Hallo liebe Steffi. Na, da habt Ihr doch alles richtig gemacht. Freut mich sehr, dass Euch der Jahreswechsel in Dalmatien gefallen hat.
Beiträge von Heiko705
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Teil 08
5 – Die Wanderung am Berg – Mittwoch, der 17.04.2024
Vormittag und Mittag:
Auf den heutigen Tag hatte ich mich ganz besonders gefreut. Wir hatten unsere Hauptwanderung für heute geplant. Dafür hatten wir uns einen Berg ausgesucht, und zwar nicht irgendeinen Berg, sondern den Berg. Der Attavyros ist mit einer Höhe von 1.215 Metern der höchste Berg auf Rhodos. Es gibt zwei Wanderwege hinauf auf den Gipfel. Wir hatten uns für den leichteren Aufstieg vom südlich gelegenen Bergdorf Agios Isidoros entschieden, der den Wanderer ohne steilere Aufstiege über die Südseite zum Gipfel führt. Unweit des Gipfels befinden sich neben einer Radarkuppel die Ruinen des Tempels Attavyros Zeus und eine christliche Kapelle. In der griechischen Mythologie spielt der Berg eine wichtige Rolle. Althaimenes soll auf dem Gipfel dem Zeus ein Heiligtum errichtet haben, um dem Schicksal, seinen Vater töten zu müssen, entgehen zu können. Hierbei handelt es sich um die noch heute erhaltenen Ruinen.
Vom Weindorf Embonas führt der steilere Wanderweg über die Nordwest-Seite hinauf, ist aber in Abschnitten auch nur für erfahrene Wanderer geeignet. Darauf wollten wir lieber verzichten, obwohl man sich hier einige Kilometer erspart. Bei besonders klarem Wetter soll man vom Gipfel sogar bis nach Kreta schauen können. Wir hatten uns ordentlich Wasser eingepackt und auch einige Brötchen geschmiert, so dass wir uns gut vorbereitet auf den Weg machten.
Marco parkte am Ortsausgang von Agios Isidoros, und wir schulterten unsere Rucksäcke. Die Wanderung beginnt mit einem asphaltierten Weg, geht jedoch in einer Kurve durch ein Eisengatter in eine Schlucht hinein. Schon hier merkt man, auf was man sich einlässt. Die Umgebung ist außerordentlich rau und karstig. Es ist Vorsicht geboten. Immer weiter entfernt man sich von der Zivilisation. Über spitzes und scharfes Gestein und Geröll wanderten wir durch die Schlucht. Kurzzeitig war es schwer, dem vorgegebenen Weg zu folgen, doch ließen wir uns nicht beirren. Alsbald folgten dann wieder die roten Markierungen, die hin und wieder auf dem Gestein angebracht waren. Nun ging es in angelegten Serpentinen langsam den Berg hinauf. Die Umgebung war fantastisch und wild.
Hier war es nicht leicht, dem richtigen Pfad zu folgen
Vorbei an vereinzelnten Baumgruppen
Bei einer solchen Wanderung vergisst man alles, was einen sonst bewegt, jegliche Sorgen, die man vielleicht haben mag. Man konzentriert sich auf den Pfad, ist allein mit sich und der rauen Natur. Ich liebe das. Mit jedem Schritt entfernt man sich weiter vom Leben in den Dörfern. Man bekommt ein Gespür für die Insel, die karge Vegetation. Ja, das ist Rhodos. Marco musste besonders vorsichtig sein, da ihm seine Knie manchmal etwas Schwierigkeiten bereiten. Der Weg verlief teilweise über aufgeschüttete Steinpfade, deren sich am Hang befindliche Seiten sichtbar durch aufeinander gestapelte Steine eingefasst sind. Das sieht sehr schön aus. Hin und wieder spendeten krumme Kermeseichen ein wenig Schatten, auf den man jedoch weitestgehend verzichten muss.
