Christian (Großau) Kirchenburg in Siebenbürgen.

  • Cristian (dt. Großau, sächsisch: Grißau, ung. Kereszténysziget) ist eine Ortschaft
    in Siebenbürgen etwas 10 km westlich von Sibiu.
    Die deutsche Besiedlung begann etwa 1147, die Siedler Stammten hauptsächlich
    aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet, Flandern und der Wallonie.
    1493 wird Großau mit anderen Dörfern von den Türken niedergebrannt.
    1529 wird der Ort durch munetische Heerhaufen unter dem Bojaren Drăgan angezündet.
    Den Kern der Kirchenburg bildete eine großangelegte romanische Basilika.
    Aus dieser ersten Bauphase sind nur die unteren Geschoße des Glockenturms,
    die Westempore und Teile der Seitenschiffe mit Ihren Apsiden erhalten geblieben.
    Zwischen 1470 und 1498 baute der Hermannstädter Steinmetz Andreas Lapicida
    die Kirche in eine Hallenkirche um.
    Da das Gelände der Kirche keinen natürlichen Schutz bot, umgab man sie mit einem doppelten,
    mit fünf Türmen verstärkten Bering.
    Der massiv romanische Glockenturm hat 2,7 m dicke Mauern im Erdgeschoß.
    Im 16. Jahrhundert kam eine Ringmauer dazu, da die Türken das Land wiederholt verwüsteten.
    Die Kirche wurde dem Heiligen Servatius geweiht.
    Er ist ein Eisheiliger, Beschützer der Äcker und Weingärten.
    Vermutlich im 14. Jahrhundert in Armenien geboren, war er Bischof im belgischen Tongern
    und starb in Maastricht.
    Er wurde längs des Rhein und Mosel verehrt, woher ein Teil der deutschen Siedler in Siebenbürgen
    stammten und den Kult dieses Heiligen aus ihrer Heimat mitbrachten.
    In Großau leben seit dem 18. Jahrhundert auch Landler die aus dem Salzkammergut und Kärnten
    wegen Ihres protestantischen Glaubens vertrieben wurden.








    Der Barockaltar stammt aus dem Jahr 1719.






    Das Hauptbild stellt eine Kreuzigung da.



    Darunter die Grablegung.



    Darüber die Heilige Dreifaltigkeit.




    Die herrliche Orgel wurde 1776 aufgestellt. Sie hat 20 Register und trägt
    die Inschrift „Johann Weis, Cibiniensis, 1776, Die 10. Augusti“



    Sitznische im Chor der Kirche mit zwei Heiligen.



    Auf meine Frage was die Todesanzeigen bedeuten erklärte mir die Frau,
    wenn Ausgewanderte sterben würde das evangelische Pfarramt in Großau verständigt,
    die für die verstorbenen Läuten und bei Gelegenheit ein Heilige Messe feiern.



    Noch einige Bilder vom Inneren der Kirche.







    Im Winter werden die Zusammenkünfte im Pfarrhaus abgehalten da es in der Kirche für die
    wenigen die noch verblieben sind (ca.60) zu kalt wäre.



    Im Pfarrhof wurden auch Unterkünfte für Besucher geschaffen die einfach aber sehr rein
    und gemütlich eingerichtet waren. Auch eine Küche ist vorhanden wo man sich ein Frühstück bereiten könnte.
    Solche Unterkünfte wurden in vielen evangelischen Pfarrhöfen geschaffen und werden sehr billig angeboten.




    So saßen wir noch lange im gemütlichen Pfarrhof beisammen und die Frau erzählte uns viel von früheren Zeiten.





  • Vielen Dank Josef , für deine interessanten Berichte aus einer weniger bekannten Gegend.

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen

  • Hallo Josef,


    Rumänien birgt wohl viele Kleinode, wie die, die du uns hier vorstellst. Leider ist die Infrastruktur für Wohnmobile noch weit hinter dem üblichen Standard zurück.
    Wie du selber geschrieben hast, noch zu viele Schotterstraßen. Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis wir uns mal in diese Richtung begeben.


    Trotzdem Dank für die informativen Beiträge zu diesem Land.

  • Zumindest von innen macht diese Kirche einen recht gut erhaltenen Eindruck - oder täusche ich mich, Josef?
    Sie sieht liebevoll gepflegt aus.
    Mich beeidruckt diese massive Befestigung, die man vor dem Hintergrund der Geschichte der Region sehr wohl verstehen kann!


    Danke Josef, dass Du uns Gegenwart und Geschichte einer Region etwas näherbringst, in die ich voraussichtlich so schnell nicht kommen werden ( obwohl es jetzt sicher schon höchste Zeit wäre, das alles zu sehen und zu erleben, solange noch deutsch sprechende Siebenbürgen dort leben und das Erbe pflegen, so gut sie können)


    Gruß,
    Elke

  • Elke, Du hast vollkommen recht diese Kirchen werden mit großer Liebe von den alten Menschen gepflegt.
    Nur außen fehlt für eine Renovierung das Geld.
    Obwohl ich etliche Kirchenurgen gesehen habe die mit großem Aufwand saniert werden.

  • Vielen Dank Josef für die interessanten Berichte über Siebenbürgen.


    Ich hoffe das irgendwann, bevor die Kirchen einstürzen Geld zum sanieren da ist. Es wäre so schade für die Kirchen.


    Interessant sind sicher die Gespräche mit den Menschen über ihre Vergangenheit in diesem Gebiet.

  • Anton, Du hast vollkommen recht.
    Da diese Menschen ja auch einsam sind, da Sie ja kaum Gelegenheit haben mit jemanden
    deutsch zu sprechen.
    Wir aber auch großes Interesse haben mehr über die Geschichte der Landler und Sachsen zu erfahren
    nehmen wir uns immer sehr viel Zeit Ihnen zuzuhören.
    Und dann zeigen Sie einem auch Ihre alten Trachten oder sonstige Dinge die Sie sehr in Ehren
    halten und kaum benützen.

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