das Abodiacum in Epfach bei Landsberg am Lech

  • Es war vor mehr als 2000 Jahren. Die Römer eroberten meine Heimat, also das südliche Bayern. Recht schnell wurden Städte gegründet, Straßen angelegt und die Grenze zum feindlichen Germanien mit dem Limes befestigt.


    Zwei Römerstraßen kreuzten sich da wo heute das Dorf Epfach, 15 Kilometer südlich von Landsberg steht. Weil auch eine Brücke über den Lech gebaut wurde, errichteten die Römer ein befestigtes Lager für etwa 80 Soldaten und Beamte. Im Jahr 1991 wurden einige Funde in einem kleinen Museum inmitten des Dorfes ausgestellt. Dazu gibts ein paar Infos darüber, wie die Befestigung früher ausgesehen hat.


    Nach vielen Jahren war ich neulich mal wieder in diesem Museum mit dem Namen Abodiacum. So lautete der Namen der Römersiedlung.




    Die Steinsäule vor dem Museum stammt aus der Mitte des 19. Jahrhundets als man sich auch hier in der Gegend mit der eigenen Geschichte befasste.




    Auf dem heutigen Lorenzberg steht eine Kapelle. Strategisch günstig war hier das Lager der Römer.



    Hier eine Übersicht der regionalen Funde, die auf Siedlungen oder Rustica hindeuten.




    Die Spitzen aus Eisen sind sogenannte Pfahlschuhe. Sie wurden über angespitzte Pfähle gesteckt, so daß diese besser in den Boden des Lechs zum Brückenbau gerammt werden konnten.



    Sehr anschaulich finde ich dieses Diorama. Zeigt es doch Szenen aus dem damaligen Lagerleben.




    Neben der Opferstätte sind Wegweiser nach Cambodunum (Kempten) und Augusta Vindelicorum (Augsburg) angebracht. Die Straßen führten direkt in diese Römerstädte. Nach Süden ging es bis zum heutigen Verona und natürlich nach Rom, da ja alle Straßen nach Rom führten. Nach Osten ging es dahin, wo es Salz gab, also in den Raum Berchtesgaden.





    Leider ist das Bild durch die Glasscheibe etwas unscharf geworden. Ich möchte es euch trotzdem nicht vorenthalten, weil der Legionär links an die Mauer pinkelt während die beiden Herren rechts offenbar ein Geschäft abschließen. :)



    Seht ihr unseren Zeitgenossen, der sich ins Diorama verirrt hat?








    Ein paar Dinge im Zusammenhang mit Epfach möchte ich am Schluß dieses Berichts noch erwähnen.


    Auch wenn um das Jahr 390 n. Chr. die römische Befestigung auf dem Lorenzberg aufgrund des Ansturms der Alamannen aufgeben wurde, so blieb die Siedlung unterhalb erhalten. Somit weist Epfach eine kontinuierliche Siedlungsgeschichte bis heute auf. Das kennen wir meist nur von Städten.


    Der Herr namens Claudius Paternus Clementianus hat anscheinend in der römischen Armee Karriere gemacht. So war er in weit entfernten Teilen des Reiches als Finanzprokurator eingesetzt. Heute würde man sagen, Finanzminister eines Bundeslandes. Nach der Pensionierung in der Regel nach 25 Dienstjahren gab es nicht nur eine Pension bis ans Lebensende, sondern oft auch Land zur Bewirtschaftung. CPC kam damals zurück in seine Heimat Epfach und lebte sicherlich in Wohlstand und Komfort auf seinem Landgut. Die erhalten gebliebene Säule ist ein Zeugnis davon.


    Was die römische Vergangenheit in Epfach angeht, begann man 1830 mit Ausgrabungen, 1854 und 1854 erneut, ebenso 1856 bis 1857. Aus dieser Zeit stammen die meisten Funde. Als 1969 die neue Lechbrücke gebaut wurde, fand man einige Pfahlschuhe im Fluß. Dies finde ich schon sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, daß der Lech bis ins 19. Jahrhundert ein Wildfluß war. Flußabwärts in der Lechebene erreichte er im Frühjahr bei der Schneeschmelze teilweise eine Breite von 2 Kilometern.


    Die Lorenzkapelle ist übrigens schon die vierte an dieser Stelle. Teile der Bausteine stammen aus der Befestigung des Lorenzberges durch die Römer.


    Wer sich mal in unsere Gegend verirrt und Zeit und Lust hat, kann einfach die Klinke drücken. Das Museum ist täglich geöffnet. Der Eintritt ist frei. Seit einigen Jahren ist das Abodiacum auch an der Bundesstraße 17 angeschrieben.


    Jürgen

  • Schon sehr interessant - das Alpenvorland 400 Jahre unter römischer Herrschaft.
    Und danach ging es sicherlich bewegt weiter...

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

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