Ich fühlte mich ganz wunderbar. Wir sahen einige Ziegen, denen das Umherkraxeln im Gestein um einiges leichter fiel als uns. Sie waren ganz in ihrem Element, standen an schrägen Steilwänden, deren wir niemals Herr geworden wären. Viele bunte Blumen tauchten rechts und links am Wegesrand zwischen den Felsen auf. Ich hatte mir extra für diesen Urlaub günstige Turnschuhe gekauft und machte mir einige Sorgen, da sich die Sohle hinten schon langsam abzulösen schien. Marco sorgte sich ein wenig ob der Schwierigkeit der Wanderung, doch auch er hatte ein Lächeln im Gesicht. Agios Isidoros war schon lange nicht mehr zu sehen. Wir legten ein Päuslein ein und verdrückten unsere ersten Brötchen.
In Serpentinen geht es nach oben
Dann erreichten wir ein erstes Plateau. Hier waren die Bäume von rund angelegten, kleinen Mauern umfasst, was eindeutig bewies, dass auch vor uns bereits Menschen an diesem Ort gewesen sein mussten. Es fanden sich sogar Holzschilder oder das, was davon übrig war. Der manchmal etwas unvorsichtige Heiko hatte selbstverständlich kurze Sachen an, denn es war ja warm. Das war auch nicht das Problem, doch ein leichter Wind kam auf. Marco zog eine Fleecejacke an. Einige Agaven und niedere Büsche waren nun unsere Begleiter. Bäume wurden hier oben immer seltener. In der Ferne tauchten die großen Windräder der Windfarm Aenaos am Nebengipfel Frameno auf, über den wir schließlich hinüber zum Attavyros kommen würden.
Marco hat sich eine Jacke angezogen
Nach anderthalb Stunden erreichten wir eine Art Plattform, die eventuell ein Wasserreservoir darstellt. Hier befinden sich windgeschützte Plätze zum Zeltaufbau. Circa ein Drittel des Aufstiegs war bewältigt. Wenn man hier ankommt, befindet man sich bereits weit, weit in der kargen Wildnis. Schon jetzt merkte ich, dass unser Zeitplan nicht ganz aufgehen würde. Wir hatten 8 Stunden eingeplant. Das würde wahrscheinlich nicht ganz reichen. Zeit für eine ausgedehnte Pause. Während wir unsere weiteren Brötchen verdrückten, holte ich heimlich mitgebrachte Schnäpschen hervor, um Marco eine kleine Freude zu machen. 3 Kümmerling für jeden. Den ersten tranken wir nun. Marco musste schon schmunzeln.
Die weit entfernten Windräder und das Wasserreservoir
Langsam kamen wir hinüber zu den großen Windrädern am Gipfel Frameno. Zwischen den Gipfeln befindet sich eine Art kleine Mulde im Gelände. Der Wind nahm zu, und das nicht nur leicht. Er zerrte sogar an uns, doch kam er von hinten, was noch einigermaßen zu ertragen war. Marcos Kleidung war hierfür die wahrscheinlich bessere Wahl. Die Radarkuppel auf dem Attavyros kam in Sicht, doch war sie noch weit entfernt. Die vom Wind an den Windrädern erzeugten Geräusche wurden lauter und fast unheimlich. Unbarmherzig zerrten die Böen an den hohen Geräten.
Im Hintergrund die Radarkuppel am Attavyros
Der Gipfel Frameno ist erreicht
In der Nähe der Windräder begann ein wiesenbedecktes Gelände, auf dem sich nun angenehm laufen ließ. Hier trafen wir sogar auf einige Schafe, die sich in der Nähe einer Tränke aufhielten. Direkt unter den riesigen Windmonstern begann ein Schotterweg, der uns geradewegs hinüber zum Attavyros bringen würde. Wir hatten den Nebengipfel Frameno nach zweieinhalb Stunden erreicht, die Hälfte der Strecke. Direkt unter den Rädern fassten wir einen Entschluss. Zur Sicherheit sollte es gut sein, wir gaben uns zufrieden mit dem Erreichten und kehrten um. Marco beruhigte dies. Die Wanderung ist einfach zu lang. Letztendlich würde man 10 Stunden brauchen. Es ist ein tagesfüllendes Unterfangen. Man muss nicht immer im Leben bis zum bitteren Ende durchhalten, sondern auch mal mit dem bereits Erreichten zufrieden sein, was sich auch auf viele Situationen im Leben projizieren lässt.
