von https://www.camperonline.it/strutture.asp?…regione=Toscana
mit den Stellplätzen in den Provinzen Arezzo und Florenz ausgedruckt, die uns half, jeden Abend einen passenden Übernachtungsplatz zu finden.
Vom Arnotal ging es zunächst nach Westen durch ausdehnte Waldgebiete auf einer schmalen Straße durch den Luftkurort Reggello hinauf bis zur Benediktinerabtei Vallombrosa.
Die Abtei stammt aus dem 15. Jahrhundert und wird sehr gerne von den Florentinern als Ausflugs- und Wallfahrtsort genutzt.
Ihre Lage mitten in ausgedehnten Buchenwälder bietet im Hochsommer sicher einen willkommenen Kontrast zum heißen Florenz.
Der große Fischteich vor dem Kloster stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Herbst!
Auf einer ganz schmalen Straße, bei der wir zum Glück keinen Gegenverkehr hatten, ging es weiter zur Hauptstraße und weiter zur Stadt Poppi in der Region Casentino.
Nahezu feindselig erhebt sich über dem Tal die Burg aus dem 13.Jhd, einst Sitz der mächtigen Guidi.
Erbaut wurde sie unter dem Grafen Simone da Battiolle und im 14. Jahrhundert beendet unter Graf Guido.
Die Festung erinnert ein wenig an den Palazzo Vecchio in Florenz.
Ihre Bedeutung hat die ehemals bedeutende Festung schon lange verloren – auch liegt das Städtchen heute nicht mehr an einer Hauptverbindungsstraße.
Vor einigen Jahren gab es noch rund 6000 Einwohner. Es sollen jedoch immer weniger werden.
Am Rande der Altstadt gab es einen großen Parkplatz, auf dem wir auch bequem hätten übernachten können.
Ein wenig oberhalb betritt man durch das Stadttor die Altstadt von Poppi.
Auf dem höchsten Punkt steht der Palazzo.
Im Innenhof befinden sich sehr schöne Wappen, ein prächtiger Treppenaufgang und Holzbalkone.
Moderne Skulpturen im Burggarten
Der Blick ins Land.
Ganz in der Nähe, in der Ebene von Campaldino fand 1289 die bekannte Schlacht zwischen den Welfen von Florenz und den Gibellinen von Arezzo statt, an der unter anderem auch der vierundzwanzigjährige Dante Allighieri teilnahm.
Das Schloss ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts Sitz der "Biblioteca Rilliana" und in Gemeindebesitz. Es wird für Ausstellungen, als Museum und als Ort für verschiedene Kursangebote genutzt.
Blick zum Ort mit der Pfarrkirche San Lorenzo
Der Ort mit seinen typischen, von Laubengängen begrenzten Strassen entstand um das Schloss herum und ist im Laufe der Jahrhunderte nahezu unverändert geblieben. Poppi gehört heute zu den besterhaltenen, mittelalterlichen Städten Italiens.
Am oberen Ende der Straße steht das Oratorio della Madonna del Morbo aus dem 17.Jhd, eine sechseckige barocke Kirche.
Am unteren Ende der Straße trifft man auf die Kirche San Lorenzo, die auf Befehl von Guido II erbaut wurde.
Typisch ist der in vielen Kirchen der Toskana verwendete zweifarbige Marmor.
Es war noch zu früh am Tag , um hier zu bleiben. Wir warfen nochmals einen Blick auf das alte Städtchen und setzten unsere Fahrt Richtung Westen dort.
Poppi liegt im Arnotal und wir wollten hinüber ins Tal des Tiber.
In endlosen Kehren wand sich die Straße durch dichte Buchenwälder wieder hinauf bis auf fast 1000m Höhe. Dort oben bei Chiusi della Verna befindet sich eine Höhle ,in der der Heilige Franziskus seine Stigmata erhielt.
Es ist heute ein Franziskanerkloster und ein sehr besuchter Wallfahrtsort.
Vielleicht waren wir enttäuscht von den vielen Verbotsschildern, der lauten, geschäftigen Atmosphäre mit zahlreichen Souvenir- und Devotionalenbuden, den zahlreichen Wallfahrtstouristen… und als wir schließlich Probleme hatten, einen Parkplatz zu finden, verließ uns die Neugier, diesen Ort zu besuchen.
Es war schon recht spät, als wir in dem kleinen Ort Pieve Santo Stefano ankamen.
Meine Stellplatzsammlung gab mir an, dass wir hier einen Übernachtungsplatz finden würden.
Es handelte sich um einen kleinen, eingezäunten Platz am Ortsrand, wo wir willkommen waren. Nach einem Spaziergang in dem kleinen Städtchen und einem Glas Wein in einer kleinen Bar im Ortszentrum verbrachten wir eine ruhige Nacht auf diesem Platz.
Der nächste Morgen brachte dicken Nebel, der uns auf der ganzen Strecke bis kurz vor Sansepolcro am Tiber nicht verließ.
Sansepolcro hieß uns willkommen mit einer großzügigen Beschilderung, die uns zu einem großen Wohnmobilparkplatz führte. Ein Platz mit kostenloser Wasserversorgung und mit einem WLAN Netz.
Auch hier: Wohnmobile willkommen!
Von solcher Gastfreundschaft waren wir sehr angetan und unternahmen einen langen Stadtrundgang mit ausgiebigem Frühstücken in einer Bar.
Sansepolcro ist in dieser relativ dünn besiedelten Region mit seinen rund 16 000 Einwohner ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum.
Eine Stadtmauer umgibt die Altstadt.
Die Stadt war sicher einmal reich – herrschaftliche Paläste, Wohntürme und zahlreiche Kirchen zeugen vom ehemaligen Wohlstadt der Stadt. In Sansepolcro steht die bedeutendste Pastafabrik Italiens, Buitoni, die der Stadt sicher auch heute Einkommen ermöglicht.
Die Ursprünge von Sansepolcro gehen zurück bis ins 10. Jahrhundert , als zwei Pilger, Arcano und Giles dort wo heute der Dom steht eine Kapelle errichteten.
Zentrum der Stadt ist die Piazza Torre di Berta.
Unweit davon der Dom
Im Inneren des Doms
Blick in die Kuppel
Ein Kruzifix aus Holz aus dem 10, Jahrhundert.
Ein Tabernakel aus weißem Marmor
Einige Schritte weiter steht der Palazzo delle Laudi von 1595, heute Municipio (Rathaus)
Sansepolcro war auch Zentrum der Herstellung von Klöppelspitze. Gegenüber des Municipio ein Denkmal für die Klöppelschulen.
Spaziergang durch die Gassen der Stadt.
Werkstatt vor der Haustüre.
Altes Mauerwerk
Diese Gassen sind weder Einbahnstraßen noch für Autos gesperrt.
Das obere Stadttor
Die Franziskanerkirche befindet sich außerhalb der Stadtmauer
Alltag in Sansepolcro: Ein Kindergarten beim Ausflug – so geht kein Kind verloren…
Obwohl die Stadt sympathisch und der Stellplatz verlockend war, setzten wir an diesem Tag unsere Fahrt noch fort bis in die Nähe von Arezzo.
Ein Bericht über Arezzo ein anderes Mal.
ELMA