SOPRON > Alte Synagoge

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    Bei einer meiner Besichtigungstouren durch Westungarn ist mir in einer der schönsten Innenstädten Ungarns, die alte Synagoge von Sopron aufgefallen.


    Die Synagoge ist eine der interessantesten Bauten des an historischen Denkmälern so reichen Stadt Sopron (Ödenburg). Interessant macht sie vor allem, dass sie ein rares Denkmal der fast vollkommen zerstörten mittelalterlichen materiellen Kultur des ungarischen Judentums ist.
    Die Juden wanderten zusammen mit den Römern auf das Gebiet des heutigen Ungarns ein. Nach der Auflösung des Römischen Reiches sind aber die hier ansässigen jüdischen Kriegsgefangenen und Kaufleute ebenfalls weggezogen. Wann im frühen Mittelalter die ersten handeltreibenden Juden in Ungarn erschienen sind ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass sie im 11. Jahrhundert schon in großer Anzahl hier lebten und-zusammen mit den Ismaeliten-den Fernhandel zwischen Byzanz und Westeuropa in den Händen hielten.
    Sie sind nicht nur aus Byzanz, sondern auch aus Spanien bzw. aus den älteren Städten West- und Mitteleuropas gekommen. Sie waren Kaufleute und Geldwechsler, determiniert von ihrer abgesonderten Religion und Kultur und von ihrer Zerstreuung in der ganzen damals bekannten Welt.


    Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die Straße, wo die Alte-Synagoge steht, und die von Juden bewohnt war, im 13. Jahrhundert ausgebaut worden ist. Es entstanden zwei neue Gassen: die an das Franziskanerkloster grenzende Kolostor (Kloster) Straße und die Zsidó (Juden) Straße, mit dem späteren Namen Új (Neu) Gasse.




    Die Neugasse war mit ihren etwa 16 Häusern bis 1526, bis Ende des Mittelalters der Wohnort der jüdischen Gemeinde. Die Straße war, ähnlich wie in den anderen mittelalterlichen Städten nur halbwegs ein Ghetto: die Juden konnten zwar anderswo in der Stadt keine Häuser kaufen, in der Judengasse lebten aber auch Christen.




    Die jüdischen Gemeinden hatten gewöhnlich mehrere Gemeindebauten: das Spital, das den reisenden Kaufleuten Unterkunft bot, das rituelle Bad und das wichtigste Gebäude, die Synagoge selbst. Diese Bauten sind jedoch mehr als einfache Versammlungssäle, sie haben einen gewissen sakralen Charakter – nicht nur wegen des Gebetes und Gottesdienstes, sondern auch wegen der äußerst engen Verbindung von Religiosität und Alltagsleben in dem Judentum.






    Leider war fotografieren verboten und die Damen achteten streng darauf.


    Durch die schmalen Fenster blickte man gerade auf den Lesepult der Bema und auf die Aronnische



    Alte Gebrauchsgegenstände



    Der hintere Teil des Gebäudes war das Bad. Hier sieht man nur das in der Erde versenkte rituelle Bad.
    Es ist ein einfacher, rechteckiger Brunnen, aus Stein gemauert und nicht besonders tief.
    Das rituelle Bad – mit mittelalterlichem deutschem Wort Tuckhaus (Mikwe) – spielte in dem Leben des Judentums eine große Rolle.
    Die jüdische Religion unterschied seit alten Zeiten streng zwischen reinen und unreinen Menschen bzw. Sachen.
    Die strengsten Vorschriften galten für die Frauen: laut den mosaischen Gesetzen mussten sie nach jeder Regel bzw. nach jeder Geburt das rituelle Bad aufsuchen und dreimal im Wasser untertauchen. War bei den Frauen die Monatsblutung der Grund zur Unreinheit, haben sich bei den Männern, ja sogar bei gewissen Sachen viele verschiedene Regeln gehalten, was als unrein betrachtet wurde.
    Die mosaischen Gesetze haben das Untertauchen im natürlichen Flusswasser vorgeschrieben, was aber die in mittelalterlichen christlichen Städten lebenden Juden nicht einhalten konnten. Die Lösung des Problems war die brunnenförmige Mikwe, worin „lebendiges“ Wasser war.
    Obwohl im mittelalterlichen Europa bedeutend mehr rituelle Bäder als Synagogen erbaut worden sind, kennt man heute nur noch ein paar von diesen Bädern.
    Darin liegt die Bedeutung dieses kleinen Gebäudes.





    Liebe Grüße


    Josef

  • Kaum daheim und schon wieder fleißig! :up::up:
    **'6
    Danke. Josef, für den interessanten Bericht und die Bilder.


    Gibt es heute in Sopron auch noch eine aktive jüdische Gemeinde oder ist das alle "nur" Museum?
    Wenn das letzte Bild das Bad ist, so finde ich nicht dass es

    Zitat von Josef

    nicht besonders tief


    ist.
    Der Abstieg ins Wasser sieht doch recht gefährlich aus.


    Gruß,
    ELMA

  • Hallo Elke!


    Zitat

    Der Abstieg ins Wasser sieht doch recht gefährlich aus.


    Ja das ist der Abstieg zum Brunnen und da mussten die Damen dreimal im Wasser untertauchen, wenn sie unrein waren.


    Liebe Grüße


    Josef

  • danke für den Bericht aus Westungarn.


    du bestärkst uns immer wieder, dass wir uns dabei erwischen und zu uns sagen. Da möchten wir nochmal hin!


    liebe Grüße


    Ini

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