Rätselhafte Färbungen auf dem Gestein
Wir traten also den Rückweg an. Sagten den Schafen goodbye. Ein schwarzes war darunter. Ich entdeckte einen kleinen Mistkäfer auf dem Pfad, der offensichtlich etwas Schafsdung zu einer Kugel zusammen gerollt hatte und diese nun zielstrebig den Pfad hinauf rollte. Ich zeigte ihn Marco, der so etwas in der Natur noch nie gesehen hatte. Er war ganz begeistert, wie stark der Käfer war und welch Hindernisse er überwand, um die Kugel, die größer war als er, in Sicherheit zu bringen. Die Käfer rollen die Kugel rückwärts, stemmen die Kugel also mit den starken Hinterbeinen in die gewünschte Richtung. Wir begleiteten ihn ein Stück, und Marco feuerte ihn an: „Du schaffst das!“ Wir lachten viel. Hin und wieder hatte der Mistkäfer sich überschätzt und wollte die Kugel über für ihn zu große Steine rollen. Das hätte nicht funktioniert, doch Marco half ihm, räumte die Hindernisse aus dem Weg. Das war lustig, und etwas Spaß muss ja auch sein.
Der Wind kam uns nun entgegen, zerrte an uns und wehte so stark, dass das Fortbewegen manchmal gar nicht so einfach war. Doch wir kämpften uns wieder zurück. An unserem vorherigen Rastplatz machten wir wieder Halt, aßen die Reste und tranken auch den Rest Kümmerling. Schließlich kamen wir wieder zurück in die Schlucht am Anfang des Weges und erreichten nach ungefähr viereinhalb Stunden das Auto. Wir hatten gekämpft und gelacht und ein raues Stück Natur in den Bergen auf Rhodos kennengelernt. Es war unbeschreiblich.
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Teil 07
Nachmittag und Abend:
Nun war Baden angesagt. Wir hatten den Strand Prasonisi ausgesucht, der am südlichsten Punkt der Insel liegt. Das ganze Jahr über weht hier konstanter Wind, der sich perfekt fürs Wind- und Kitesurfen eignet. Das Besondere am Prasonisi Beach: Eine 800 m lange Sandbank, an deren beider Seiten man sich niederlassen kann, zieht sich hinaus bis zum vorgelagerten Inselchen Prasonisi, auf dessen Ende sich ein Leuchtturm befindet. Ich freute mich riesig auf den Strand. Das sah sicher spektakulär aus. Dachte ich. Ich fuhr mit dem Auto hinab. So spektakulär sah es von weitem aber gar nicht aus, da man das Ganze zu sehr von der Seite zu sehen bekam. Sähe man es von einem weiter oben gelegenen Punkt – den es jedoch nicht gibt – würde es sicher einen tollen Anblick abgeben.
Ich fuhr zum Strand und parkte im Sand vor einer der hier beheimateten Tavernen. In der Folge traf uns der Schlag. Einen Strand mit einer noch größeren Dichte an Müll habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Es war geradezu schockierend. Von dem Gedanke, uns hier niederzulassen, waren wir alles andere als begeistert. Vielleicht ist der Strand einfach auch eher etwas für Surfer. Warum man den Müll jedoch nicht aufsammelt, blieb für uns ein Rätsel. Vielleicht würde dies auch in der Hauptsaison geschehen. So sagten wir adieu.
Letztendlich verschlug es uns an den recht schönen Paralia Glistra, ein schön gebogener Strand mit fast goldenem Sand in der Nähe von Lardos. Hier blieben wir. Sicher war es in der Vergangenheit hier noch viel schöner. Überall fanden sich noch Spuren der schweren Brände des letzten Sommers. Die Bäume rings herum waren verkohlt. Von einer abgebrannten Taverne stand nur noch das Grundgerüst. Auch eine vormals sicher sehr hübsche Strandbar war dem Feuer zum Opfer gefallen. Die noch stehenden Überreste waren schwarz und verkohlt; diese Umstände brachten eine kleine, aber nicht schwer wiegende, optische Beeinträchtigung mit sich.
Wir genossen unseren Aufenthalt an dem ansonsten schönen Strand jedoch. Nach dem Brand hat er sich zu einem kleinen Naturparadies zurückentwickelt. Das Wasser war sehr klar, und es herrschte eine ruhige Atmosphäre. Marco fühlte sich offenbar so sehr wohl, dass er sogar einschlief. In das Wasser gingen wir nur kurz und verbrachten die meisten Zeit unseres Aufenthalts auf unseren Decken liegend. Die Menge der Besucher war überschaubar, was vielleicht auch der noch frühen Jahreszeit geschuldet war. Ein paar Jungs spielten Beachvolleyball.
