Der Titel klingt als würde ich das Motorrad fahren aufgeben. Nein, dem ist natürlich nicht so. Aber ich habe meine mittlerweile 24 Jahre alte BMW GS 1150 durch eine moderene Maschine des selben Herstellers ersetzt. Tatsächlich ist es wohl so, daß die meisten Biker, die einmal eine GS gefahren haben bei diesem Motorradtyp bleiben. Nicht umsonst ist dieses Modell seit etwa 20 Jahren das meistgekaufte Motorrad in fast allen europäischen Ländern.
Die alte GS hat nun 131.000 km auf dem Tacho und soll verkauft werden. Die neue hat nicht nur erheblich mehr Leistung, 125 PS braucht man eigentlich nicht, aber auch elektronische Helferlein die das Fahren grundsätzlich sicherer machen sollen. Dazu gehören spezielle Programme für das Fahren bei Regen, schlechten Straßen, im Komfort- oder Sportmodus. Dann auch LED Licht. Ich will das neue Bike noch mit Sturzbügeln als Schutz für den Motor und zusätzlichen LED Scheinwerfern links und rechts ausstatten lassen um die Sichtbarkeit für andere zu erhöhen. Angesichts meines Alters gehe ich davon aus, daß dies mein letztes Motorrad sein wird.
Doch nun zur Abschiedstour mit der alten BMW. Am Dienstag war es trocken, sonnig und fast zu heiß. Allerdings hatte ich vor ins Gebirge zu fahrn. Weiter oben ist es natürlich kühler. Ich fuhr zuerst über wenig befahrene Landstraßen nach Immenstadt. Dort kann man nur mit dem Motorrad oder Fahrrad direkt in der Stadt parken. Folglich ein paar Bilder aus der Allgäuer Provinzstadt.
das Rathaus
St. Nikolaus
Ein Brunnen mit Ziegen
Der Ziegenhirte
Die Erklärung wird gleich vor Ort mitgeliefert.
Weiter ging es über Oberstaufen in den Bregenzer Wald. Von Riefensberg aus wollte ich die Straße hinauf zum Skigebiet Hochhäderich erkunden. Im April haben wir bereits eine Wanderung hier unternommen.
Wanderung zum Kojenstein in Vorarlberg
Riefensberg…

Im Hintergrund sieht man ein Hotel welches wohl nur im Winter geöffnet ist. Das kleine Skigbiet Hochhäderich befindet sich rechts davon.
Unter mir erkennt man das Gebiet um den Fluß Bolgenach. In der Ferne ist der Bodensee zu sehen.
Über Hittisau und Lingenau geht es nun durch den Bregenzer Wald nach Egg.
Sutterlüty ist eine regionale Kette von kleinen Supermärkten. Der Name klingt schwyzerdütsch und wer sich mit den Bewohnern der Gegend unterhält könnte den Eindruck gewinnen, daß man sich in der Schweiz befindet. Der Vorarlberger Dialekt ist für Österreicher aus anderen Bundesländern schwer verständlich, für Deutsche sowieso. Ich als Allgäuer habe es da jedoch relativ leicht weil gewisse Parallelen vorhanden sind.
Seltsame Skulptur im Kreisverkehr
In Andelsbuch kaufe ich mir etwas zu Essen und zu trinken. Dort fällt mir dieses stillgelegte Gasthaus auf.
In Au an der Bregenzer Ache geht es jetzt hinauf in die Berge nach Damüls.
Das liegt über 1400 Meter hoch und ist im Winter als Skigebiet bekannt. Vorher darf ich länger an einer Baustellenampel rasten.
Ich halte mich links und fahre durch eine lange Galerie immer weiter nach oben.
Die folgenden 100 Kilometer habe ich wenig Verkehr. Ab und zu begegnen mir andere Motorradfahrer.
Die Holzhäuser bei Damüls kann man als Ferienunterkunft mieten.
Kurzer Stopp am Faschinajoch. Nun geht es über viele Kurven nach Fontanella und weiter hinab ins Große Walsertal.
Ab Thüringerberg nehme ich die später einspurige Straße über Schnifis auf den Dünser Berg.
Johannes Nepomuk neben dem Gemeindeamt im Schnifis.
Eine Tafel weist mich darauf hin, daß es wegen Waldarbeiten zu Wartezeiten bis zu 20 Minuten kommt. Und natürlich muß ich warten. Zusammen mit dem Fahrer einer Schwalbe. Das ist ein Roller aus den Simson Werken in Suhl, Made in DDR.
Langweilig ist das Warten trotzdem nicht weil wir uns mit dem Sicherungsposten unterhalten. Dann geht es weiter hinunter ins Rheintal und über Batschuns und Laterns auf das Furkajoch. Dies ist der Höhepunkt meiner heutigen Tour.
Auch dieser im Winter geschlossene Pass ist im oberen Bereich nur einspurig befahrbar. Glücklicherweise auch hier fast kein Verkehr.
Alpenrosen und auch andere Blumen blühen. Wegen der steilen Straße kann ich jedoch nicht anhalten und das Motorrad sicher abstellen.
Es gibt noch ein paar Schneefelder oben an der Passhöhe. Dort befindet sich Charly, ein Imbiss der fast nur von Bikern aufgesucht wird.
Dort hinten liegt Damüls.
Nach kurzer Rast geht es weiter nach Damüls und wieder hinab ins Tal der Bregenzer Ache.
Sowohl an der Baustelle zwischen Au und Damüls als auch in Schoppernau erwische ich erneut eine lange Rotphase. Mittlerweile ist es spät nachmittags und nicht mehr so heiß, so daß ich in meiner Motorradkleidung nicht mehr schwitze. In Au geht es nun nach Osten auf den Hochtannbergpass.
Klares kaltes Quellwasser ist das was ich nun brauche. Hier erfahre ich von einem Wanderer, daß mich in Warth weiter östlich noch eine weitere Baustelle mit viel Dreck erwartet. Es hilft nichts. Da muß ich durch, wenn ich über Warth und das Lechtal nach Hause fahren will.
Rechts im Bild sieht man bereits Wasser hinabfließen. Später wird die Schotterstraße noch abenteuerlich und doch ist die GS für solche Wege geschaffen.
Der weitere Heimweg dauert noch knapp zwei Stunden über Reutte und Füssen. Schließlich komme ich etwas müde aber voller wunderschöner Eindrücke am frühen Abend nach Hause. 470 km hat die BMW nun mehr auf dem Tacho. Mittlerweile ist sie abgemeldet und wartet auf einen Käufer. Das Kennzeichen hängt schon an der neuen GS. Hoffentlich begleitet die mich so zuverlässig und unfallfrei wie das alte Motorrad.
Ich bin zufrieden, daß so eine anstrengende Tour über ein paar Pässe und viele Kilometer in meinem Alter noch möglich ist. Auf zu neuen Erkundungen in den Alpen und auch Überquerungen dieses Gebirges!
jürgen