Alle reden vom Wetter - wir auch

  • Vor kurzem hat ja schon ein Sturmtief den Bahnverkehr auseinander genommen - dank "Herwart" war ich diesmal selbst betroffen. Den der Rat der Bahn, Reisen aufzuschieben, war für mich inakzeptabel - ich wollte gestern nach einer Woche Urlaub heim. Von Aachen nach Hamburg/Norderstedt.



    29.10.2017
    Aachen ab 10:51 (Regionalexpress)
    Dortmund an 13:14
    Dortmund ab 13:25 (IC)
    Hamburg Hbf an 16:25,
    das war der Plan.


    Die Aachener Bahnhofsuhr zeigt 12:53, oder 0:53, das tut sie seit ich hier bin. Was noch nix Schlimmes bedeuten muss, zumal sich hier kaum ein Lüftchen regt - von wegen Sturm.


    10:51
    Ich sitz im Zug.
    Der Zug fährt.
    Was will man mehr ?


    Duisburg 13:00
    Angeblich geht's in Dortmund nicht weiter. Wobei hier grad ein anderer
    Regionalexpress durchkommt, der angeblich bis Münster fährt.
    Nix wie rein, es gibt sogar Sitzplätze. Und er fährt ...


    Der Fernverkehr nach Norddeutschland bleibt laut bahn.de bis 14:00 eingestellt. Dann wär in Dortmund die Hölle los, wenn alle wieder los wollen, mit Ausnahme derer die sich in die Busse gequält haben. Auf volle Autobahnen hab ich noch weniger Bock als auf volle Züge. Und dieser Zug fährt nicht über Dortmund, sondern über Gelsenkirchen-Recklinghausen.


    Ja, wo fängt für die Bahn Norddeutschland an ? Jedenfalls haben die
    Regionalexpresse bisher kaum Verspätung, im Gegensatz zu den IC/ICE.
    Muss ich halt ein paar Mal umsteigen.
    Die Strecke hab ich im Kopf, und der nächste Zug in die richtige Richtung ist meiner.
    Wichtig ist, genug zu trinken dabei zu haben, hab mich in Duisburg nochmal mit Sprudel eingedeckt.


    Münster 15:03
    Bis jetzt stürmt es immer noch nicht.
    Ich fand das große Glück
    im vollen Zug nach Osnabrück.
    Was danach kommt steht in den Sternen, laut Bahn fährt hinter Osnabrück nix mehr.
    Immerhin hatte ich in Münster eine Toilette und ein spätes Mittagessen im "Asia"-Imbiss.


    Osnabrück, kurz vor 16:00
    Auf dem gegenüberliegenden Gleise des Bummelzugs, mit dem wir angekommen sind, steht ein Regionalexpress nachBremen ! Nachdem er voll ist, fährt er ab. Es gibt ein Gerücht, dass in Bremen Busse nach Hamburg fahren.


    Bremen, irgendwann nach 18:00
    Großes Chaos in und vor dem Bahnhof. Dort wartete EIN Bus, der war natürlich sofort voll. Ein anderer Busfahrer, dem Kennzeichen nach als Bad Oldeslohe, sagt, ja, er fährt nach Hamburg, aber jetzt muss er erstmal Pause machen.


    Ich geh zurück in den Bahnhof, wer weiss wann ich später die nächste Toilette finde.
    Im Reisezentrum ein Riesengedränge, es werden Taxigutscheine verteilt.
    Die Verteilaktion wird sofort abgebrochen, als ein Ansage ertönt, es stünde auf Gleis 10 ein Metronom-ZUg nach Hamburg, der in wenigen Minuten abfahre.
    Alles rennet, rettet, flüchtet Richtung Gleis 10.


    Als der Zug abfährt, ist er allenfalls halbvoll.
    Als nächstes die Ansage, der Zug fährt erstmal bis Buchholz und hält an allen Bahnhöfen.