Auch andere Gäste sind im Wasser
Im Hintergrund sieht man die Jungs beim Beachvolleyball
Als der Nachmittag sich dem Ende näherte, fuhren wir in das benachbarte Asklipio. Es handelt sich um ein Bergdorf mit urigen Gassen und einer Festung. Der Name ist abgeleitet von Asklepios. Es soll der Geburtsort des Asklepios (Äskulap), Sohn des Apoll und Gott der Heilkunst sein. In der Antike war der Ort ein Zentrum der Heilkunst auf Rhodos. Heutzutage verfügt es über ca. 500 Einwohner.
Ich parkte unser Vehikel auf einem Parkplatz nahe der Kirche Kimisis tis Theotokou, was so viel wie „Entschlafung der allheiligen Gottesgebärerin“ bedeutet. Wir schauten uns das griechisch-orthodoxe Gotteshaus von allen Seiten an. Es gehört zu den ältesten Kirchen der gesamten Insel. Leider war sie verschlossen, was etwas schade war, denn sie enthält hübsche Fresken aus dem 17. Jahrhundert. Sie verfügt über einen frei stehenden Glockenturm; das sieht recht schön aus. Rings herum sind hübsche Pflanzen und Brunnen zu bestaunen. Von hier ergibt sich ein schöner Blick über das Dorf mit den allesamt in weiß erstrahlenden Häusern. Auch kann man von hier bereits einen Blick auf die interessant aussehende Festung über dem Dorf erhaschen.
Parkplatz in Asklipio mit Blick auf die Festung
Eines der Bilder an der Kirche
Vor dem Platz hatten Einheimische mit einem Pickup gehalten. Er war vollgeladen mit Holz, welches man nun eifrig ablud. Nun gaben wir uns der Erkundung der idyllischen Gassen hin. Letztendlich suchten wir uns einen Weg hinauf zur Festung. Das Kastro Asklipio liegt auf einer Höhe von 229 Metern und wurde im 15. Jahrhundert von den Johannitern erbaut. Auf dem Weg dorthin erspähten wir einige Rehe in der Nähe der Festung, die seelenruhig fraßen, jedoch genau beobachteten, was wir taten. Auch hier wehte die griechische Flagge im Wind.
Von hier oben kann man den Ort sehr gut überschauen; was in den Blick fällt, ist das unübersehbare, ausgetrocknete Flussbett unterhalb des Ortes. Das sieht irre aus. Ob hier in den Wintermonaten noch etwas Wasser fließt? Man sieht jedoch, dass in der Vergangenheit hier einiges an Wasser floss. Wir lieben ja solch alte Gemäuer, und es machte Spaß, die alte Festung zu erkunden.
Gut erkennbar das ausgetrocknete Flussbett
Der Tag hatte letztendlich wieder einiges geboten, und zufrieden saßen wir nach dem Abendessen an der Bar und schlurften den einen oder anderen Cocktail. Einer der Barkeeper blieb uns sehr gut in Erinnerung. Er schaute immer ziemlich mürrisch, was man aber auch nachvollziehen kann. Der Großteil der All-inclusive-Urlauber, besonders das jüngere Volk, das sich einen Drink nach dem Anderen holte, ist sicher nicht angenehm zu bedienen. Dass der Spaß und auch die Achtung vor solchen Urlaubern da etwas auf der Strecke bleibt, ist durchaus nachzuvollziehen, doch zählen wir uns selbstverständlich nicht zu solchen dazu, da wir uns jederzeit zu benehmen wissen.
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Das mit dem Gyros ist eine schwierige Frage. Natürlich gibt es Unterschiede, z. B. ist es frisch vom Spieß sicherlich besser als aus der Pfanne, aber im Großen und Ganzen ist es schon ähnlich dem, was es auch in Deutschland gibt. Egal, wir essen es immer wieder gern.
Selbstverständlich ist im April noch Vorsaison, aber Dörfer wie Mesanagros und Lachania sind sicher auch im Sommer nicht überfüllt, da es sich docg eher um Bergdörfer abseits der küste handelt.
