08. Tag – 10.09.2021 – Auf dem Dach der Insel
Der drittletzte Morgen auf Teneriffa begann. So schnell kann das gehen. Wir fühlten uns sehr wohl auf der Insel. Am heutigen Tag kamen wir erst relativ spät los. Das muss aber auch mal sein. Nach dem Frühstück wurden wir Zeugen, wie um 10:00 Uhr der schöne Pool öffnete und viele Hotelbewohner zu baden begannen. Das war für uns ein absolutes Novum. Normalerweise waren wir zu dieser Zeit schon längst unterwegs. Im Anschluss nahm ich am Steuer des Mietwagens Platz und fuhr über die TF-38 und die TF-12 wieder hinauf in den Teide Nationalpark, der der meistbesuchte Naturpark Europas ist. 4,5 Kilometer südlich der Talstation der Teide-Seilbahn befinden sich in der Caldera Las Cañadas auf einer Höhe von 2.200 Metern auf beiden Seiten der Straße Parkplätze. Auf der östlichen Seite der Straße liegt das 3-Sterne-Hotel Parador de las Cañadas del Teide, das aufgrund seiner Lage von sehr vielen Wanderern, Kletterern und Vulkanbesuchern bevorzugt wird. Ich habe jedoch gelesen, dass die Preise hier für viele Produkte relativ hoch sein sollen, was ich mir gut vorstellen kann, da ja alles erst einmal auf den Berg hinauf geschafft werden muss. Auf der anderen Straßenseite findet man eine sehr interessante Felsformation, die Roques de Garcia. Die Felsen erstrecken sich auf einer Länge von etwa 2 Kilometern in die Höhe und bilden das sehenswerteste Felsmassiv innerhalb der Caldera. Die Felsen bilden eine gewisse Grenze für Ablagerungen vom Vulkan, weshalb die Ebene östlich der Felsen um ca. 150 Meter höher liegt als die westliche.
Am Mirador de la Ruleta beginnt der Weg. Er ist mit Steinen auf beiden Seiten eingefasst und mit Split gefüllt, jedenfalls am Anfang. Wir hatten uns für die kleine Wanderung gegen den Uhrzeigersinn rund um die Felsen entschieden. Mit einer Länge von ungefähr 4 Kilometern ist die Wanderung relativ leicht. Am Beginn des Rundweges führt eine Treppe zu den unteren, hohen Felsen hinauf. Viele Besucher erklommen die Treppe, doch Marco und ich schlugen sogleich den Weg rund um die Felsen ein. Neben den Hauptfelsen am Ende der Treppe thront ganz allein der spitze und bizarr geformte Roque Cinchado, der auch „Steinerner Baum“ oder „Finger Gottes“ genannt wird, vor dem Teidegipfel im Hintergrund. Sieht schon irre aus, das Ding. Auch heute hatten wir wieder gefühlt über 30°, was die kleine Wanderung ein wenig erschwerte. Der Weg um die Steine macht Spaß, und stets hat man einen guten Blick auf den Vulkan in der Nähe. Hin und wieder entdeckt man alte Lavaströme entlang des Weges. Manchmal sieht das ein wenig aus wie eine aufgeplatzte Teerstraße.
Roques de Garcia und Teide
Treppe zu den unteren Felsen
Blick von der Treppe zum Teide
Die Wanderung beginnt
Sehenswerte Felsen
Blick entlang des Pfads
Roque Cinchado und Teide
Blick in die Ucanca-Ebene
Marco, der einsame Wanderer
Weiterer einsamer Wandersmann
Nach einer knappen Dreiviertelstunde waren wir bereits am nördlichsten Ende des Rundweges angelangt und wendeten dem Vulkan nun den Rücken zu. Immer wieder sahen wir ein deutsches Ehepaar. Es hatte deutlich größere Schwierigkeiten als wir, bei den doch schweißtreibenden Temperaturen voranzukommen. Alsbald blieben sie hinter uns zurück.
