Der vergangene Freitag war in Deutschland der Nationalfeiertag anläßlich der Wiedervereinigung vor 35 Jahren. Hans und Klaus und ich, gemeinsam sind wir 211 Jahre alt, haben es an diesem Tag gewagt noch vor dem ersten ausgiebigen Schneefall eine ausgedehnte Wanderung auf einen für uns unbekannten Berg im Graswangtal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu unternehmen. Die Kuchelbergspitze hat es mit ihren 2020 Höhenmetern in sich weil der Steig dort hinauf nicht nur im Schwierigkeitsgrad T4 ausgewiesen ist, sondern auch insgesamt 16,5 Kilometer und ein Höhenunterschied von 1100 Metern zu bewältigen ist. Wir haben es jedenfalls ohne Ausfälle oder Schwierigkeiten geschafft den Gipfel dieses kaum bekannten Berges zu erklimmen.
Ich war vor einigen Wochen ja bereits in der Gegend unterwegs und habe damals erst auf dem Rückweg unserer Wanderung den versteckten Einstieg gefunden. Es sollte sich im Laufe des Tages zeigen, daß der Weg so gut wie nicht markiert ist. Wenn man jedoch aufpasst findet man auch den mal mehr und mal weniger ausgetretenen Pfad bis zum Gipfel.
Wanderung auf dem Fürstenweg im Graswangtal
Es war ein sonniger warmer Tag…

Am Freitag war es erheblich kälter als vor drei Monaten in dieser Gegend. Wir starteten trotz Sonne am Himmel, durch den Wald war es meist schattig, mit Mütze und Handschuhen bei Temperaturen knapp über Null Grad. Da läuft man automatisch etwas flotter als sonst.
Nach einer Dreiviertelstunde verlassen wir den Forstweg. Von da an gehts durch den Wald nach oben. Es wird wärmer und durch die Steigung wird es auch uns wärmer. Im Zwiebelprinzip entledigen wir uns der warmen Kleidung und verstauen auch die Jacken im Rucksack.
Nach etwa drei Stunden haben wir die Forsthütte unterhalb der Baumgrenze erreicht. Nun gibt es erst einmal eine Brotzeit.
Durch das Fenster hat man einen Blick ins Innere.
Kaltes Quellwasser steht uns auch zur Verfügung.
Das mißgebildete Geweih eines Rehbocks ziert die Fassade.
Es gibt noch eine zweite Schutzhütte auf diesem Weg. Dort rasten wir kurz um etwas zu trinken.
Es blüht noch so manches hier am Berg.
Mit zunehmender Höhe ergibt sich ein Blick auf die südlich gelegenen Berge des Karwendel.
Wir erreichen den Bergrücken welcher in niedriger Höhe von Latschen bedeckt ist.
Jetzt wird der Weg anspruchsvoller. Hier sind wir heraufgekommen und nun gehts einige Zeit am Grat oder etwas unterhalb entlang.
Inmitten des hellgrünen Flecks da unten liegt Schloß Linderhof. Hier oben hingegen liegt der erste Schnee.
Wegen dem leichten Wind haben wir uns wieder etwas wärmer angezogen. Ich entdecke ein Tier welches ich bei den Temperaturen in der Höhe nie und nimmer vermutet hätte.
Teilweise habe ich Handyempfang am Berg und so frage ich nach bei Johannes56 . Der bestätigt meinen Verdacht, daß es sich bei der Schlange um eine Kreuzotter handelt.
Sehr schnell ist sie zwar nicht. Anscheinend hat sie sich erst etwas von der kalten Nacht in der Sonne aufgewärmt. Und doch komme ich ganz nahe ran um Fotos zu knipsen. Welche Beute mag das Reptil hier oben im Herbst wohl erwischen? Eine Blindschleiche hätte ich vielleicht noch gefangen. Aber bei der Giftschlange sollte man doch vorsichtig sein.
Silberdisteln sind auch nur geöffnet wenn die Sonne die Blüte wärmt. In der baumlosen Höhe ist das der Fall.
Ganz da hinten ist unser Ziel zu erkennen.
Hier sieht man deutlich, daß am Nordhang bereits etwas Schnee liegt. Links von Hans erkennt man den Steig. Danach gehts auf der anderen sonnigen Seite des Berges bis zum Gipfel.
Mehr als vier Stunden sind wir jetzt unterwegs. Der Rest ist auch noch zu schaffen.
Der Berg beeindruckt durchaus von dieser Stelle.
Schließlich haben wir es geschafft. Handyempfang gibt es erstaunlicherweise auch noch da oben.
Wir stoßen wie üblich mit einem milden Gipfelschnaps auf das Erreichte an. Dann das übliche bestehend aus der Eintragung ins Gipfelbuch, einer Brotzeit und der Betrachtung der umgebenden Berge.
Theoretisch könnte man von hier aus noch weiter auf den Kuchelbergkopf gehen. Den sehen wir in der Mitte des Bildes. Uns jedoch reicht diese anstrengende Tour. Schließlich sind wir ja schon "über 200 Jahre alt"
Nein, kalt ist es nicht hier oben. Und doch sind die Tage Anfang Oktober kurz weshalb wir uns nach einer Dreiviertelstunde auf den Rückweg machen.
Das Gipfelkreuz ist übrigens aus Aluminium und recht klein. Kein Wunder, hat das doch irgendjemand hier bis auf die Bergspitze geschleppt und wetterfest verankert.
Wer genau hinsieht kann rechts im Bild auf der Zugspitze das Schneefernerhaus entdecken.
Auf diesem Bild ist Deutschlands höchster Berg im Zentrum zu sehen.
Meine App am Handy erkennt den Berg allerdings unter der japanischen Bezeichnung.
Der Rückweg ist natürlich erwartungsgemäß weniger beschwerlich. Dafür wurden die Füße unten am Fortweg dann doch etwas schwer.
Am Auto werden die Schuhe gewechselt und am Heimweg gibts in Unterammergau noch ein Bier in einer Gastwirtschaft. Damit ist für mich das Programm der großen Bergwanderungen für dieses Jahr wohl beendet. In den kommenden Tagen wird Schnee erwartet und damit kann man sicher nur noch niedrigere Ziele in den Bergen ansteuern.
jürgen