Montag 19.7.10
Wir verlassen Sarajevo für zwei Tage in Richtung Mostar, d.h. nach Südosten.
Kurven über Kurven, bergauf und bergab,
unser Busfahrer Milan, ein Serbe (ich schreib das extra, damit nicht der Eindruck entsteht,
dass die Serben immer nur die Bösen sind) meistert alles bravourös.
Hier sind wir schon in Konjic.
Dort treffen wir uns mit dem Sprecher einer Umweltschutzgruppe, die dafür gesorgt hat, dass die Neretva nicht nur als Reservoir für Wasserkraftwerke dient und irgendwann ein Staudamm über dem andern erst staut und dann irgendwann bricht ...
OK das ist jetzt nicht an der Neretva, sondern 1943 an der Eder -
aber so unwahrscheinlich war bis vor einigen Jahren eine ähnliche Katastrophe in Bosnien auch nicht,
schliesslich hat der Krieg auch vor Konjic nicht Halt gemacht.
Für die Wirtschaft besteht die Versuchung, aus Bosnien und Herzegowina mittels Wasserkraft ein Stromexportland zu machen, mit weitreichenden ökologischen Folgen. Die Umweltgruppe aus Konjic hat, trotz anfangs geringer Resonanz, bereits ein gewisses Umdenken der Entscheidungsträger erreicht.
Flußabwärts, zwischen Konjic und Jablanica, ist die Neretva bereits gestaut.
Vor der Überflutung hat man ein paar Stecci davor bewahrt, im Wasser zu verschwinden, indem man sie nach Konjic gebracht hat.
Stecci (Einzahl stecak) sind mittelalterliche Grabsteine, die in Bosnien,
aber auch in den Nachbarländern häufiger vorkommen.