Das nördlichste Ende des Rundweges
Zur Ebene hinunter
Bizarre Steine
Putziger Kerl
Dann ging es tief hinab in die Ucanca-Ebene. Hier darf man nicht vergessen, dass man aus dieser tiefen Ebene auch wieder hinaufsteigen muss, denn bald danach kommt der Aufstieg zum Mirador de la Ruleta, dem Beginn und Ende dieser kleinen Wanderung. Dabei kamen wir am spektakulären Felsen La Catedral vorbei. Bei dieser beeindruckenden Formation handelt es sich um einen phonolithischen Vulkanschlot, d. h. um eine Lavaaustrittsröhre. Sie hatte sich verfestigt, noch bevor sie die Oberfläche erreicht hatte, ist heute aber aufgrund erosiver Prozesse sichtbar. Für den Aufstieg brauchte ich lang. Bei der Hitze war das gar nicht so leicht. Marco wartete schon oben am Aussichtspunkt auf mich. Am Ende erklommen wir noch die Treppen zu den hohen Felsen am Startpunkt der Wanderung, so wie es viele andere Besucher auch getan hatten. Die Wanderung dauerte knapp 2 Stunden und ist empfehlenswert, denn schließlich muss man auch das richtige Gespür für die Cañadas bekommen, und das bekommt man nicht, wenn man nur mit dem Auto hindurchfährt.
La Catedral
Der Vulkanschlot von der anderen Seite
Auf dem Rückweg
Die Treppen
Auf der Treppe
Pose vor dem Vulkan
So – jetzt mussten wir natürlich den Gipfel des Teide erobern. Wir parkten also an der Talstation der Seilbahn auf 2.356 Metern Höhe. Schon im Vorfeld hatten wir zwei Tickets für die Seilbahn gebucht. Man kann diese aber auch direkt vor Ort kaufen, muss dann aber mit längeren Wartezeiten rechnen. Hat man bereits im Vorfeld gebucht, sind die Tickets bis 1 Stunde vor Abfahrt stornier- oder umbuchbar. Letzten Endes muss man nur noch darauf achten, dass der Zustieg zur Seilbahn bereits 20 Minuten vor der gebuchten Zeit beginnt, also sollte man rechtzeitig da sein. Will man nicht nur mit der Seilbahn bis zur Bergstation La Rambleta in einer Höhe von 3.555 Metern fahren, sondern von dort auf dem Wanderweg Telesforo Bravo den Gipfel El Pitón auf einer Höhe von 3.715 Metern erklimmen, so benötigt man eine Extra-Genehmigung, die man online zu beantragen hat. Dies ist jedoch nur 200 Besuchern pro Tag erlaubt. Hier hat man durchaus mit einer Vorlaufzeit von 2-3 Monaten zu rechnen. Marco und ich hatten uns darauf geeinigt, dass eine Fahrt mit der Seilbahn ausreichte. Hier könnten wir von der Bergstation aus den Vulkan und die Aussicht genießen, ohne komplett den Gipfel zu besteigen und an den Krater zu gelangen. Wir hatten uns ja recht kurzfristig für die Reise nach Teneriffa entschieden. Also wäre eine Genehmigung zum Besteigen des höchsten Punkts auch gar nicht mehr einzuholen gewesen. Außerdem liegt der Gipfel letztlich ja auch nur noch 160 Meter höher als die Bergstation.
An der Seilbahn
Das klingt alles recht umständlich, doch als wir an der Seilbahn ankamen, ließ uns der Zuständige einfach schon mit einer früheren Bahn fahren, so dass wir nicht warten mussten. Die Fahrt ging los, und es ging rauf an der steilen Wand des Teide. Als wir an dem stark durchhängenden Seil die erste Seilbahnstütze erreichten und die Rollen der Gondel die Seilführung auf der Stütze passierten, schaukelten wir ordentlich nach vorn und nach hinten, woraufhin einige Passagiere erstaunte Töne von sich gaben. Ich mochte das nicht besonders. Dieses Geschaukel in dieser Höhe ist nicht unbedingt mein Ding. Natürlich sind einige dieser Seilbahnstützen zu passieren, doch die Fahrt dauert nicht besonders lang, und wir stiegen an der Bergstation aus.
