Die stauferzeitliche Ruine der …
Höhenburg Wildenberg
oder kurz Wildenburg
… liegt versteckt im Wald und abseits von Hauptverkehrswegen
auf einem nach Nordosten vorgeschobenen Bergsporn des Schlossberges in 365 m ü. NN über dem Tal der Mud,
drei Kilometer südöstlich von Kirchzell und nur wenige hundert Meter nordöstlich des Zentrums von Preunschen,
etwa 13 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Miltenberg.
Nur die Zinnen des Bergfrieds ragen über die Baumwipfel heraus wenn man auf der MIL42 von Amorbach nach Mudau unterwegs ist.
Die kurvenreiche Strecke ist bei den Bikern sehr beliebt.
Von Miltenberg auf der B469/B47 oder von Darmstadt B26 und B47 jeweils bis Amorbach und dann die L2311 bis kurz vor Kirchzell,
oder von Heidelberg die B37 bis Eberbach von dort die L2311 bis kurz nach Kirchzell.
Ca. 500 m vor bzw. nach dem Ort Kirchzell abbiegen in den OT Buch (MIL42) und nach ca. 250 m, nach dem Gasthaus "Zur Wildenburg" rechts abbiegen.
Den Hinweisschildern bis zum Waldparkplatz folgen ( ca. 3 km langer geteerter Wirtschaftsweg ).
Von dort sind es dann noch ca. 15 min. steiler Waldweg hoch zur Ruine.
Von der B27 Mosbach-Buchen über den Ort Mudau erreicht man die Ortschaft Preunschen.
Am östlichen Ortsausgang, beim "Watterbacher Haus", befindet sich ein Parkplatz, von dem man über einen Schotterweg die Burg nach ca. 15 Minuten erreicht.
Diese beiden von den drei eingezeichneten Zugangsmöglichkeiten habe ich ausprobiert.
Empfehlen würde ich die zweite Variante weil das Watterbacher Haus selbst ein sehenswertes Museum ist und eines beherbergt.
Darauf werde ich später näher eingehen.
Außerdem ist dieser Weg weniger schweißtreibend.
Kennzeichnung des Wanderweges beachten! Der Weg zur Burg ist nicht ausgeschildert.
Im Watterbacher Haus ist auch ein Modell der Wildenburg ausgestellt.
So könnte die Burg in ihrer besten Zeit mal ausgesehen haben.
Die Wildenburg wurde von den Herren von Dürn erbaut.
1171 erscheint der Name Rupertus de Durne erstmals als Zeuge in einer von Kaiser Friedrich I. Barbarossa unterschriebenen Urkunde.
Bis 1196 findet sich dieser Name in insgesamt 142 Urkunden die durch Kaiser Barbarossa oder dessen Sohn König Heinrich VI. unterschrieben wurden.
1226 nannte sich Ruperts Sohn Konrad erstmals nach seiner Residenz "Cunradus de Wildenberc".
Nach dem Ende der Stauferzeit zerfiel auch das Adelsgeschlecht der Dürn und die Burg ging 1271 an den Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein.
Mit den gut erhaltenen Mauern, dem imposanten Palas und dem mächtigen Bergfried
gehört die Wildenburg sicher zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Burglandschaft.
Burgenfans schwärmen von der Wildenburg weil die Schmuckformen so reichhaltig
und von solch hervorragender Qualität sind wie sie sonst nur in Kaiserpfalzen zu finden sind.
Der Grundriss und eine Anlagenskizze.
...
Mit einer Grundfläche von etwa 3000 m² ist sie etwa dreimal so groß wie eine übliche deutsche Burg.
Nähert man sich der Wildenburg vom Watterbacher Haus kommend,
so erreicht man einen ersten tiefen, in den Stein gehauenen Halsgraben, den einst eine Holzbrücke überspannte.
Aus obiger Perspektive kann man sich den Weg zum inneren Tor gut vorstellen.
Von der Brücke ist nur noch ein steinerner Pfeiler aus Quadern mit Zangenlöchern erhalten.
Wenige Meter im Nordosten befindet sich etwas tiefer ein zweiter Halsgraben, welcher auch tief in den Fels gehauen wurde.
Auch hier stehen noch zwei steinerne Brückenpfeiler auf der Grabensohle.
Ich ging in den Halsgraben und stieg auf den Buckel zwischen den beiden Halsgräben.
Von der recht kleinen Vorburg ist heute aber nichts mehr erhalten.
Der Blick in den Halsgraben...
... und auf die mächtige Schildmauer ( 1 ) ( 37 Meter breit, 10 Meter hoch und 3 Meter dick ) mit dem Bergfried dahinter.
Die Westecke der Wildenburg.
An der Nordwestmauer...
... sind noch Aborterker zu sehen.
Im nordwestlichen Turm, dort wo die Sperrmauer aus dem 15. Jahrhundert die den Burghof teilt auf die Ringmauer trifft, befand sich eine Ausfallpforte.
An der Nordecke der Ringmauer...
... beginnt nach dem Nordturm der Palas der fast die gesamte Außenwand der Nordostfront bildete.
Der Burggraben führt in weitem Bogen um ihn herum.
Da musste ich näher ran.
Im Sockel des Nordturmes entdeckte ich eine kleine liegende Steinfigur.
Es ist eine uralte Überlieferung, dass bei Errichtung von wichtigen Bauwerken ganz bestimmte Opfer, oft sogar Tier- und Menschenopfer,
gebracht wurden um böse Geister abzuhalten und die Mauern standhaft zu machen.
Beim Bau von Burgen sollen nicht selten neugeborene, ungetaufte Kinder lebendig eingemauert worden sein.
Sie vermochten angeblich, den notwendigen Schutzzauber auszuüben.
In der Gegend um die Wildenburg erzählt man sich folgende Geschichte.
ZitatDie Sage vom verschleppten Kind
Ein Ritter soll ein kleines Mädchen das unehelich geboren war auf die Burg verschleppt haben.
Dies wurde bemerkt und schon am nächsten Tag begaben sich einige Bürger zum Kloster Amorbach um den Abt um Hilfe zu bitten.
Dieser zog mit einigen bewaffneten Bauern auf die Wildenburg um die Freilassung des Mädchens zu erreichen.
Dies war erfolgreich.
In Ermangelung eines Menschenopfers hat man in das Fundament der Ringmauer unter dem Nordturm eine Kinderfigur eingefügt die heute noch erkennbar ist.
Zitat
Daneben zeugen zwei erhaltene Doppelfenster des Palas von seiner aufwändigen Konstruktion.
Zwischen diesen Fenstern befindet sich der große Kamin des Palas, den ich Euch noch von innen zeigen werde.
Oje! Ein Teil der Ringmauer war im Winter eingestürzt!
Später durfte ich deshalb den Palas nicht betreten weil es zu gefährlich gewesen wäre.
Es ließ mich aber durch die Lücke ein Foto von der dreiteiligen Fenstergruppe ( 23 ) in der Südostwand machen.
Ich bog um die Ostecke um die Fenstergruppe von außen zu fotografieren.
Die Südostmauer.
Der Torturm besitzt einen Erker, der zur St. Georgskapelle gehörte ( 8 ).
...
Durch diesen Torturm werden wir im zweiten Teil die Burg betreten.
Liebe Grüße von waldi