25. Oktober 1956 Gedenkstätte

  • Am Kossuth tér vor dem Parlament in Budapest erinnern mehrere Stellen an den Volksaufstand von 1956.


    Da steht der damalige Ministerpräsident Imre Nagy (Imre Varga 6.6.1996) auf einer symbolischen Brücke
    die den Übergang vom kommunistischen zum demokratischen Ungarn darstellen sollte.


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    Am Gebäude des Landwirtschaftsministeriums weisen Stahlkugeln auf die Schießereien am Kossuthplatz am 25. Oktober 1956 hin.
    Die Zusammenarbeit von Architekt Ferenc Callmeyer und Bildhauer József Kampfl ließ es 2001 entstehen.


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    Vor dem Parlament stand bis 2013 ein schwarzer Marmorblock von Mária Lugossy, der dort auf Initiative von Árpád Göncz, dem damaligen Staatspräsidenten,
    am 23. Oktober 1996, dem 40sten Jahrestag des Beginns des ungarischen Volksaufstandes, aufgestellt worden war.


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    In der Kerbe der Oberseite des Blocks wurde alljährlich am 23. Oktober eine Flamme entzündet die am 4. November, dem Ende des Aufstandes wieder gelöscht wurde.
    Die Flamme der Revolution (A forradalom lángja) fiel der Neugestaltung des Kossuthplatzes zum Opfer.
    Über den Verbleib konnte ich bisher nichts in Erfahrung bringen.


    Ein weiteres Denkmal, ein symbolisches Grab für die Opfer des 25. Oktober 1956 das am 25. Oktober 1991, dem 35sten Jahrestag des Massakers,
    geschaffen von Architekt Imre Makovecz und Bildhauer László Gömbös, enthüllt worden war...


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    ... hat man im Zuge der Neugestaltung des Kossuthplatzes unter die Erde verbannt.


    Eine Treppe führt unter den Kossuthplatz...


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    ... zur neuen Gedenkstätte (2014).


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    Was war am 25. Oktober 1956 am Kossuthplatz vor dem Parlament passiert?
    Der Platz vor dem Parlament in Budapest, benannt nach dem ungarischen Freiheitshelden von 1848 Lajos Kossuth, war einer der zentralen Schauplätze der Revolution 1956.
    Am Abend des 23. Oktober 1956 versammelten sich hier mehrere hunderttausend Menschen, nachdem es seit dem Nachmittag zu großen Demonstrationen in der Stadt gekommen war.
    Sie erwarteten vor allem eine Ansprache des Ministerpräsidenten Imre Nagy.
    Als Nagy endlich gegen 21.00 Uhr an ein Fenster neben dem Haupteingang des Parlamentsgebäudes trat, sprach er sich allgemein für die Fortsetzung seiner 1953 begonnenen Reformen aus.
    Am Morgen des 24. Oktober 1956 rückten sowjetische Truppen in Budapest ein und besetzten auch den Kossuthplatz.
    Nachdem sich am Morgen des folgenden Tages erneut hunderttausende vor dem Parlament versammelt hatten, kam es aus bis heute nicht vollständig aufgeklärten Umständen zu einer Schießerei zwischen Aufständischen, ungarischen und sowjetischen Sicherheitskräften, bei denen hunderte Menschen zu Tode kamen.
    Den Menschenmassen hatten sich teilweise sogar sowjetische Panzer angeschlossen, die durch ungarische Fahnen ihre Solidarität zum Ausdruck brachten.
    Auf den Dächern der umliegenden Häuser waren andere ungarische und sowjetische Einheiten stationiert, die für die Überwachung des Platzes und zum Schutz des Regierungsviertels eingesetzt waren. Vermutlich auf Befehl des sowjetischen Gemeindienstgenerals Serov wurde das Feuer auf die Demonstranten eröffnet.
    Andere sehen die ÁVH (ungarische Geheimpolizei) als Hauptschuldigen.
    Dieses Massaker ging in die Geschichte der Revolution als der Blutige Donnerstag ein.



    Ich ging die Treppe zur neuen Gedenkstätte hinunter und trat in einen langen Raum an dessen einem Ende das symbolische Grab neu angelegt worden ist.


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    In einem Halbrund, das mich an eine Kapelle erinnerte, liegt die Grabplatte.


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    An der Wand dahinter hängt eine Tafel die ein jugendliches Paar darstellt, das in freiheitlicher Begeisterung die Revolutionsfahne schwenkt.


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    Der Sowjetstern und das Symbol von Hammer und Sichel das man aus der ungarischen Fahne herausgeschnitten hat liegen am Boden.
    Eine solche Revolutionsfahne hängt seitlich des symbolischen Grabes.


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    Auf dem Weg zum anderen Ende des Raumes zeigen moderne Medien Szenen des Volksaufstandes.


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    Auf Bildschirmen erzählen Zeitzeugen von den Ereignissen.


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    Am anderen Ende des Raumes fährt ein Panzer über eine Leinwand vor dem Parlament entlang.


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    Plötzlich dreht er bei, fährt auf mich zu, bremst kurz vor mir ab und senkt das Rohr!


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    Einen Moment später sehe ich nur noch eine Rauchwolke und wundere mich darüber dass ich noch lebe.
    Eine sehr eindrucksvolle Demonstration!

    Hier mein Video davon.






    Diese Gedenkstätte verließ ein erschrockener und nachdenklicher waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi () aus folgendem Grund: Video eingefügt

  • Danke, Waldi, für diese eindrucksvolle Dokumentation!
    Ein würdige Gedenkstätte , die an den Kampf für die Unabhängigkeit erinnert .


    Am 25. Oktober jährt sich jener Blutige Donnerstag zum 60. Mal - es gibt vermutlich immer noch schmerzhafte Erinnerungen bei vielen älteren Menschen , aber hoffentlich auch Stolz bei den Jungen ( und das Bewusstsein, dass es diese Unabhängigkeit und Freiheit zu schätzen, wachsam zu hüten und zu verteidigen gilt, besonders auch heute.)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Der Beitrag von Waldi über Budapest und die Gedenkstätten zum 25.Okt 1953 war Anstoß zum Nachdenken über den Umgang in Deutschland mit der Erinnerung an die Ereignisse um die Teilung .


    Grizzly hat vorgeschlagen

    Zitat

    Vielleicht brauchen wir da mal einen eigenen Thread.


    Ich möchte den Vorschlag aufgreifen und die auf Deutschland bezogenen Beiträge von waldis Ungarnbeitrag trennen und in einen neuen Thread verschieben.
    Hier
    https://www.schoener-reisen.at…eren-deutschen-Geschichte


    Gruß,
    Elke

  • Ich lerne einiges über die Geschichte Ungarns, die mir ohne dieses Forum und dir, lieber waldi :174:, verborgen geblieben wäre.


    Herzlichen Dank,
    Klaus

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