Teil b (Mittag bis Abend)
An den Buskett-Wäldern fuhr ich vorbei nach Siggiewi. Ich kam zum Hauptplatz mit der großen und sehenswerten Barockkirche St. Nicholas. Wir hatten gerade mal halb 11 Uhr. Und ich hatte ja schon einiges heute gesehen, was natürlich mit der frühen Aufstehzeit zusammenhängt. Aber ich hatte noch nichts gegessen. Unterhalb der Kirche fand ich ein schönes Café mit dem Namen „Marilu’s“. Zwei junge Damen saßen gemütlich im Schatten und schlürften ihren Kaffee. Das wollte ich auch. Ein Frühstück hier im Schatten war genau, was ich brauchte. Die Chefin im Inneren sprach etwas Deutsch, was sie in der Vergangenheit 5 Jahre lang gelernt hatte. Man merkte es. Hier fühlte ich mich wohl. Wir scherzten gemeinsam. Schließlich bestellte ich hausgemachtes, knuspriges Brot, Spiegeleier, Würstchen und Bacon. Dazu einen Kaffee und einen Orangensaft. Das sah herrlich aus, und so schmeckte es auch. Mit frischen Kräften startete ich einen kleinen Rundgang. Die Gassen waren auch hier festlich geschmückt, wahrscheinlich ebenfalls wegen dem Kirchenfest des Heiligen Paulus. Unter der Kirche steht eine große Statue. Sie erinnert an den Heiligen Nikolaus von Bari. Es war schön, durch die zahlreichen Gassen zu schlendern und all die alten Gebäude zu entdecken. Siggiewi gefällt mir richtig gut.
Barockkirche St. Nicholas in Siggiewi
Schönes Plätzchen zum Frühstücken
Frühstück
Auch die Statue wird geschmückt
Gebäude am Hauptplatz
Geschmückte Gassen
Es war fast Mittag. Ich wollte unbedingt zur Blue Grotto (Il-Hnejja). Das ist ein spektakuläres Höhlensystem in malerischer Küstenlage im Süden Maltas nahe am Wied Iz-Zurrieq. Vom kleinen Dorf aus kann man mit einem Boot durch die Höhlen fahren. Mein erstes Ziel hier war jedoch der „Blue Wall and Grotto Viewpoint“. Alles war hier zugeparkt. Nur an einer Bushaltestelle war noch Platz. Ich würde doch höchstens einige Minuten hier verbringen. Da wird schon kein Bus kommen in der kurzen Zeit. Also parkte ich und lief hinab. Da stand ein Falkner mit einem Tier auf der Hand. Er ermunterte mich, doch den Handschuh anzuziehen und den Falken zu halten. Ich solle ihm hinterher einfach geben, was ich für angemessen hielt. Er würde einige schöne Fotos von mir machen. Hhm, ich wusste nicht so recht. „Er ist aber jetzt nicht schlecht drauf, oder?“ wollte ich wissen. „Nein, nein!“ Gut, ich machte es. Der Herr setzte den Greifvogel auf meinen Arm und ging zurück. Komisches Gefühl, allein diesen nicht gerade kleinen Greifvogel zu halten. Dann pfiff der Falkner, und der Vogel erhob sich von meinem Arm, flog auf seinen Herrn zu. Nachher zeigte er mir, was er mit meinem Handy aufgenommen hatte. Er hatte von der Flugszene sogar ein Video gemacht. Das sah gut aus. Und natürlich noch ein paar Fotos. Ich war zufrieden. 5 € hielt ich für angemessen.
Beim Falkner
Dann wandte ich mich nach unten zur Küste und schaute hinab. Unfassbar. Dort unten lag die Blaue Höhle. Es ist eine Sache, bereits im Vorfeld Fotos davon gesehen zu haben, aber hier zu stehen bei herrlichem Sonnenschein und selbst hinabzuschauen, war fantastisch. Ein Anblick, von dem man sich nicht leicht lösen kann. Braucht man ja auch nicht. Ich ließ es auf mich wirken. Einfach klasse. Dann kam oben ein Bus. Oh, oh. Ich lief hinauf. Doch der Fahrer schien nicht besonders viel Geduld zu haben. Er hatte wohl mitten auf der Straße angehalten. Als ich oben war, war der Bus schon weg.
