Ja, waldi, da magst Du Recht haben:
es war einfach ein Brauch, eine Angewohnheit.
und ist es vielfach noch...
Zum Glück ( zumindest bei uns im christlichen, westlichen Kulturbereich ) ist das "Verdeckenmüssen" meist ohne Zwang.
Wenn ich in einer Kirche aufgefordert werde, mich angemessen ( was immer das heißt) zu kleiden, so ist das ok. Ich respektiere es.
Nur ist das, was "angemessen" ist, doch sehr von der Tradition oder von der Einstellung von Pfarrern, Kirchengemeinderäten usw ( wer auch immer die Regeln bestimmt) abhängig.
Was der eine schon als (fast) "nackt" empfindet, ist für den anderen noch völlig normal und akzeptabel.
Es komt auf die Phantasie des Betrachters an
Ist eine enge Stumpfhose ( heute nennt man es "Legging" ) und ein hautenges Oberteil , wie es derzeit Mode ist, nicht phantasieanregender als ein kurzärmeliges, weites T SHirt?
Man muss sich fragen, wie solche Vorschriften entstanden sind. Vermutlich alle von Männern erdacht.
Das begann schon zu Zeiten nach dem Tod von Michelangelo, als man einige nackte Körperteile auf dem meisterhaften Deckenbild der Sixtinischen Kapelle "übermalte (später wurden sie wieder freigelegt- heute kann man das pralle Leben auf diesen Meisterwerken in der Kirche ungehindert betrachten)
z.B. hier
https://www.handgemalt24.de/media/images/p…gelo--34203.jpg
https://www.sempre-italia.de/service/feuill…e-2009-12.xhtml
Ich habe versucht , etwas über die Einstellung der (christlichen ) Kirche zur "Nacktheit" des Menschen herauszufinden.
httpss://de.wikipedia.org/wiki/Nacktheit
Dabei bin ich auf ein Buch von Karol Wojtyła („Liebe und Verantwortung“1960) gestoßen, das er noch vor seinem Pontifikat geschrieben hat
„Sexuelle Schamhaftigkeit kann also nicht einfach mit der Verwendung von Kleidung gleichgesetzt werden, ... (S.258)
Der menschliche Leib ist nicht in sich selbst schamlos, noch sind es aus denselben Gründen die sinnlichen Reaktionen und die menschliche Sinnlichkeit im Allgemeinen. Die Schamlosigkeit ist (so wie das Schamgefühl und die Schamhaftigkeit) eine Funktion des Inneren einer Person und insbesondere des Willens, der allzu leicht die sinnliche Reaktion akzeptiert und eine andere Person – wegen des ‚Leibes und des Geschlechts‘ der Person – auf die Rolle eines Objekts des Gebrauchs reduziert. (S.281)“
eine Funktion des Inneren einer Person und insbesondere des Willens, der allzu leicht die sinnliche Reaktion akzeptiert
Demnach ist ist es nicht die "unangemessene" Kleidung, die verurteilt werden muss, sondern der schamlose Betrachter.
So gesehen kann auch die Frage in Viktors Gedicht beantwortet werden
Was diese dummen Kirchenfürsten
im Kopf so haben, weiss ich nicht..
Ein schwieriges Kapitel der Kulturgeschichte!
( Nicht nur im Westen und im Christentum)
Ich kann mich gegen scheinbar nicht mehr zeitgemäße Vorschriften auflehnen - ok, aber ich toleriere, besser: respektiere sie. Nur zu schnell verletzt man Menschen, die anders erzogen wurden und eine andere Wertvorstellung haben. Da stimme ich Vadda zu.
Was doch ein einfaches Rätsel und eine ( von mir aus gesehen harmlose Beobachtung in einer italienischen Kirche ) an Überlegungen auslösen kann!
Liebe Grüße,
Elke
), ins Restaurant nicht im Jogginganzug, in die Sauna nicht mit Badehose, in die Moschee nicht mit Schuhen, für die Spielbank (war ich noch nie) ziehe ich ein Sakko an...
