Als das damalige Dorf Pula ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Hauptkriegshafen der Donaumonarchie ausgebaut wurde, mußten nicht nur Unterkünfte für die Mannschaften und Arbeiter der in 70 Jahren von 500 auf 50.000 Einwohner gewachsenen Stadt geschaffen werden sondern auch vornehme Villen für die hohen Beamten und Offiziere.
Im Stadtteil Veruda sind diese gut zwei Dutzend Villen auch heute noch Teil des Stadtbildes von Pula. Meines Wissens stehen alle unter Denkmalschutz. Leider ist der allgemeine Erhaltungszustand nicht sonderlich gut.
Neulich habe ich euch ja bereits die Villa Trapp vorgestellt.
https://www.schoener-reisen.at/index.php?thread/8122-die-villa-trapp-in-pula/
Die anderen Villen sind zwar nicht ganz so groß, aber alle haben sie ihre Geschichte. Der Adel und die Industriellen gingen hier ein und aus. Solch gut erhaltene Villen kann man an einer Hand abzählen.
Diese leerstehende Villa ist noch, wenn auch unbewohnt in verhältnismäßig gutem Zustand.
Die da ist bewohnt.
Da sich innerhalb weniger Jahrzehnte die Stilrichtungen geändert haben, finden wir Elemente des Jugendstils, der Gründerzeit oder auch Klassizistische Baustile. Manche Villen sind eine Mischung von allem.
Diese Villa konnte ich mir von innen ansehen. Auffallend sind Details aus der Austro-Ungarischen Zeit.
Die Messinghalterungen für den meist roten Teppich, mit welchem die Steintreppe belegt war, sind noch vorhanden.
Mancher mag nun denken, wie denn der Jürgen überhaupt da rein kommt.
Es war so wie immer. Ich habe fotografiert und meine Frau meinte, ob ich bald fertig bin, so daß wir endlich einen Cappucino in unserer Kneipe ums Eck trinken können. Dabei ist mir aufgefallen, daß das Grundstück durch ein Loch im Zaun zugänglich ist. So eine Chance muß man nutzen.Also rein in die Hütte und darauf geachtet, daß ich nicht in irgendeinLoch falle und los gehts mit dem Erkunden.
Das Haus wurde zumindest so gesichert, daß der weitere Verfall sich in Grenzen hält. Das Dach ist dicht und die herausgebrochene Treppe wurdemit Beton gesichert.
Nur nebenbei erwähnen möchte ich, daß der Cappucino danach nicht so gut geschmeckt hat, weil die Stimmung "im Hause" etwas getrübt war. Scheinbar war ich zu lange in der Villa.
Wäre ich im übrigen dauerhaft dort wohnhaft, dann würde es mich schon reizen, das Haus stilgerecht zu renovieren. So etwas bekommt man in der Lage nicht so leicht. Ein Neubau wäre sicher billiger, aber ein Haus mit Geschichte mitten in Pula ist halt was besonderes.
Ein altes Balkongeländer
Die Überdachung des selben Balkons aus Schmiedeeisen
Eine Rosette an der Fassade
Ein Unterflurhydrant im Garten wurde in Wien hergestellt.
Dieses Haus steht direkt neben dem Markt von Veruda.
Selbst ein Wintergarten auf zwei Geschossen war seinerzeit bei manchem Besitzer schon modern.
Allgemein haben alle Villen relativ große Gärten.
Hier ist der Außenputz fast vollständig abgebröckelt. Dadurch ist gut zu erkennen, daß die Häuser damals aus Naturstein wie seit Jahrhunderten in der Gegend üblich gebaut wurden. Vermutlich war der auch billig zu haben, da im nahen Steinbruch große Blöcke für die Festungsbauten gewonnen wurden. Kleinere Steine waren somit praktisch Abfall.
Ecktürmchen waren modern, egal ob mit Zuckerhutspitze wie bei der Villa Horthy, hier im Bild
oder so wie hier als Pyramide.
und wieder ein leerstehendes Haus...
Hier eine Villa in völlig anderem Stil als die restlichen Häuser
Hier fällt der bogenförmige Balkon über dem bogenförmigen Erker auf.
Der Erhaltungszustand ist völlig unterschiedlich. Je nachdem ob das Haus bewohnt ist oder vielleicht auch wer darin wohnt. Der eine pflegt nun mal sein Haus und der andere lässt es verkommen. Warum auch immer?
Ich meine jedenfalls, daß hier noch viel zu tun ist um diese erhaltenswerten Denkmäler für die Nachwelt zu schützen. Sicherlich liegt es nicht immer nur am fehlenden Geld. Oft sind halt die Eigentumsverhältnisse strittig. Wer steckt in so einem Fall schon hohe Summen in ein Gebäude wenn es einem nicht gehört.
jürgen