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Teil 06
4 – Aufbruch in den Inselsüden – Dienstag, der 16.04.2024
Vormittag und Mittag:
Nach einem üppigen Frühstück im Speisesaal inspizierten wir noch ein Weilchen den schönen Garten an der Küste. Immer wieder gingen meine Blicke nach Symi und hinüber zur Türkei.
Heute war ich wieder mit Fahren an der Reihe. Ich steuerte den Wagen auf eine Panoramastraße im Süden, die vom Westen bis an den Inselosten reicht. Erstes Ziel war das Kloster Skiadi, eine wunderschöne Anlage. Die Klosterkirche stammt aus dem Jahr 1861 und liegt auf einem Plateau. Die kleine Kreuzkuppelkirche aus dem 13. Jahrhundert wurde in die neue Klosterkirche einbezogen und ist der Altarraum der neuen Kirche. In der Klosterkirche befindet sich die bedeutendste Ikone der Insel Rhodos, die Marienikone "Panajia Skiadini". Diese Ikone wandert in der Fasten- und Osterzeit in zahlreiche Dörfer auf Rhodos, wo sie meist einen Tag bleibt. Überwiegend wird die Ikone in Umzügen von Dorf zu Dorf gebracht. Erst am Montag nach Ostermontag kehrt sie dann wieder in die Klosterkirche Moni Skiadi zurück.
Einer Legende nach sollen drei Eremiten diese Ikone an einem Strand in der Nähe gefunden haben und in ihre Höhle gebracht haben. Am nächsten Tag war sie verschwunden und wurde nach langer Suche in einem Antiken Tempel wiedergefunden. An dieser Stelle bauten sie dann das Kloster und die Kirche.
Über eine kleine Treppe gelangt man in das Innere. Wunderschöne Zitronenbäume wachsen hier. Der Mönch saß gemeinsam mit drei anderen älteren Herren im Schatten an einem Tisch. Er zeigte ihnen etwas in einem Buch. Innerhalb eines rund ummauerten Pflanzenbereichs fanden wir eine recht große Schildkröte. Die Kirche ist wunderbar. Bunte Fresken zieren die Wände. Auch hier hat man einen schönen Ausblick auf die Westküste.
Der Mönch hat etwas zu besprechen
Hier soll wohl mal Wein wachsen
Der Pflanzenbereich im Innenhof
Über die schmale Straße gelangten wir in das 7 km entfernte Dörfchen Mesanagros. Der Name bedeutet so viel wie „kultivierter, eingezäunter, großer Bauernhof“. Doch das Dorf ist klein. Hier leben weniger als hundert Einwohner. Die mittelalterliche Bauordnung ist noch immer vorhanden. Wir parkten gleich am Dorfeingang. Unser Blick fiel sofort auf ein kleines Kafenion. Hier saßen einige alte Einwohner und waren in ein Gespräch vertieft. Man sollte hier einen guten griechischen Kaffee trinken können, wie ich gelesen hatte. Direkt daneben stehen die Ruinen einer frühchristlichen Basilika aus dem 6. Jahrhundert. Auf den Überresten hat man im 13. Jahrhundert die Kirche Kimissistis Theokou (Mariä Himmelfahrt) erbaut. Die Einwohner grüßten uns nett, doch zunächst inspizierten Marco und ich die kleinen Gassen mit ihren weißen Gebäuden. Wenn man durch den Ort läuft, kommt es einem vor, als sei die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg stehen geblieben, und der Tourismus scheine an Mesanagros spurlos vorbei gegangen zu sein. Wer Ruhe und das griechische, dörfliche Leben kennen lernen möchte, ist hier genau richtig.
Der Mietwagen auf der Panoramastraße
Ist das etwa schon Mesanagros?
Dieser Volkswagen hatte ein langes Leben
Viele Leute sind in die Stadt und die Ferienresorts abgewandert, um dort zu arbeiten. So ist im Laufe der Jahre die Bevölkerung des Dorfes veraltet, was wir auch an den vor dem Kafenion sitzenden Herrschaften gesehen hatten. Unser Weg führte uns zur Kirche Taxiarches mit einem frei stehenden Glockenturm.