Aussicht auf die Blaue Höhle
Nun ging’s also zum Dorf hinunter. Ich parkte auf dem zugehörigen Parkplatz. Ein älterer Parkplatzwächter sagte mir ebenfalls, ich könne ihm geben, was ich möchte. Er könne ja auch baden gehen, aber stattdessen würde er selbstverständlich ein Auge auf die geparkten Autos haben. Sicher nur Geschwafel. Als ob er wirklich aufpassen würde! 2 € sollten reichen. Ich lief die Straße nach unten, an einigen Restaurants vorbei. Der Weg zu den Booten war ausgeschildert. Der Weg war steil. Unten lagen die Ausflugsboote in einem kleinen Hafen. Es dauerte nicht lang, und ich durfte in einem Boot Platz nehmen. Als es voll war, legten wir ab. Es ging vorbei an der schroffen Felsküste. Hier unten waren etliche Höhleneingänge, die wir alle abfuhren. Viele Fotos wurden gemacht. Einige sehenswerte Felsspalten waren dabei. Dann kamen wir zur Blauen Höhle. Es war ein tolles Gefühl, nun hier unten durch das Felsentor zu fahren, welches ich zuvor vom Aussichtspunkt betrachtet hatte. Und was man von oben niemals erahnen hätte können – die Höhle ging tief in den Felsen hinein, bestimmt 30 Meter. Als wir ganz hinten ankamen, war es fast stockfinster. Das hatte ich nicht erwartet. Dann wurden noch einige weitere Höhlen besucht, und schließlich ging es wieder zurück.
Das Dorf hinab
Ein Boot kommt an
Die Fahrt startet
Wir fahren durch Höhlen hindurch...
...vorbei an Felsentoren...
...und schließlich in die Blaue Höhle hinein.
Das Wasser hat in vielen der Höhlen einen tollen Schimmer
Dann ging’s wieder hinauf zum Dorf. An einem Restaurant an der Straßenseite ließ ich mich im Schatten nieder. Jetzt ein großes, kühles Bier! Das brauchte ich. Zum Glück waren genau ein Tisch und ein Hocker für mich frei. Auf der mit Kreide geschriebenen Tafel stand eine weitere maltesische Spezialität angeschrieben, und zwar „Braised Bragioli“. Ich kannte das noch gar nicht. Das mussten sowas wie geschmorte, gefüllte Rindfleischröllchen sein. Auf Bildern im Internet sah das fantastisch aus. Das merkte ich mir, denn jetzt wollte ich nichts essen. Sie hatten auch Kaninchen und Pferdefleisch.
Ein altes Boot
Speisekarte
So – nun war die Zeit gekommen, ganz in den Südosten hinunter zu fahren. Mein Ziel war die San Tumas Bucht zwischen Marsaskala und Marsaxlokk. Die Bucht hatte ich mir zum Baden ausgesucht. Ich parkte auf der sandigen Seitenstraße. Zunächst wollte ich unbedingt zum Munxar Window und der daneben liegenden Rihama Baterie. Die Küste hier hinten beeindruckte mich. Der Strand, die schroffen Felsen, die gleißende Sonne, die flachen, weißen Häuser von Marsaskala, der spärliche, größtenteils aus Kakteen bestehende Pflanzenbewuchs, die sandfarbenen Ruinen der alten Batterie, das sah unbeschreiblich aus. Die Artilleriebatterie des Johanniterordens aus den Jahren 1714 – 1716 ist teilweise zerbrochen. Damals war sie ein Teil der Küstenbefestigungen. Ich lief den sandigen Weg weiter. Hier hinten tun sich wunderbare Buchten auf. Und dann, in einer türkisfarbenen Bucht, lag hinten das kleine Munxar Window, ein kleines Felsentor – sehr idyllisch, das Ganze. Ein einziges Pärchen badete in dieser so herrlichen Bucht. Ich finde, man sollte unbedingt hier herüber kommen, wenn man in der Nähe ist.
An der alten Artilleriebatterie Rihama
Vorbei an herrlichen Buchten
Munxar Window
Die Bucht mit dem Munxar Window
Blick nach Marsaskala
In der San Tumas Bucht
Nun legte ich mich in den Sand der San Tumas Bucht. Im Norden der Bucht ist ein kleiner Sandstrand mit Liegen und Sonnenschirmen, doch da war es mir einfach zu voll und zu eng. Was sollte das? Schließlich besteht die komplette Bucht aus einem Sandstrand, und man kann sich einfach ein anderes herrliches Plätzchen suchen. Ich suchte mir ein schönes Plätzchen nahe einer langen Mole aus. Hier stand ein Eiswagen (Mr. Whippy). Also – was brauchte ich mehr? Und hier ließ ich den Nachmittag einfach Nachmittag sein. Das braucht man schließlich auch mal. Zum Glück lag ein aus Holzplanken bestender Pfad auf dem Sand. Der Sand selbst war zu heiß. Hier habe ich mir drei Mal ein Eis geholt. Normalerweise bin ich gar nicht so der Eisfan, aber wenn man hier stundenlang in der Sonne brutzelt – nun ja.
