A - 1662 Tirol > ACHENKIRCH > Sixtenhof > Schmiedehammer

  • Ein Rätsel für Technikkenner


    Manchmal muss ich einfach staunen, wie genial Erfindungen von früher funktionierten und den Menschen die Arbeit ereichterten.


    Wozu gehört diese "Apparatur"? Wie funktioniert(e) sie! Was bewirkt(e) sie?




    Gruß,
    Elke

  • Gut erkannt, Dieter.
    Aber was passiert, wenn die Welle sich gegen den Uhrzeigersinn dreht ( angetrieben mit dem Zahnrad)?


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Wir sehen hier doch eine Nockenwelle, oder?
    Wenn die Welle sich (entgegen dem Uhrzeigersinn) drehte drückten die Nocken den Balken (links) nach unten und ließen diesen am Scheitelpunkt wieder nach oben schnellen.
    Der Balken war wahrscheinlich in der Mauernische gelagert.
    Das bedeutet, dass der Balken in der Verlängerung angehoben wurde und dann wieder nach unten fiel.
    Dies wirkte wie ein Hammer wie er in einer Schmiede Verwendung fand.
    Angetrieben wurde die Nockenwelle oft mit Wasserkraft (Mühlrad) oder später per Transmission von einer Dampfmaschine.


    Geht meine vorgeschlagene Lösung in die richtige Richtung?



    fragt waldi

  • Ihr seid einfach super! :401:


    Ich bewundere Euer technisches Verständnis und Euer Vorstellungsvermögen.


    Ja, es ist ein Schmiedehammer





    Angetrieben mit Wasserkraft


    Der Schmiedehammer steht nicht an seinem Originalplatz, sondern vor dem Heimatmuseum Sixtenhof in Achenkirch in Tirol.
    https://www.sixenhof.at/


    Ich hatte das Glück, dass jemand neben mir stand, der in seiner Jugend selbst an solch einer "Maschine" gearbeitet hat und mir alles erklären konnte.


    Gruß,
    Elke

  • Danke für die Blumen!


    Als Uhrmachermeister muss ich diese Technik kennen.
    Das Schlagwerk einer mechanischen Uhr funktioniert nach dem gleichen Prinzip.
    Die Wasserkraft wird durch ein Gewicht (normalerweise Gußeisen) oder eine Zugfeder ersetzt.
    Diese Kraft wird durch ein Räderwerk (Transmission) auf ein Zahnrad übertragen, das am Zahnkranz mit Stiften (Nocken) versehen ist.
    Diese Stifte heben einen Hammer (der heisst auch in der Uhrmacherei so).
    Wenn der Hammer fällt, trifft er auf einen Gongstab, bleibt aber dort nicht liegen sondern federt etwas zurück um ein Nachschwingen des Gongstabes zu ermöglichen.


    Leider wird diese wunderbare mechanische Technik heute durch elektronisch erzeugte Töne und Lautsprecher ersetzt. :thumbdown:
    Deshalb halte ich die Standuhr, die ich von meiner Großmutter geerbt habe, in Ehren.



    Adventliche Grüße von waldi

  • Ihr seid unglaublich,


    Waldi und Dieter, da sieht man halt auch handwerkliches Verständnis.


    Ich hätte da genau wie Elke gedacht, dass das etwas länger dauert, nein , allein schon die schlüssige Erklärung ist bemerkenswert.


    Da bleibt wohl nicht viel offen, wenn man hier ein Rätsel einstellt. Chapeau !!!!


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Gelernt ist gelernt!
    Diesen Spruch kennst Du sicher, Helmut.


    Ich habe mal ein Bild gemacht von meiner geerbten Standuhr.



    Die Nockenwelle hat hier die Form einer Walze. Die greht sich im Uhrzeigersinn.
    Die Nockenwelle erhält ihre Energie über das unscharfe Zahnrad im Hintergrund, das über weitere Zahnräder die Kraft von einem Gewicht bekommt.
    Wenn die Nockenwelle sich dreht werden die vier schwarzen Fähnchen unter der Nockenwelle nach links gedrückt und dadurch die Hämmer (gebogene Stangen) angehoben.
    Wenn die Fähnchen von den Nocken abfallen ziehen die Federn die darunter sichtbar sind die Hämmer in die Ursprungslage zurück und die Hämmer fallen auf die Gongstäbe.
    Gong!