Es dauerte nicht lang, und wir hatten alles gesehen, kehrten nun zurück zum Kafenion, wo Marco den Kaffee probierte und ich eine Orangenlimonade trank. Wir saßen hier äußerst einfach und ursprünglich, wahrhaft authentisch. Man kann hier auch was essen, aber noch war uns nicht danach. Beide Getränke kosteten jeweils 2 €, was uns etwas verwunderte, hätten wir doch günstigere Preise erwartet. Doch das kleine Dorf bleibt uns in guter Erinnerung. Bevor wir es jedoch verließen, wurden wir zur Kirche Mariä Himmelfahrt neben dem Kafenion gerufen, und so warfen wir einen Blick in das Innere. Die Besonderheit dieser Kirche sind das noch erhaltene frühchristliche Taufbecken auf dem Kieselboden und die Säulen aus dem 13. Jahrhundert am Eingang der Kirche. An der hölzernen Altarwand sieht man Reliefs der 12 Aposteln und an der Decke Fresken aus der Mitte des letzten Jahrhunderts.
Wir verlassen schließlich den Ort
Wieder startete ich unseren Wagen und fuhr weiter auf der schmalen Straße durch das Gebirge. Nach weiteren knapp 8 Kilometern erreichten wir Lachania, schon fast an der Ostküste. Auch diesen Ort werden wir sicher nicht vergessen. Sehenswürdigkeiten sind hier zunächst selten. Das Dorf ist über den Hügel zerstreut. An der Hauptstraße befinden sich zwei nette Tavernen. Bis vor 40 Jahren war die Ortschaft noch komplett verlassen. In den 80’er-Jahren des letzten Jahrhunderts zog es einige Aussteiger, darunter Schriftsteller, Maler, Musiker und Bildhauer, in das Dörfchen. Doch außer einem Gemälde an einer Hauswand, sahen wir davon wenig.
Gemälde an einer Wand in Lachania
Dieser Platz gehört zur Taverne Horizontas
Während wir an der Hauptstraße entlang liefen, gab es einen lauten Schlag. Was war das, um Gottes Willen? Der Schlag hallte eine Sekunden nach. Ein paar Minuten später geschah es wieder. Kawumm! Das fühlte sich an wie ein Bombeneinschlag, was wir zum Glück noch nie erleben brauchten. Dann sahen wir es. Auf dem Meer klatschte erneut etwas auf – es rumpelte – und das Wasser spritze in die Höhe. Das waren wirklich Bomben. Die Fenster wackelten an den Häusern. Wir machten uns Sorgen. Hier wird doch keiner Rhodos beschießen, oder? Israel war eindeutig zu weit entfernt. Sowas hatten wir noch nicht erlebt, und wir bekamen eine Ahnung, wie es wirklich sein mag, wenn Bomben fallen. Diese Bomben fielen nur ins Wasser, doch war das bereits schlimm genug. Nach einiger Zeit fragten wir einen Einheimischen. Dieser beteuerte uns, wir müssten uns keine Sorgen machen. Die griechische Armee mache Übungen.
Lachanias Schönheit zeigt sich wohl eher auf den zweiten Blick. Abseits der Ortsstraße gibt es einige verwinkelte Gassen, Windmühlen und die Kirche Agios Georgios, wunderschöne Malereien, plätschernde Brunnenanlagen und bunte Blumentöpfe, aber man muss das wissen und die Hauptstraße zu Fuß nach Süden verlassen. Marco und ich wussten es nicht. Wenn ich noch einmal die Insel besuche, werde ich einen zweiten Blick auf das Dorf werfen. Der Nachmittag hatte begonnen. So zog es uns und unsere mittlerweile doch hungrig gewordenen Mägen zu einer der beiden Tavernen, wir entschieden uns für die Taverne „Chrissi“.
Auch hier saß ein alter Herr neben dem Eingang. Er beschäftigte sich mit von ihm selbst gesammelten Pflanzen. Die Taverne bot einen herrlichen Gyrosteller an. Da konnten wir nicht nein sagen. Dazu gab es selbstgemachtes Brot. Das Tzatziki schmeckte hervorragend, so dass wir noch ein zweites Schälchen bestellten. Dazu ein großes, kühles Bier. Marco hatte sich für ein Mythos entschieden, ich hingegen zog ein vor allem auf Rhodos heimisches Zythos vor. Wir waren zufrieden.
