Danke für das Danke, lieber Wallbergler.
Auf der HP der Göta-Kanal-Gesellschaft,
die den größten Kanal Schwedens betreibt, fand man eine Zeitlang folgenden Eintrag:
ZitatSpana efter Baby Nessie! Håll ögonen öppna när du kommer till Vättern! Chansen finns att du får se vårt eget sjöodjur Baby Nessie. Hennes mamma är det världsberömda sjöodjuret Nessie i Skottland. Vi fick ett ägg från Nessie av våra skotska vänner på Caledonian Canal. Ägget sänkte vi i Vättern och nu har det kläckts. Baby Nessie har siktats i både kanalen, Vättern och de andra sjöarna som passeras när du går Göta kanal så håll ögonen öppna, kanske just du får se henne simma omkring och leka i vattnet!
Sinngemäß heisst das:
ZitatSchau aus nach Baby Nessie ! Halte die Augen offen, wenn Du an den Vättern-See kommst. Mit Chance kannst Du ein echtes Seeungeheuer, Baby Nessie, sehen. Seine Mamma ist das weltberühmte Ungeheuer von Loch Ness. Wir bekamen ein Ei von Nessie von schottischen Freunden aus dem Caledonia Canal, das wir im Vättern versenkt haben, und jetzt ist es ausgebrütet.
Baby Nessie wurde sowohl im Kanal als auch im Vättern und den anderen Seen, die mit dem Göta-Kanal verbunden sind, gesehen - so halte die Augen offen, vielleicht kannst Du es gerade umherschwimmen und im Wasser spielen sehen.
In Karlsborg, wo der Göta-Kanal aus dem Vättern abgeht,
steht ein Aussichtsturm, an dem in schwedisch, englisch und deutsch die Geschichte von Nessies Eiablage beschrieben wird, mit Bild vom Ei und den in zünftigen Kilts gekleideten Schotten, die das Ei gebracht und unter gälischen Gesängen im See versenkt haben.
Auf dem Turm steht, dass er zum Zweck der Baby-Nessie-Beobachtung errichtet wurde, und dass man etwaige Erkenntnisse bitte an die Kanalgesellschaft weiterleiten möge, Telefonnummer und Email-Adresse sind angegeben.
Ich bin eine Weile auf dem Turm gestanden, aber leider hatte Baby-Nessie grad seinen freien Tag ...
P.S.
Eben hab ich die deutsche Version der Göta-Kanal-Gesellschaft gefunden, und hier haben sie Baby Nessie noch drauf :link::
Über den oben erwähnten Ort Karlsborg steht im Reiseführer:
Riesenfestung mit Ortschaft drum herum.
So stimmt das auch in etwa.
Ursprünglich sollte diese Festung mal letztes Rückzugsgebiet für Verteidiger sowie Bevölkerung sein, wenn irgendwelche übelmeinenden Militärs sich über Schweden hermachen sollten. Irgendwann wurde dieses Konzept dann verworfen, aber die Festung war halt schon da.
Lange Zeit beherbergte sie das Ortskrankenhaus, so dass ein größerer Teil der Karlsborger dort geboren ist - heute ist die Festung immer noch Kaserne, und es rennen Soldaten in voller Ausrüstung herum, auch hört man es oft schiessen - immerhin spielt die schwedische Armee bei UNO-Einsätzen eine wichtige Rolle (was in unten erwähntem Museum auch ausreichend gewürdigt wird).
In Deutschland darf man eine Kaserne höchstens dann betreten, wenn man einen Grund dafür angeben kann (Soldat, Angehöriger, beruflich), oder am Tag der Offenen Tür. Auch haben es die Herren (und wenigen Damen) Landesverteidiger nicht so gern, wenn man sie bei ihrer Tätigkeit als Tourist photographiert.
Den Schweden ist das offensichtlich wurscht.
In der ehemaligen Garnisonskirche befindet sich ein Museum - die angebotene Abenteuerführung gibt's nur in der Touristen-Saison. Das Museum ist interessant genug - neben dem großen militärhistorischen Teil gibt's einen kleinen zivilen über die 50er Jahre.
Dort fand ich eine interessante Statistik über die häufigsten Namen von 1950 (meinem Geburtsjahrgang), wonach die getauften Mädchen zu
12,9 % Margareta,
12,7 % Elisabeth,
11,8 % Kristina,
9,5 % Eva
und 6,7 % Birgitta hiessen.
Die Buben nannte man etwas abwechslungsreicher, aber immer noch zu
8,3 % Lars,
7,5 % Erik,
6,3 % Anders (=Andreas) und
zu 5,9 % Karl.
Wenn man jetzt noch in einem schwedisches Telefonbuch die seitenlangen Einträge für Andersson, Karlsson, Larsson usw. liest, möchte man 1956/57 nicht Grundschullehrer dort gewesen sein und sich mit 3 Margareta Larsson's in einer Klasse herumgeärgert haben.
Noch einmal zurück nach nach Karlsborg.
Beim Bau der Festung wurden auch Strafgefangene eingesetzt.
Die Arbeitsbedingungen waren ausserordentlich hart - 5 Uhr Wecken, 6-Tage-Woche, und der Sonntag ging mit Wäschewaschen etc. drauf, nicht zu vergessen der verpflichtende Kirchgang, Gottesdienstbeginn um 7 Uhr früh.
Zu lebenslanger Haft Verurteilte konnten auf Begnadigung nach 4 Jahren Festungsarbeit hoffen, wenn sie sich freiwillig meldeten. Im Karlsborger Museum haben sie eine kleine Ecke gekriegt, so erfährt man wenigstens, unter welchen Bedingungen die Festung gebaut wurde.
Die Lebensbedingungen in Schweden waren früher allgemein härter als wir uns das heute vorstellen können. Das Leben war in vielfältiger Weise reglementiert. Die Pastoren herrschten diktatorisch über die Dörfer, es gab regelmäßig Hausbesuche derselben mit sogenannten "Kirchenverhören", in denen die Gemeindemitglieder auf ihre Bibelkenntnisse überprüft wurden.
Die Pastoren mussten darüber Buch führen, was auch wieder kontrolliert wurde.
Kleiner positiver Nebeneffekt heute:
Familienforscher freuen sich über die Aufzeichnungen, die -wenn's gut geht- detaillierter sind als unsere. Jeder musste im Alter von spätestens 8 Tagen getauft werden. Wenn er gestorben ist, oder umgezogen, wurde auch das vermerkt. Stand dann da aber nur: "Ausgewandert nach Amerika", war das aus heutiger Sicht nicht sehr informativ ...
Und es wanderten viele Schweden aus, v.a. im 19. Jahrhundert, was einen bei solchen Lebensbedingungen nicht wundert. Kurz nach meiner Rückreise hörte ich zufälligerweise auf NDR4 eine Sendung, wonach es erst ab 1851 erlaubt war, einer anderen Religion als der (evangelisch-lutherischen) schwedischen Staatskirche anzugehören (z.B durften sich Nichtkatholen in Bayern bereits ab 1801 niederlassen).
Allerdings musste man eine Religion haben, Atheist durfte man nicht sein. Letzteres -also völlige Religionsfreiheit- gibt es in Schweden seit 1951, und die Trennung von Kirche und Staat ist erst 2000 erfolgt.