Vor zwei Wochen haben wir eine etwas längere Bergtour unternommen. Wir fuhren mit dem Auto durch das gesamte Lechtal bis nach Warth in Vorarlberg und dort zum Weiler Hochkrumbach am Hochtannbergpass. Der Tag war sonnig und warm und so war die knapp zweistündige Fahrt mit dem offenen Cabrio schon ein Genuß.
Das Bild entstand fünfeinhalb Stunden nachdem wir von hier aus losgegangen sind. Dann war der Parkplatz ziemlich leer.
Auf der Passhöhe auf etwa 1660 Metern kann man das Auto direkt an der Straße parken und dann gehts einen Steig im Zickzack hinauf zur Widdersteinhütte auf 2009 Metern Höhe.
Hinter dieser ehemaligen Alm führt der Weg entlang nach oben.
Den Widderstein verliert man auf dem Weg zur Hütte nie aus den Augen.
Nach einer knappen Stunde sind wir an der Hütte angekommen.
Wer auf den Widderstein möchte, der sollte trittsicher und schwindelfrei sein. Unser Ziel hingegen war nun verhältnismäßig einfach zu erreichen.
Diesen Weg sind wir heraufgelaufen. Unser Auto steht unten an der Straße.
Wir bleiben auf der Höhe der Hütte und laufen nun gut zwei Stunden immer auf und ab nach Osten.
Ein Teil des kaum begangenen Steigs trägt den Namen Gemstelpaß.
Beim Blick zurück sieht man noch eine Weile den schroffen Widderstein. Anfang September blühen hier oben immer noch Alpenrosen. Dies wohl deshalb, weil es dort kalt und in den letzten Wochen ausreichend feucht war.
Bis zum Ende unserer Tour begegnen uns nur noch vier Wanderer obwohl die Parkplätze alle voll waren. Wo sind die blos alle hin?
Ganz weit unten im Norden sieht man das Kleine Walsertal, ein Exklave Österreichs, die nur von Deutschland aus zugänglich ist.
Unser Ziel war der südlichste Punkt Deutschlands genannt das Haldenwanger Eck. Das ist nun keine Ecke an sich, sondern eine rechteckige Fläche wie auf der Karte ersichtlich.
Dort wo sich die Markierung auf der Landkart befindet vermutete ich einen überdimensionalen Grenzstein wie ihn meine Bekannte Renate vor zwei Wochen abgelichtet hat.
Die ist jedoch in mehreren Etappen in diesem Sommer vom nördlichsten Punkt Deutschlands zum südlichsten gewandert und folglich aus Oberstdorf über ein paar Hütten in vielen Stunden genau hierhin gelaufen.
Dort unten befindet sich Warth und folgedessen sollte hier irgendwo dieser ominöse Grenzstein sein.
Das ist die obere Hirschgehrenalpe. Irgendwo dahinter müssen und wollen wir hin.
Zu dieser ehemaligen Alpe führt eine Materialseilbahn.
Dahinter befindet sich ein Brunnen. Dann ist der Weg zu Ende.
Entlang des Weges haben wir immer wieder Wasserlöcher gesehen. Anscheinend sammelt sich hier Regenwasser und versickert wohl nicht sofort. Dies dient dem Jungvieh als natürliche Tränke.
Laut meiner Karte haben wir nun das Haldenwanger Eck erreicht. Aber wo ist der große Grenzstein?
Es ist jedenfalls ein Grenzstein. Wir befinden uns in Vorarlberg und dahinter liegt Bayern.
Ein paar Kilometer entfernt sieht man den Widderstein. Und doch ist dieser Grenzstein nicht das was ich erwartet habe. Als ich am nächsten Tag zuhause mit Renate sprach, erklärte die mir, daß ich am Grenzstein 149 war. Ein winziges Stück weiter südlich und auch nicht hier oben auf dem Hügel befindet sich der Grenzstein 147. Der liegt wohl noch ein paar Meter weiter im Süden und ist damit der südlichste Punkt Deutschlands.
Ein paar Meter nördlich vom Grenzstein 149 steht eine Bank und ein kleines Gipfelkreuz. Von hier aus kann man das Stillachtal südlich von Oberstdorf sehen.
Wir gehen zurück zur Oberen Hirschgehrenalpe weil wir dort einen wunderschönen Platz für unsere Brotzeit entdeckt haben. Nach knapp vier Stunden Gehzeit nagt doch ein gewisses Hungergefühl in uns.
Auch hier sind wir völlig alleine.
Mittlerweile steht die Sonne auch nicht mehr so hoch am Himmel. Unter mir erkennt man den Hochtannbergpass und im Hintergrund den Kalbelesee.
Hier der gleiche Blick oberhalb der Alpe. Der Weg zurück zum Auto ist nun relativ einfach. Eine knappe halbe Stunde geht es auf einem Steig steil nach unten. Dann kommen wir zum "Erdbeermilchskahe to go", den der Wirt der unteren Hirschgehrenalpe an diesem Bach eingerichtet hat. Diese Alpe ist noch bewirtschaftet.
Den Bergrücken im Hintergrund sind wir am Hinweg entlang gegangen.
Wie blöd, daß wir nur große Scheine dabei haben. Wie gerne hätten wir so einen kalten Milchshake jetzt probiert.
Man kann nicht alles haben. Dafür war die Brotzeit alleine oben am Berg mit traumhafter Aussicht auch nicht schlecht.
Und noch jemand lebt hier nicht weit weg vom Fahrweg zur Alpe. Dieses Murmeltier hat uns mit einem lauten Pfiff begrüßt.
Schauen wir zurück sehen wir links unten im Bild den Bach mit dem Milchshake, oben in der Mitte die obere Alpe und rechts die untere Alpe.
Bis zum Parkplatz geht es von nun an noch eine dreiviertel Stunde zuerst auf diesem Feldweg und dann ein kurzes Stück der Passstraße entlang.
Fazit:
Wir sind nicht genau dorthin gekommen wo ich eigentlich hin wollte. Auch einen Erdbeermilchshake gab es nicht.
Nun kommt das große Aber:
Aber wir haben eine wunderschöne Tour im Hochgebirge unternommen wo wir fast nur alleine unterwegs waren und manch neues entdeckt haben. Die Brotzeit hat geschmeckt wie immer und die Ausblicke kann uns niemand mehr nehmen. Dazu kommt das Gefühl, diese anstrengende Tour gemeinsam geschafft zu haben.
jürgen