    Buchholz/Nordheide, irgendwann nach 19:00


    Der Zug fährt nicht weiter, wir müssen raus, angeblich kommen Busse. Jetzt sind noch keine da.
    Vor dem Aussteigen sagt die Zugbegleiterin mehrmals durch, man möge am Bus "den Rollstuhl" zuerst reinlassen. Dass der Rollstuhl auch einen Inhalt hat, sagt sie nicht. Letzterer trägt es mit Fassung.
    Nach 10 Minuten Warten kommen 2 Busse in die wir eben reinpassen.
    Stehend bis Harburg, dort steht ein Metronom.


    Ab Hamburg Hauptbahnhof läuft alles normal, jedenfalls im Stadtbereich.
    Am Ochsenzoll fahren die Busse Sonntags im 40 Minuten-Takt, das tun sie dann immer. Ich hab keine Lust zu warten und nehme ein Taxi nach Hause, wo ich gegen 22:00 ankomme.
    Der Fahrer bekommt grad eine Order vom Chef, mit 70 anderen Kollegen nach Bremen zu fahren.
    Das wird eine lange Nacht, für ihn.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

    3 Mal editiert, zuletzt von Grizzly ()

  • Sauer weniger, liebe Elke. Eher stolz, dass ich es trotz gegenteiliger Bahnansage geschafft hab, heimzukommen.
    Sauer höchstens, weil die Herrschaften trotz erwartbarer Probleme, die diese angesichts existierender Klimakatastrophe unvermeidlichen Stürme machen, keinen gescheiten Plan B vorbereitet haben.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Ich weiß , es gibt viele Argumente dagegen ..
    und doch bin ich immer noch froh, wenn ich mit dem Auto unterwegs sein kann.


    Gestern allerdings habe ich es in der Garage stehen lassen - ich bin derzeit aufder Insel Rügen und da hat Sturm Herwart Autofahrer von der Straße runtergeblasen.


    Viele Grüße,
    Elke

  • hallo Grizzly,


    früher mal hat die damalige Deutsche Bundesbahn mit dem Satz "Alle reden vom Wetter - wir nicht" Werbung gemacht. Ich kann mich nicht mehr so genau dran erinnern. Vielleicht war das ja auch mal so. Vielleicht aber auch nicht.



    Heute ist es jedenfalls so, daß die Bahn Probleme hat, wenn es regnet oder die Sonne zu stark scheint oder es windet oder irgendjemand der Angestellten mal wieder streikt.


    Dazu kommen hausgemachte Probleme mit einem unfähigen Management.


    Ich fahre gerne Bahn weil ich nur selten fahre wie z. B. im letzten Jahr mit dem TGV von Augsburg nach Paris oder gelegentlich mit dem Zug zum Flug. Da hat bisher alles geklappt. Wehe jedoch, wenn ich mal einen Flieger wegen Verspätungen oder Zugausfällen versäumen sollte. Die Folgen und Folgekosten mag ich gar nicht abzuschätzen.


    Da lob ich mir meine Karre in der Garage, die eigentlich immer fährt wenn ich sie brauche bzw. ankündigt, wenn ich mich mal wieder um sie kümmern soll.


    grüsse


    jürgen

  • Ich hab eine Bahncard 50 und fahr relativ häufig Zug. Meine längste Autostrecke in den 2 Jahren war von Norderstedt nach Kiel auf die Schwedenfähre und dann im 100-km-Umkries von Göteborg. Langstrecken-Autofahrten hasse ich inzwischen, und für Hamburg hab ich auch eine Seniorenkarte.


    Die o.g. Bahnwerbung gab es bereits in den frühen 70ern, damals mit der E 10:
    http://www.baureihe110.de/werbung.htm


    Dass es so oft Chaos gibt, liegt mE an der Privatisierung, dh dass alle möglichen Subunternehmen nebeneinander vor sich hin wurschteln, an der Profitorientierung (Gewinn auf Teufel komm raus) und an der daraus resultierenden Personaleinsparung.

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