Maurisches in Gußeisen, Glas und Stein. Die Wilhelma in Stuttgart

  • Nach Stuttgart in den zoologisch-botanischen Garten Wilhelma fahre ich immer der Pflanzen wegen, aber wenn ich dort bin, begeistern
    mich immer wieder die Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Gewächshäuser aus Gußeisen und Glas.


    Dazu kann man bei Wikipedia lesen: "Um eine möglichst geld- und zeitsparende Errichtung zu gewährleisten, entstanden die Gußeisenteile
    in Serie. Dies war eine der ersten systematischen Anwendungen der Fertigbauweise im damaligen Königreich. Um die Bauweise der
    Gusseisenteile und die Heiztechnik zu studieren, unternahm Zanth [der Architekt] eigens eine Reise nach Großbritannien, die ihn auch
    nach Frankreich und in die Niederlande führte. Als Besonderheit, wenn nicht gar als Einmaligkeit wurde das Glas-Eisen-Konstrukt mit
    arabeskenhafter orientalischer Ornamentik gestaltet."


    Die orientalische Ornamentik hat ihren Grund darin, das der Bauherr, König Wilhelm I. von Württemberg, für seinen Lustgarten und die
    Bauten darin etwas "Maurisches" wünschte - eine damalige Mode, die sich ziemlich frei an der Alhambra in Granada orientierte. Die
    Nachahmung eines exotisch-mittelalterlichen Stils, übersetzt in die Möglichkeiten des Glas-Gußeisen-Baues, hat hier wirklich etwas sehr
    Originelles und Reizvolles hervorgebracht.


    Auf Eisernes stimmt schon der ehemalige Aussichtspavillon von 1846 ein, der heute am Eingang steht und bis vor kurzem Kassenhäuschen war.



    Gleich hinter dem Eingang beginnen die 1852/53 gebauten Gewächshäuser.











    Draußen geht's eisern weiter: Ein kleiner Pavillon, ein Brunnen, Kandelaber, Blumentöpfe und sogar die Gitter der Kellerluken.









    In Stein sieht der maurische Stil so aus wie etwa das "Landhaus", ursprünglich das Sommerwohnhaus des Königs.
    Nach Kriegsbeschädigungen hat man ihm ein Glasdach aufgesetzt, so daß es Teil der Gewächshausanlage geworden ist.





    Der "Maurische Festsaal" wurde im Krieg durch Bomben schwer beschädigt und schließlich abgerissen - bis auf den ehemaligen Eingangsvorbau.
    Hinter den Wandelhallen befinden sich heute Aquarium und Terrarium, hinter dem maurischen Eingang die Krokodilhalle.




  • Sehen schön aus, die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, die zur Wilhelma gehören. :)


    Ist ja interessant und völlig neu für mich, dass es bei den Bauherren zur damaligen Zeit Mode war, maurisch aussehende Elemente einfließen zu lassen.


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Das 19. Jahrhundert war ja auch sonst nicht zimperlich, was Anleihen bei der Architektur anderer Zeiten und anderer Länder betraf. Hier eine Seite über Orientalisierende Architektur.


    Aus meiner Kindheit in Potsdam-Babelsberg kenne ich die Moschee, die in Wirklichkeit ein Pumpwerk war, das Wasser aus der Havel in den Park Sanssouci pumpen sollte. Das Gebäude stammt schon aus dem späten 18. Jahrhundert, und das Werk funktionierte nicht – erst im 19. Jahrhundert, als man eine Dampfmaschine verwenden konnte. Hier sieht man (was ich nicht wußte), daß auch das Innere "moscheemäßig" aussieht.


    Eine einfachere Variante, auch ein Pumpenhaus, steht im Babelsberger Park.


  • Ich frage mich , wie ich vergessen konnte, dass Stuttgart mit der Wilhelma so etwas Einmaliges vorzuweisen hat!
    Ich war als Kind so oft dort.
    Aber wahrscheinlich war mir damals der Sinn nur nach den Affen und den Löwen , die einzigartige Architektur habe ich nicht begriffen.
    Vielleicht war alles auch noch nicht so schön restauriert und farblich perfekt abgestimmt wie jetzt.


    Gusseisen -Glaskonstruktionen aus dem 19. Jhd gibt es auch anderswo ( ich erinnere mich an Schönbrunn mit dem Palmenhaus

    ) - aber die Kombination mit den maurischen Elementen ist viel eindrucksvoller und ist es wert , gezeigt zu werden.


    Das hast Du mit ausgezeichneten Bildern wieder einmal sehr schön hingekriegt - die Wilhema ist einen Besuch wert.


    **\'6


    Viele Grüße,
    Elke

  • Ich war als Kind so oft dort.
    Aber wahrscheinlich war mir damals der Sinn nur nach den Affen und den Löwen, die einzigartige Architektur habe ich nicht begriffen.
    Vielleicht war alles auch noch nicht so schön restauriert und farblich perfekt abgestimmt wie jetzt.


    Gusseisen -Glaskonstruktionen aus dem 19. Jhd gibt es auch anderswo ( ich erinnere mich an Schönbrunn mit dem Palmenhaus)

    Der Sinn für Architektur kommt erst später. (Dafür ist mir der Sinn für Affen und Löwen inzwischen nahezu abhanden gekommen. :sad: ) Ich nehme auch an, daß die Bauten früher weniger schön aussahen – die Wilhelma muß ja im Krieg einiges abbekommen haben. Ich kenne sie halt erst seit den letzten Jahren.


    Das war auch so eine Mode - die Glaspaläste, von denen ja nicht viele übriggeblieben sind. Großartig müssen die Königlichen Gewächshäuser in Brüssel sein.
    Im Botanischen Garten Berlin steht noch diese gläserne Kathedrale:


  • Da hast du mein Interesse geweckt, Waltraud. Sollte ich mal wieder in Stuttgart sein, werde ich der Wilhema auf jeden Fall besuchen.


    Herzlichen Dank,
    Klaus

  • hallo Waltraud,


    ehrlich gesagt würde mich an der Wilhelmina auch vor allem diese historische Gusseisen-Architektur interessieren. Exotische Tiere gibt es ja fast in jedem Zoo einer jeden Großstadt. Aber solche Architektur ist schon was seltenes. Die meisten dieser Bauten wurden im Krieg zerstört und später nicht mehr aufgebaut.


    Immerhin haben wir in Augsburg das Kurhaus, welches ich euch in diesem Bericht vorgestellt habe.


    Das Kurhaus in Augsburg - Göggingen - Juwel aus der Gründerzeit


    Mitte Februar ist es wieder so weit. Ich habe Karten für eine Musikveranstaltung im Kurhaus erstanden. Zum Musikgenuss kommt dann noch der Genuß des wunderschönen Ambientes.


    Vielen Dank dafür, daß du uns diese schönen Gebäude der Wilhelmina vorgestellt hast.


    grüsse


    jürgen

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