Warum wandert eigentlich kaum jemand auf den Hochschergen? Dieser kaum bekannte Berg von gerade mal 1395 Metern Höhe befindet sich in der Nähe von Unterammergau. Man fährt mit dem Pkw zum Parkplatz an der Halbammer beim Weiler Unternogg und dann geht’s los.
Es liegt wohl daran, dass man sowohl auf dem Weg zum Gipfel als auch vom Gipfel selbst nur eine ganz schlechte Weitsicht hat. Praktisch der gesamte Weg führt durch den Bergwald. Auf der anderen Seite sind etwa 90 % der Strecke auf einem meist moderat ansteigenden Forstweg zu gehen. Das ist doch auch nicht sonderlich anstrengend. Gut, die Beschilderung und die Wegmarkierung lässt sehr zu wünschen übrig. Und doch haben wir es gestern gewagt und sind immerhin in 2 1/4 Stunden vom Parkplatz aus bis zum Gipfel gewandert. Sowohl am Hin- als auch am Rückweg haben wir niemanden getroffen. Nicht einmal die allgegenwärtigen hochmotorisierten E-Bike waren auf diesem Weg zu finden.
Das ist das frisch renovierte Forsthaus Unternogg.
Auch der Anbau ist neu. Beim Blick durchs Fenster habe ich glaublich eine Brauanlage entdeckt. Ich bin gespannt, ob das hier vielleicht eine Gaststätte wird.
Leider mussten wir von diesem Parkplatz aus zuerst einmal auf einer Teerstraße eine gute viertel Stunde in Richtung Altenau laufen. Dann geht es rechts weg über Wiesen auf einen guten Forstweg.
Glücklicherweise läuft man fast ausschließlich im Schatten der Bäume, was jetzt im Sommer bei hohen Temperaturen natürlich angenehm ist.
Solche Durchblicke sind relativ selten auf dem Weg.
Auch gibt es kaum Möglichkeiten, sich für eine Rast hinzusetzen.
Um diesen Wegweiser zu entdecken und auch lesen zu können, braucht es schon ein geschultes Auge.
Für Forstarbeiten lagert entsprechendes Gerät und auch Holz am Rande der Wege.
Und wieder ein Wegweiser, den man nicht so recht trauen kann.
Aha, hier geht es also weiter. Der Pfad ist nicht zu erkennen, weil er einfach wenig begangen ist. Rote Markierungen an einzelnen Bäumen sind fast verblasst.
Nun wird es steiler und der Orientierungssinn ist gefragt. Im Großen und Ganzen hilft mir dabei meine App Maps.me.
Das ist eine Tränke vor allem fürs Wild.
Es geht steil bergan, und meine Gattin fängt an zu maulen. „Du immer mit deinen Geheimtipps!“
Die Forststraße soll wohl irgendwann noch mal weiter ausgebaut werden, um auch Holz ernten zu können, welches sich in größerer Entfernung befindet.
Schließlich sind wir oben und sehen ein ziemlich großes Gipfelkreuz. Zudem gibt es hier viele Sitzmöglichkeiten. Der Ausblick allerdings ist so gut wie nicht vorhanden.
Zur Brotzeit gehört natürlich auch dank einer mitgeführten Kühltasche ein kaltes Bier.
Dieser Schwalbenschwanz flattert die ganze Zeit um uns herum. Anscheinend wohnt er hier oben. Mir gelingt tatsächlich eine gute Aufnahme wie er auf dem Gipfelstein sitzt.
Etwas abseits vom Gipfel findet sich dann doch noch eine Stelle, wo man einen Weitblick genießen kann. Hier hat anscheinend die Dorf Jugend für das anstehende Johanni Feuer einen großen Scheiterhaufen aufgeschichtet.
Ich entdecke eine Feuerstelle, zwei Grillroste und eine Alukiste im Baum, in welcher wohl wichtige Dinge für das anstehende Fest gelagert werden.
Auch ein Unterstand für schlechte Witterung wurde hier gebaut. Der dürfte allerdings eine Dauereinrichtung sein, weil möglicherweise diese Feuer mehrmals im Jahr angezündet werden. Möglich ist in der Gegend auch ein Sonnwendfeuer im Dezember.
Nun können wir doch noch ins Alpenvorland von hier oben schauen. Wir sehen den Starnberger See und den Ammersee sowie den Hohenpeißenberg.
Ich mache mir Gedanken wie denn das schwere Holz hier auf den Berg hinauf gekommen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die zentnerschweren Holzscheite getragen wurden. Vielmehr ist denkbar, dass man für dieses Feuer und das benötigte Holz zeitweise eine Drahtseilbahn aufgebaut hat, wie sie zum Transport von Baumstämmen von den Bergen ins Tal verwendet wird. Dazu spannt man das Drahtseil um den Stamm eines starken Baumes oben am Berg und befestigt das andere Ende an einem mit Betongewichten beschwerten Traktor weiter unten. Dann wird das Seil gespannt und mithilfe einer Seilwinde und einem zweiten Drahtseil kann man Holz transportieren. So hat man es wohl auch hier gemacht weshalb ich nach einem einfacheren Pfad hinunter zum Waldweg suche, wo diese Zugmaschine den Standort hatte. Wir werden fündig, und so gelangen wir relativ schnell und einfacher als am Herweg auf einen befestigten Forstweg.
Dort oben waren wir.
Der Durst ist groß und so legen wir am Rückweg noch mal einen Stopp an der mit dem Fahrzeug erreichbaren Alm Oberschönegg ein.
Dort hat eine Käserei ihren Sitz die mehrere Verkaufsstellen in der Region betreibt.
Eine tolle einsame Bergtour war das. Die hohe Temperatur hat uns aufgrund des schattigen Waldes weniger gestört. Etwa 550 Höhenmeter und ungefähr 18 km Wegstrecke waren das bei dieser Tour.
Jürgen