Lieber Jürgen, liebe Alle,
der 2. Teil des Oberen Vinschgau - Burgeis und Umgebung - wird als Beitrag hier erst nach dem 3. Teil eingefüt.
Ich selber fahre morgen früh für ein paar Tage ins Salzburger Land, um ein wenig Frischluft und vor allem Kraft zu tanken.
Du und Deine Frau fahren in wenigen Tagen in den Vinschgau - und Ihr überlegt, was zu unternehmen wäre.
Unsere Unternehmungen hängen vom Wetter ab. Ist es kühl und regnerisch, bleiben wir wohl mehr oder weniger im Etschtal. Ansonsten gehts auch mal weiter hinauf. Mir ist klar, daß es grundsätzlich wärmer wird, je näher wir an Meran herankommen. Ich selbst kenne den/das obere Vinschgau auch eigentlich nur vom Durchfahren.
Ich möchte daher heute noch ein paar Bilder einfügen und einen wichtigen Hinweis geben.
Im Vinschgau gibt es eine interessante "Teilung" des Wetters, der Wärme, der Bodenbeschaffenheit, der Flora!
Es gibt - von Mals kommend ostwärts - den berühmten Sonnenhang mit Wärme und einer Flora, wie sie sonst oft im Mittelmeerraum vorkommt. Die sogenannten Trockenrasen des Obervinschgau.
Die Nordhänge ("Nörderberg" bei Schlanders) sind rau, von hier geht es in die Berge, hier gibt es wunderbare Bergtouren, die allerdings (abgesehen vom Wintersport) für die warmen Sommermonate in Frage kommen. Jetzt im Frühjahr, noch dazu bei möglicherweise unbeständigem Wetter, empfehlen sich Besichtigungen im Tal und an den Sonnhängen.
Vom Reschenpass herunter weht sehr häufig - und bei schlechterem Wetter unangenehm - der sogenannte "Vinschgerwind". Danach ist sogar eine Zeitschrift benannt, die wir viele Jahre lang als Werbung in unserem Appartement vorgefunden haben, aber wenn der von Norden kommend gegen Süden pfeift, ist es nicht recht gemütlich.
Sobald man dann von Mals ostwärts fährt, wird es zumeist ruhig, oft sogar windstill, auf der Sonnenseite häufig richtig warm.
Ich zeige ein paar Bilder - und liefere noch kleine Erklärungen dazu.
Von St. Valentin am Haidersee auf etwa 1400m Höhe kommend geht die Vinschger-Strasse in großen Kehren talwärts Richtung Burgeis und dann weiter nach Mals, wo man in scheinbarer Ebene angekommen ist - obwohl es hier noch über 1000 Höhenmeter sind.
Ein Blick auf Burgeis mit der Fürstenburg - und auf Kloster Marienberg, dem höchstgelegenen Benediktinerstift Europas:
Blick auf Mals und ins "Zentrum", das seit einigen Jahren verkehrsberuhigt ist - und daher fast gemütlich wirkt.
Vom Norden kommend, am Ortseingang von Mals liegt die uralte, vorromanische Kirche St. Benedikt. Sie ist sehenswert, auch die Außenansicht zeigt Alter und Schönheit an. Besichtigungen des Innenraums sind aber nur zu sehr begrenzten Zeiten möglich.
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Benedikt_(Mals)_
Wenige Kilometer von Mals entfernt das winzige Städtchen Glurns, von einer Stadtmauer umgeben. Man fährt durch alte Tore in das Städtchen, das eines der kleinsten der Alpen ist, hinein - und denkt, wir sind um einige Jahrzehnte oder länger in die Vergangenheit geraten. Glurns ist auch die Heimat von Paul Flora - mit seinen hübschen Tuschzeichnungen - und dem typischen Raben.
Der Blick von oben (vom Tartscher Bühel, den ich gleich beschreiben werde) zeigt das nette kleine Städtchen zwischen Stadtmauern und Türmen ganz besonders deutlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Glurns
Unmittelbar nach dem Ortsausgang von Mals kommt man nach kurzer Fahrtstrecke nach Tartsch. Es lohnt sich sehr, hier stehen zu bleiben, und den kleinen Bergrücken, den Tartscher Bühel, zu erklimmen. Hier wurden bei Grabungsarbeiten Hinweise auf das Bestehen vorrömischer Besiedelung gefunden, es stellte sich schließlich heraus, dass Überreste rätischer Häuser vorhanden sind - es wurde eine Art Freilichtmuseum errichtet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tartscher_Bichl
Auf der Kuppe des "Bichls" steht eine alte, romanische Kirche, die von einer Mauer umgeben ist. Die Kirche ist meistens geschlossen. Es ist trotzdem sinnvoll, die Atmosphäre dieses Kirchenbühels aufzunehmen. Die Kirche steht der Überlieferung nach auf einem alten frühen Kultplatz, der weit in die Vergangenheit weist. Ich finde, das ist hier zu spüren.
Die Vegetation des Tartscher Bühel ähnelt jener der Sonnenhänge - es ist typische Trockenrasenvegetation. Die Berg-Küchenschelle, die große Ähnlichkeit mit der Schwarzen Küchenschelle des Eichkogels aufweist, wird jetzt im Mai wohl schon verblüht sein. Etwas früher im Jahr überzieht sie den ganzen Hügel mit dunkelvioletten Blüten und den Haarschöpfen der Fruchtstände.
Bevor ich meinen Bericht heute unterbreche - und morgen oder übermorgen fortsetze, möchte ich noch kurz auf Schluderns und die Churburg eingehen. Schulderns, ebenfalls eine dieser alten kleinen Orte, mit Kirche und Karner und einem besonderen flair.
Die nahe gelegene Churburg ist ebenfalls einen Besuch wert, es scheint aber unsicher zu sein, ob Besichtigungsmöglichkeit schon (früh im Jahr - und knapp nach den Öffnungen) besteht. In jedem Fall ist das Bauwerk sehenswert.
Hinweisen möchte ich auf zwei interessante Ausgangspunkte für Wanderung auf der Sonnseite. Der erste davon beginnt mit einer kleinen Strasse, die von Schluderns kommend Richtung Tanas führt, die Tanaser Höhenstrasse, von der es herrliche Blicke ins Tal, eine schöne Vegetation gibt - auch verschiedene Wandermöglichkeiten.
Von einer beschilderten Abzweigung her kann man zu dem einsamen Kirchlein St. Peter wandern, das wie ausgesetzt auf einem Felsvorsprung thront. - Und von dort, wenn es Freude macht, einen steilen Ab- und dann wieder Aufstieg durch einen interessanten Graben nach Tanas machen.
Die Pflanzen, die hier wachsen, sind interessant, teilweise ziemlich selten - und manche von ihnen kommen erst wieder sehr viel südlicher, im Mittelmeerraum vor.
Ein kleinen Vorgriff auf den Mittleren Vinschgau möchte ich noch heute machen. Das Schloss Goldrain, das bald nach Schlanders talauswärts zu entdecken ist, finde ich nicht nur sehenswert. Von dort aus gibt es sicher eine sehr interessante Wanderung, die ich selber noch nicht unternommen habe, denn es ist einer jener Wege, die man im Hochsommer nicht gehen sollte. Schloss Goldrain zu den Annenberger Böden und zum Schloss Annenberg bietet gewiss wunderbare Rundblicke ins umliegende Gebirge und schöne Blicke ins Tal. Es ist sicher eine Wanderung, die eine gewisse Ausdauer verlangt.
Schloss Goldrain:
Das war es für heute, Übergang vom Oberen zum Mittleren Vinschgau demnächst.
Herzlich!
Susanne