Die Gondel kommt
Es geht hinauf
Da es recht kühl hier oben war, hatte ich mir eine Fleecejacke übergezogen. Das reichte mir. Marco war hingegen etwas dicker eingepackt. Er sah fast winterlich aus. Außer auf dem Wanderpfad, der zum Gipfel führt, kann man hier auf einigen weiteren Wegen den Vulkan erkunden oder sogar umrunden. Da der Teide in dieser Höhe noch immer recht breit ist, die Felswände hier oben nur ziemlich flach abfallen und man deshalb zwar eine sehenswerte, aber keine allzu tiefe und steile Aussicht genießt, hatte ich hier nicht das Gefühl, auf einem solch hohen Vulkan zu sein, und man läuft auch keine Gefahr, irgendwo abzustürzen. Nach einer Weile beschlich Marco und mich jedoch ein leichter Druck im Kopf. Das war nichts Dramatisches, doch auf diese Art und Weise machte sich höchstwahrscheinlich die etwas dünnere Luft bemerkbar. Wir kamen an einigen weiß-gelblichen Stellen und Gesteinsbrocken vorbei, und man merkte bereits am Geruch, dass es sich hier um Schwefel handelte. Der höchste Berg auf spanischem Staatsgebiet und dritthöchste Inselvulkan der Erde ist das letzte Mal im Jahre 1909 ausgebrochen, wobei dieser Ausbruch an einem Schlackenkegel 10 Kilometer nordwestlich des Gipfels stattfand und nicht direkt am Gipfel. Der letzte Ausbruch innerhalb der Caldera fand 1798 statt, jedoch an der Flanke des Nachbarvulkans Pico Viejo.
Frierender Mitreisender
Schwefelbrocken
Blick in die Caldera
Blick zum Gipfel
Langsam machte sich in unseren Beinen auch ein wenig die Erschöpfung bemerkbar, denn schließlich hatten wir zuvor bereits eine kleine, aber durchaus fordernde Wanderung unternommen. Deswegen kehrten wir bald zur Bergstation zurück, und ich aß in Ruhe eine kleine Dose Pringles zur Stärkung. Nach einer Weile fuhren wir wieder hinab. Ursprünglich hatten wir unsere heutigen Unternehmungen für den vierten Tag auf der Insel geplant, doch kurzerhand etwas umgeplant.
Abwärts
Die Fahrt hinab
Was macht man nach einem solchen Tagesprogramm? Natürlich erholt man sich am Strand. Insofern steuerte ich unser Mietvehikel auf der TF-21 gen Süden an die Costa Adeje – genauer gesagt an den Playa del Duque in der Nähe des Ferienortes Playa de las Américas. Der 700 Meter lange, weiße Sandstrand ist dank der vorgelagerten Wellenbrecher ideal zum Baden und Schwimmen. Im Hintergrund befinden sich einige markante Kalksteinfelsen, die ebenfalls zum Charme des Strandes beitragen. Auch eine lange Strandpromenade mit Blumen und Palmen ist vorhanden, die von La Caleta bis nach Playa de las Américas reicht. Von ihr führen einige Holzstege zum Wasser, und so kann man auch barfuß, trotz heißem Sand, auf sicheren Füßen ins Wasser gelangen. In der Umgebung befinden sich allerdings einige hochpreisige und noble Hotelpaläste. An einigen Shopping Centern liefen wir vorbei zum Strand und ließen uns im heißen Sand nieder. Es war herrlich hier. Neben den zahlreichen Liegen, Sonnenschirmen aus Palmenblättern und Umkleidekabinen findet man noch spielerisch ein hübsches Plätzchen für sich, obwohl der Strand zumeist gut besucht ist. Das Meer schimmerte türkis-blau, und das Wasser war sehr klar und sauber. Und so erholten wir uns verdientermaßen beim abwechselnden Schwimmen und Sonnenbaden von den Strapazen des Tages.
Playa del Duque
Im warmen Sand
Sonnenbad
Das Glitzern auf dem Wasser
Entspannung
Obwohl man hier einen hervorragenden Sonnenuntergang genießen kann – die Sonne geht über dem Meer unter und verschwindet dabei hinter der Nachbarinsel La Gomera - fuhren wir jedoch rechtzeitig los, um das Abendessen im Hotel nicht zu verpassen. Wir ließen den Tag in gewohnter Manier beim Unterhaltungsprogramm am Pool ausklingen. Ein älterer, als eine Art Jack Sparrow verkleideter Herr führte mitsamt seiner Partnerin eine Piraten-Zaubershow vor. Die Vorführung war durchaus unterhaltsam und hielt uns bei Laune.