Kleiner Strand mit Liegen und Schirmen - hier war es mir zu eng
Mein Strand in der San Tumas Bucht
Blick nach Süden
Blick hinüber zum Ort
Als ich schließlich ging, wir hatten 17:00 Uhr, sah ich eine Cocktailbar. Ich dachte, das käme nun zum Abschluss doch gar nicht schlecht. Und sie hatten Strawberry Mojito. Da konnte ich nicht nein sagen. Das Dumme war, der Ober kam zu mir und sagte, es sei Happy Hour. Man bezahle einen Cocktail und bekäme einen zweiten umsonst dazu. Anstatt sie sagen würden, dass der Preis also für einen Cocktail geringer sei, aber nein, man bezahlt den gleichen Preis und bekommt zwei. Wie gemein. Nun ja – was sollte ich tun? Egal – also zwei Strawberry Mojito.
Der Abend begann. Auf der Rückfahrt hielt ich in Attard. Das liegt genau in der Inselmitte. Nach dem langen Badenachmittag hatte ich wieder etwas Kraft und startete einen Rundgang durch die alten Gassen der Stadt. Die alten, sandfarbenen Häuser mit ihren Erkern, Säulen, Balkonen und Verzierungen gefielen mir. Es herrschte eine schöne Atmosphäre. In den Straßen war wenig los. Ich kam zur Pfarrkirche der Hl. Maria. Der 1665 erbaute Sakralbau gilt als schönste Renaissancekirche Maltas. Der in Attard geborene, maltesische Steinmetz Tumas Dingli, nach dessen Plänen auch das Haupttor Vallettas entworfen wurde, hatte auch diese Kirche bauen lassen. Ein Jahr nach der Fertigstellung ist er gestorben. Mit den Dingli-Klippen hatte er allerdings nichts zu tun.
Ankunft in Attard
Angenehme Atmosphäre
In den Gassen Attards
Auf dem Weg zur Kirche
Pfarrkirche der Hl. Maria
Herrlicher Platz
Ich drehte um und lief nach Norden zum berühmten San Anton Garden. Auf dem Gelände steht auch der maltesische Präsidentenpalast. Im Innenhof des Palastes treffen in Game Of Thrones Kleinfinger und Varys auf Ned Stark. Als ich an einem Eingangstor rüttelte, kam ein Wachmann. Er war ziemlich aufgebracht und wollte wissen, was ich da mache. Selbstverständlich sagte ich, dass ich in den San Anton Garden wolle. Da schien er ein wenig erleichtert und erklärte, dass ich noch ein Stück weiter musste. Ich hatte wohl den falschen Eingang erwischt, der zum Präsidentenpalast führte. Schließlich kam ich in die Gärten. Der Weg verlief zwischen Hecken mit bunten Blüten, Palmen und vielerlei fremdartigen Bäumen. Hühner und Pfauen laufen hier frei herum. Von den Pfauen versuchte ich, das eine oder andere Foto zu machen. Man stößt immer wieder auf etwas Neues. Ich kam zu einem aufwendigen Brunnen mit hoher Hinterwand und einer Engelsskulptur. Ich entdeckte die Nachbildung einer japanischen Pagode, einen Irrgarten, viele Olivenbäume und Kakteen und kam an einen großen Teich mit grünem Wasser und eine Statue in der Mitte. Die Gärten sind eine Oase der Ruhe und sehr schön, wie ich finde. Plötzlich rief eine Stimme. „Closing Time!“ Wir hatten gegen 18:30 Uhr. Dass man bereits zu einer so frühen Stunde die Gärten schloss, wusste ich nicht und verließ, gemeinsam mit einigen anderen Besuchern, langsam das Anwesen. Ich hatte Einiges gesehen. Schlussendlich ging es zurück nach Qawra zum Hotel.
Im San Anton Garden
Brunnen mit Engelsskulptur
Nachbildung einer japanischen Pagode
Grüner Brunnen
Pfau
Durch das Tor
Weiterer sehenswerter Brunnen
War ich an den ersten Abenden vom Abendessen im Hotel nicht sehr angetan gewesen, so war ich eben aber durchaus zufrieden. Heute gab es Schnitzel, Grillgemüse, Rosmarinkartoffeln, Bohnen, Fisch, Pommes, kalte Salate und vieles mehr. Es ist fast unfassbar, was ich heute alles gesehen habe. Neben dem gestrigen Tag war heute der Beste.