Der Einheimische mit den Pflanzen
Zythos, vor allem auf Rhodos bekannt
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Danke, Helga. Das freut mich sehr!
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Was gab es denn zu essen, wenn die Konobas allesamt geschlossen hatten? Habt Ihr selbst was gekocht?
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Fliegt ruhig mal nach Rhodos. Damit macht man nichts falsch. Wie schon erwähnt, war das Wasser durchaus kühl, doch durch die Erwärmung der Sonne an flachen Ufern bereits schätzungsweise zumindest annähernd 20° warm. Wenn man das möchte, kann man das aushalten, auch wenn meine Wohlfühlbadetemperatur bei 2-3 Grad weiter oben angesiedelt ist.
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Teil 5
Nachmittag und Abend:
Der Nachmittag hatte begonnen. Wir fuhren wieder zur Ostküste. Unser Ziel war die Kapelle der Jungfrau Maria Tsambika, die sich auf einem Felsen weit über dem grandiosen Paralia Tsambika befindet. Einer Sage nach müssen Frauen, deren Kinderwunsch ihnen bislang verwehrt blieb, barfuß den Weg hinauf zur Kapelle zurücklegen und zur Jungfrau Maria beten. Innerhalb des darauf folgenden Jahres wird ihnen ihr Kinderwunsch erfüllt. Wird es ein Junge, soll er den Namen „Tsambikos“ erhalten, ein Mädchen bekommt den Namen „Tsambika“. Wer nicht an diese Wirkung glaubt, der solle doch einfach mal an einer belebten Kreuzung laut den Namen „Tsambikos“ rufen, und er wird sich wundern, wie viele sich umdrehen, hahaha.
Marco parkte unseren Wagen an der Taverna Panorama. Von hier aus ging’s zu Fuß über zahllose Treppenstufen den Hügel hinauf. Bei den Temperaturen war es durchaus schweißtreibend. Die Stufen sind teilweise durchnumeriert. Letztendlich waren es über 300. Die Aussicht wurde immer schöner und schöner. Man kommt aus dem Schauen gar nicht mehr raus. Neben grandiosen Felsen wachsen herrliche Nadelbäume. Schon beim Hochsteigen blickt man durch die Bäume hindurch auf Kolymbia und die davor bzw. dahinter liegenden Strände Kolymbia und Afandou.
Ankunft an der Taverne Panorama
Dann waren wir oben. Der Ausblick erschlug uns. Auf der einen Seite blickt man hinab auf den Paralia Tsambika, ein wunderbarer Strand weit, weit unten mit aufgespannten Sonnenschirmen, eine lange, abgerundete Sandbucht, die seinesgleichen sucht. Hinter der Kapelle kann man auf die andere Seite laufen und schaut in die Richtung von Kolymbia mit seinen Stränden. Dieser Ausblick ist keinesfalls schlechter wie der Andere. Einfach atemberaubend. Die kleine Kapelle ist ein Schmuckstück. Im Innern befinden sich Bodenmosaike und Gebetsräume mit brennenden Kerzen und Kinderfiguren, die den sich erfüllenden Kinderwunsch symbolisieren. Wir schrieben in das Gipfelbuch, welches in einem der Räume ausliegt. Schließlich verließen wir diesen herrlichen Ort und stiegen wieder hinab. In der Taverna Panorama kauften wir ein Eis am Stiel und genossen es auf einer Terrasse mit Aussicht. Unten im Ort gibt es auch ein Kloster Tsambika, nur hatten wir das leider nicht so richtig verstanden. Es ist sicher schön. Nun ja. Man kann nicht alles machen.
Kinderfiguren vor der Heiligen Jungfrau
Die Zeit zum Baden war gekommen, und es versteht sich von selbst, welchen Strand wir dazu auserkoren hatten, den langen und weiten, herrlichen Tsambika Beach. Die Sonne knallte bereits mit ungeheurer Kraft auf den hellen Sand, der durchaus schon recht warm war. Und es ist einfach herrlich, zu Marco sagen zu können: „Schau mal, siehst Du da oben auf dem Berg dieses kleine, weiße Gebäude? Das ist die Kapelle der Jungfrau Maria Tsambika. Da waren wir eben!“ Es war ein kolossaler Anblick. Der Strand fällt nur langsam in das Meer ab, und so kann man weit hineinlaufen. Auch hier stürzten Marco und ich uns bereits in die Fluten. Schon lange war uns beiden klar: Das ist der schönste Strand der Insel. Am Ende des Strandes ist auf einem Felsen die griechische Flagge aufgemalt.
