Raibl - Cave del Predil - Niedergang eines Bergbauortes

  • Wie vielen von Euch ja bekannt ist, nehmen wir auf unserem Fahrt in den Urlaub nach Kroatien immer wieder mal einen Umweg. Wer so wie wir nur einen guten halben Tag für die Strecke nach Liznjan bei Pula benötigt, hat es im allgemeinen nicht sonderlich eilig.


    Die Kanaltalautobahn verbindet Villach mit der Adria. In Tarvisio gibt es eine Ausfahrt. Ab hier besteht die Möglichkeit, eine kürzere aber landschaftlich wunderschöne Strecke über den Predelpaß ins Slowenische Soca-Tal zu nehmen. Diese Strecke habe ich Euch ja vor einiger Zeit schon mal vorgestellt. Auch den Mangart kann man über eine gebührenpflichtige Straße hinauffahren. Wer Zeit hat, dem empfehle ich diesen Umweg.


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?3625-SLO-Über-den-Predelpaß-ins-Socatal&highlight=predelpa%DF


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?3626-SLO-Über-das-Socatal-nach-Nova-Gorica&highlight=predelpa%DF


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?3619-SLO-Ausflug-zur-Mangartstraße-am-Ende-des-Socatales&highlight=predelpa%DF


    Heute möchte ich Euch ein paar Bilder der Ortschaft Raibl, wie sie zu österreichischer Zeit genannt wurde, oder Cave del Predil, wie der Ort nach der Italienisierung nach dem Ersten Weltkrieg genannt wird, zeigen. Raibl ist ein ziemlich alter Bergbauort. Laut historischen Dokumenten wird hier bereits seit dem Jahr 1006 Zink und Blei abgebaut. Bis zur Einstellung des Bergbaus im Jahr 1991 war Raibl der wichtigste Bergbau für diese Mineralien im gesamten Alpenraum.


    „Der Ort liegt auf 900 m Seehöhe und erhält sein Gepräge durch das 1991 stillgelegte Bleibergwerk. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte der Ort wie das gesamte Kanaltal zu Kärnten und war zweisprachig (deutsch und slowenisch). 1918 fiel Raibl an Italien. Nach den Umsiedlungen unter Mussolini ist der Ort fast ausschließlich italienischsprachig. Cave del Predil ist heute eine Fraktion der Gemeinde Tarvis und hatte im Jahr 1968 noch 2100 Einwohner. Nach der Einstellung des Bergwerksbetriebes sank die Einwohnerzahl rapid, im Jahr 1999 waren es noch 450.“ (aus Wikipedia)


    Heute sind viele Häuser verlassen. Abraumhalden findet man entlang des Tales unterhalb des Orts. Ich meine, der Charme des Vergänglichen ist es wert, gezeigt zu werden.









    Die Nebenanlagen des Bergbaus sind größtenteils noch vorhanden. Die Stollen führen im übrigen teilweise unter dem Berg hindurch bis auf slowenisches Gebiet.







    Diesen Stollen kann man zu bestimmten Zeiten besichtigen. Der Eintritt kostet 8 €. Führungen gibt es zwischen 10.00 und 17.00 Uhr, im Winter sind die Zeiten enger. Dabei erhält man eine Schutzkleidung und kommt sich dann vor wie ein Bergmann.







    Hier oben ein rostiger Ausgang eines Belüftungsschachts.





    Östlich des Flusses befindet sich die Siedlung, westlich davon die Mine.





    Alte Gerätschaften stehen zur Dekoration im Minengelände.













    Hinter diesen Bergen befindet sich bereits Slowenien.





    Die Kirche in der Mitte des Bildes stammt aus den Tagen der KuK Monarchie. Rechts vorne sieht man zum Teil die neuere aus italienischer Zeit. Italien war immer schon rohstoffarm, weshalb unter Mussolini das neu hinzugewonnene Gebiet intensiv ausgebeutet wurde. Dazu gehörte auch der Bergbau in Raibl.





    Ein kleines Museum erinnert an die kriegerische Auseinandersetzung der beiden Staaten in der Zeit von 1915 bis 1918.





    Gedacht wird hier nicht nur den Opfern zwischen Österreich und Italien im Ersten Weltkrieg. Diese Säule erinnert an einen Hangrutsch, der im Jahr 1911 das Krankenhaus verwüstete und viele Opfer forderte.





    Nicht nur in diesem Haus ist jede zweite Wohnung zu verkaufen. Wer will schon hier wohnen, wo es nur eine Bar und sonst gar nichts gibt? Etwa die Hälfte aller Häuser sind heute unbewohnt. Die anderen sind vermutlich nur noch deshalb nicht aufgegeben, weil man hier billig wohnen kann. Vermutlich pendeln die Menschen irgendwohin zur Arbeit oder kommen nur am Wochenende heim.





    Vielleicht ergibt es sich einmal, daß wir uns die Zeit nehmen und auch das Bergwerk besichtigen.


    Jürgen

  • Auf diesen Bericht habe ich schon gewartet!!
    https://www.schoener-reisen.at…nna&highlight=Cave+Predil


    Irgendwie beschleicht mich da immer ein seltsames Gefühl wenn ich erfahre, wie ein einstmal wirtschaftlich ( relativ) bedeutender Ort so in einen Dornröschenschlaf versinkt.


    Danke für den Hintergrundbericht.


    Aber wohnen möchte ich dort heute nicht, obwohl die Landschaft sicher reizvoll ist.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Schlimm ist es tatsächlich eine werdende Geisterstadt zu sehen.


    Welche Zukunft kann das der Jugend bringen in einem zwar landschaftlich reizvollen Dörfchen, aber auch vom Tourismus nahezu nicht entdeckten Gebiet.


    Zwar war mit Sicherheit das Bergwerk und damit der Broterwerb bei Leibe kein Zuckerschlecken , aber so erscheint es noch trostloser.
    Zumindest das Tor zur Welt ist offen, man sieht es an den zahllosen Satelittenschüsseln.


    Ich denke mal, dass sich das Berufsleben für einige in entfernten Orten abspielt.


    Unglaublich lieber Jürgen,


    welche Gegenden du uns hier wieder aufzeigst. Hier kann nicht einmal mehr die treffende, aber letztlich doch wenig Hoffnung erzeugende Formulierung, wie du sie gewählt hast, "Charme des Vergänglichen" hinweg täuschen.



    lieben Gruß
    Helmut

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