Nach unserer kleinen Wanderung auf dem Naturnser Waalweg erschien uns einerseits das Wetter traumhaft für eine Fahrt in die Berge und andererseits hatten wir noch etwas Zeit bis zum Abendessen. Also nichts wie hin zum berühmten Stilfser Joch.
Die zwei Baustellenampeln im Tal hatten wir relativ schnell hinter uns und von da an ging es immer weiter nach oben. Den ersten Halt gab es beim Obelisken welchen ich nicht ablichten durfte, weil der sich mitten auf der Terrasse des Lokals befindet.
Es herrschte an diesem Dienstag nachmittag nicht allzu viel Verkehr. Ein paar Autos, ein paar Radler (keine Ebiker, sondern echte Radler!) und natürlich Motorradfahrer waren auf dem Weg nach oben und kamen uns auch entgegen.
Immer wieder hielt ich mal an nur um zu schauen.
Der Ortler
Die Sicht war wirklich hervorragend an diesem Tag.
Etwa 50 Serpentinen gilt es zu bezwingen. Nicht jedem fällt das leicht wie ich beobachten konnte. Mancher Autofahrer, aber auch mancher Biker hatte Probleme mit den Haarnadelkurven.
Kurz vor der Passhöhe verläßt man Südtirol und kommt in die Lombardei.
In diesem Winter hat es hier nicht allzu viel geschneit und so findet sich Mitte Juni auch nicht mehr viel Schnee auf den Hängen.
Oben auf 2758 Metern Höhe dann die Überraschung. Irgendwie erinnert mich das an einen Rummelplatz. Fahrzeuge aller Art aus aller Herren Länder, Andenkenläden, Fressbuden und eine Menge Menschen. Wo kommen die denn alle her wo doch die Zufahrtsstraße nahezu frei war?
Der da kommt z. B. aus Kanada. Logisch, ist ja gleich ums Eck.
Der da kommt aus England.
Auch der Ferrari ist in England zugelassen. Hoffentlich ist die Wirbelsäule des Piloten nach der Fahrt auf der Passstraße nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.
Irgendwie gefällt mir der ganze Rummel hier oben nicht.
Gerne wäre ich noch ein Stück höher dort oben zum Refugio Garibaldi gelaufen. Aber die Zeit lief uns davon. Schließlich wollten wir über den Umbrail Pass und die Schweiz zurück zum Reschenpass fahren. Der Berg dahinter trägt den Namen Dreisprachenspitze und befindet sich direkt an der Grenze zur Schweiz.
Schweren Herzens kauften wir hier kein Andenken. Mein Andenken an diesen Tag sind die Bilder die ich euch in diesem Bericht zeige.
Im ersten Weltkrieg war dieser Pass zwischen Österreich-Ungarn und Italien schwer umkämpft. Die Gedenksäule erinnert an die Opfer.
Blickrichtung Südtirol
ausgemusterte Kabinen der Seilbahn
Im Hintergrund sieht man noch mal das Refugio Garibaldi. Der Fußweg dorthin wäre nicht weit gewesen.
Auf der Passhöhe hatte es zu dieser Zeit eine Temperatur von immerhin 16 Grad Celsius.
Hier gehts hinunter nach Bormio.
Erwähnen möchte ich noch, daß dieser Pass mautfrei zu befahren ist. Im Winter allerdings ist er geschlossen.
Wir verlassen den höchsten Punkt und fahren bis zur Abzweigung wo es links nach Bormio und rechts in die Schweiz und dort über den Umbrailpass ins Tal geht.
Die Gebäude werden nicht mehr genutzt. Der weiße Kastenwagen rechts ist zum Wohnmobil ausgebaut. Das Ehepaar welches damit in Europa unterwegs ist stammt aus Luhansk in der Ukraine. Die beiden wollen weiter nach Sizilien.
Der Umbrailpass ist wie es sich für die Schweiz gehört hervorragend asphaltiert. Leitplanken sucht man allerdings im oberen Bereich vergebens. Das Grenzhäuschen ist auch nicht mehr besetzt.
Seltsamerweise ist kaum jemand auf diesem Pass unterwegs. So läßt sich auch ein Murmeltier direkt neben der Straße kaum von uns stören. Das habe ich auch noch nicht erlebt.
Auch mit dem Stromnetz sind Italien und die Schweiz verbunden wie man hier sehen kann.
Der Pass gehört uns an diesem Tag fast alleine. Ab uns zu saust ein Radler bergab und gelegentlich ein Motorradfahrer. Der Ukrainer folgt uns gemütlich.
Natürlich ist die Straße am Umbrail lange nicht so spektakulär wie das Stilfser Joch. Und doch gefällt es mir hier sehr gut.
Mich wundert nur, daß hier offensichtlich keine Almwirtschaft betrieben wird. Ist die Schweiz so reich, daß man das nicht nötig hat oder woran kann das liegen?
das Münstertal im Kanton Graubünden
Im Tal angekommen dauerte es noch etwa eine dreiviertel Stunde bis wir in unserem Hotel am Haidersee angelangt sind.
Abschließend möchte ich euch noch ein paar Daten zu den beiden Pässen mitgeben.


jürgen