Ich habe im Fernsehen eine Dokumentation gesehen. Sie beleuchtete das Leben einer deutschen Touristin, die sich im Urlaub auf Rhodos in einen Griechen verliebt hatte. Und dieser Grieche trug ebenfalls den Namen Tsambikos, vermietete hier am Strand Wassersportgeräte. Leider habe ich ihn nicht gesehen.
Links oben befindet sich die Kapelle
Wir genossen die Zeit am Strand, und nach insgesamt ca. zweieinhalb Stunden starteten wir nach Norden, fuhren an der Küste entlang, durch Faliraki hindurch und kamen nach einer halben Stunde an die Kallithea Therme. Wir hatten 17:20 Uhr, und mit Schrecken mussten die beiden deutschen Herren feststellen, dass die Therme bereits geschlossen hatte. Sie schließt zu einer recht unchristlichen Zeit, bereits um 16:00 Uhr. Das ging gar nicht. Die Therme sollte sehr schön sein. Wir planten sofort, an einem anderen Tag wiederzukommen. Direkt nebenan befindet sich der herrliche Strand Paralia Kokkini, wahrscheinlich auch ein lohnendes Ziel.
Ganz spontan und ungeplant, es lag auch ganz wunderbar auf unserem Weg, fuhren wir zum Abschluss zum Kloster Filerimos. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Inselmitte und den Westen.
Die im 11. Jahrhundert erbaute Burg von Filerimos in der Nähe der antiken Stadt Ialysos ist ein bedeutendes byzantinisches Bauwerk. Die Anlage ist von einem vielfältigen Ensemble historischer Gebäude und Ruinen aus byzantinischer, hellenistischer und mittelalterlicher Zeit umgeben. Dazu gehören vor allem die Tempel der Athena Polias und des Zeus. Das Kloster aus dem 5. Jahrhundert und die Burg liegen inmitten eines ruhigen Pinienwaldes; außer den Gebäuden gibt es ein Gipfelkreuz zu bestaunen, einen dorischen Brunnen und für Fotografen nicht zu unterschätzende Fotomotive, denn auf dem Gelände befanden sich – ohne zu übertreiben – eine dreistellige Anzahl frei lebender Pfauen, die sich gerade mitten in der Balz befanden. Eine Vielzahl der männlichen Pfauen schlugen ihre bekannten Räder, um den Weibchen zu imponieren. Hat er einige Weibchen um sich geschart, zittert er mit seinem bunten, aufgestellten Federkleid, um es perfekt zur Geltung zu bringen. Marco und ich befanden uns ab sofort auf der Suche nach dem perfekten Pfauenfoto. Die merkwürdigen Schreie der Tiere dominierten den Hügel.
Zunächst schritten wir hinüber zum Gipfelkreuz und genossen den Ausblick. Der byzantinische Tempel ist heutzutage leider nur noch eine Ruine. Das Klostergebäude mitsamt seinem Arkadengang, dem Pflanzenbewuchs und den Mosaiken ist wunderschön. Es wurde von Briten und Griechen vollständig restauriert. Neben dem Kloster befindet sich ein frühchristliches Taufbecken, welches ebenfalls auf das 5. – 6. Jahrhundert datiert wurde. Es machte einen Heidenspaß, das Gelände im Sonnenuntergang zu erkunden.
Zurück im Hotel aßen wir zu Abend. Heute hatten wir Gutscheine für das griechische Restaurant. Das Essen war ein Gedicht und mindestens ein Niveau über dem herkömmlichen Abendessen im Captain’s. Es gab Wein, Knoblauchbrot und verschiedene Schälchen mit Vorspeisen, unter anderem Tzatziki, griechischen Salat und Gemüsebällchen. Das sah lecker aus und schmeckte vorzüglich. Neuer Wein wurde gebracht. Als dann die Hauptspeise in Form von Lamm und Kartoffeln kam, waren wir vollends glücklich.
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Auf der kroatischen Insel Lokrum nahe Dubrovnik laufen auch freie Pfaue herum. Aber warte, da geht noch mehr...