    Hier sind es vier Hämmer und vier Gongstäbe. Die Gongstäbe haben verschiedene Tonlagen.


    Deshalb entsteht eine Melodie. Hier ist es die Tonfolge des Elizabeth Tower (Big Ben) des Palace of Westminster, der sogenannte Westminsterschlag.




    Liebe Grüße von waldi

  • Danke, dass du dir auch noch die Zeit für diesen genauen Vorgang genommen hast.


    So wie dargestellt , sehr logisch. Nur damals hat man sicher einige Zeit benötigt, auf diesen Dreh zu kommen , bzw. sich die techn. Fertigkeiten anzueignen.


    Da war sicher Ing. Arbeit damit verbunden.



    lieben Gruß
    Helmut

  • Respekt, Waldi! Und DANKE!


    Hattest Du als Uhrmachermeister auch Lehrjungen?
    Du kannst so gut erklären.
    Wenn ich bei Dir in die Uhrmacherlehre gegangen wäre, hätte ich die komplizierte Mechanik sicher auch bald verstanden! ;)
    ( Ob ich dann das Geschick und die ruhige Hand und Geduld für solch feinmechanische Dinge gehabt hätte, wäre allerdings eine andere Sache gewesen. ) :)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Hattest Du als Uhrmachermeister auch Lehrjungen?

    Nein, Elke!
    Ich bin aber deshalb nicht traurig sondern eher froh darüber.
    An den heutigen Quartzuhren wird sowieso nichts mehr repariert. Die werden weggeworfen und eine Neue gekauft.
    Damit sorgen wir für höhere Müllberge und belasten damit die Umwelt!
    An die vielen Batterien mag ich gar nicht denken.


    Heute ist der Uhrmacher, oder besser: der Uhrenreparateur, ein toter Beruf.
    Zu meiner Lehrzeit saßen 5 Uhrmacher in der Werkstatt. Heute braucht man nur noch jemanden zum Batteriewechsel. Das machen oft schon die Verkäuferinnen die man dafür angelernt hat.
    Es werden nur noch wenige mechanische Uhren gebaut und repariert. Das "alte Glump" wird weggeschmissen.
    Wenn doch mal was höherwertiges repariert werden soll dann schickt man diese Uhren in Spezialwerkstätten.
    Das hat auch mich meinen Job gekostet und ich musste in der Industrie als Hilfsarbeiter meine Brötchen verdienen.
    Das tut mir in der Seele weh, aber es ist nicht aufzuhalten.
    Die Mechanik hat mich fasziniert. Es gab ja Uhren mit Tag- und Datumsanzeige und Mondphasen und Stoppuhr und automatischem Aufzug und so weiter. Das war eine sehr aufwändige Konstruktion!


    Zum Trost habe ich noch die Standuhr von meiner Großmutter.
    Ansonsten stehen und hängen die Uhren rum die so genau sind wie die Atomuhr der physikalisch-technischen Bundesanstalt in Braunschweig weil sie über die Sendeanlage in Mainflingen ein Funksignal empfangen.


    Persönlich trage ich seit vielen Jahren keine Uhr mehr am Arm.
    Ich will mich nicht von ihr unter Druck setzen lassen.
    Mit dem Mobiltelefon verfahre ich ähnlich. Ich habe zwar ein Smartpfone, aber trage es selten mit mir herum.
    Es soll mir nur die Möglichkeit geben in bestimmten Situationen erreichbar zu sein.
    Um die Bilder oder Videos meines Enkels zu sehen die mich über whattsap erreichen genügt es wenn ich zwei oder drei Mal am Tag das Ding in die Hand nehme.


    Au weia! Jetzt habe ich mich aber wieder mal verquatscht.



    Liebe Grüße von waldi

  • Au weia! Jetzt habe ich mich aber wieder mal verquatscht.

    Im Gegenteil, es war ein lehrreicher Einblick in die Vergangenheit und sog. modernen Errungenschaften , die wiederum
    die Schattenseiten des Fortschritts lehren.


    Lieben Gruß
    Helmut

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