Horst/Mecklenburg, 29.3.22
Leser meines Containertagebuchs (http://www.containertagebuch.de) kennen Horst schon, die ehemalige NVA-Grenztruppen-Kaserne unweit von Lauenburg an der B5, die seit ca. 10 Jahren Erstaufnahmelager für Geflüchtete ist, bisher meistens für sogenannte Dublin-Fälle, denen eine schlechte Bleibeperspektive zugebilligt wurde - die Unterbringung dieser Menschen erfolgte in diesem entlegenen Lager, um im Fall von Abschiebungen weniger Widerstand zu erwarten, als in zentraleren Einrichtungen, das jedenfalls meine Vermutung. Die Qualität von Unterbringung wie Verpflegung ist grottenschlecht, auch gibt es keine Schulmöglichkeiten für die zahlreichen Kinder. Warum jetzt auch Geflüchtete aus der Ukraine hierher verlegt werden - keine Ahnung.
Alle 4 Wochen, jeden letzten Sonntag im Monat, sowie an einigen anderen Tagen, gibt es Solidaritätsaktionen von ProBleiberecht und anderen Gruppen vor diesem Lager. Mit Musik, Kleider- und Spielzeugverteilung, Kaffee und Kuchen sowie Rechrs- und Medizinberatung. Für letzteres bin u.a. ich zuständig, sowie mein alter Freund U., den ich seit 1971 von der Krankenpflegeschule kenne, und der wie ich ehemaliger Inhaber einer Praxis ist.
Bisher wurde die Belegung des Lagers immer spärlicher (gut so, in seiner Abgelegenheit), jetzt füllt es sich, unübersehbar mit ukrainischen Familien. Mehrere Autos mit entsprechenden Nummernschildern stehen am Zaun, in einem noch ein Plakat im Heckfenster mit der russischen Aufschrift "DJETI", Kinder.
20220327_161826~2.jpgImmerhin sind sie damit hierher heil durchgekommen, im Gegensatz zu den Kinder im Theater von Mariupol, die trotz dieser in Riesenbuchstaben auf dem Dach angebrachten gleichnamigen Warnung bombardiert wurden.