Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen zu ein paar Wochen Chiemgau verdammt war, wollte ich es natürlich nicht versäumen, die Gegend etwas zu erkunden. Als Bergvagabund hat man dort ja auch so manchen Berg vor der Nase, der von mir erklommen werden will.
Der bekannteste direkt südlich vom Chiemsee ist die Kampenwand. Als Allgäuer rümpft man natürlich etwas die Nase, wenn man erfährt, daß dieser Hausberg der Bevölkerung vom Chiemsee „nur“ 1669 Meter hoch ist. Egal, ganz oben kann man etwas kraxeln und so habe ich mir die Kampenwand an einem schönen Herbsttag vorgenommen. Schließlich gibt es da einen bekannten Spruch, den ich mir nicht zu eigen machen wollte:
I gangat gern auf d' Kampenwand, wann i mit meiner Wamp'n kannt'. (Ich ginge gerne auf die Kampenwand, wenn ich mit meinem dicken Bauch es könnte.)
Wir fuhren von Bernau kommend rauf über die Seißer Alm zum Wanderparkplatz Aigen. Wenn wir von der Alm, eigentlich ist es eine Ausflugsgaststätte, auf den Chiemsee blicken, ist es kaum zu glauben, daß in weniger als zwei Stunden das Wetter umschlagen sollte. Um es jedoch gleich vorweg zu nehmen: Es blieb trocken.
Auf einem breiten Forstweg steigen wir gemächlich bergan.
Wir erreichen die Baumgrenze. Links vom Forstweg geht ein ausgeschilderter Pfad ab.
Wir blicken zurück und können dank der neuen Kamera und deren 32fachem Zoom im Dunst die Insel Frauenchiemsee erkennen.
Doch was ist das? Kaum haben wir den Grasbuckel umrundet, sehen wir die Steinlingalm unterhalb des Gipfels in Wolken.
Die Kampenwand selbst verspricht heute auch nicht den besten Blick in die Ferne. Rasten wir also erst mal für eine kleine Brotzeit. Vielleicht reißt die Wolkendecke ja noch auf.
Nach einer halben Stunde geht es weiter an der Kapelle vorbei auf den Gipfel. Nun sind wir nicht mehr alleine unterwegs. Eigentlich bin ich ja kein Freund von Bergen mit Seilbahn wie hier von Aschau aus und mehreren Einkehrmöglichkeiten. Ziehen diese modernen Einrichtungen doch Touristen aller Art in Scharen an. So ist es auch ab der Steinlingalm. Die Turnschuh-Franktion bleibt überwiegend hier um die regionale Küche zu testen.
Nur einige wenige meinen, Hund oder Baby in der Kraxn bis auf den Gipfel schleppen zu müssen.
Die Steinling Alm von oben.
Jetzt wird es schon etwas schwieriger. „Lumpi“ muß getragen werden.
Dann müssen wir da durch…
…und schauen noch mal auf die Alm runter…
…dann sehen wir den für Bergwanderer erschlossenen Ostgipfel vor uns…
...halten uns am Stahlseil ein und klettern horizontal ein paar Meter an der Wand lang...
…und knipsen das obligatorische Beweisfoto. Einfach war es nicht, bei dieser Masse von Menschen dort oben noch einen Platz für eine weitere Brotzeit und den ausgiebigen Blick in die Ferne zu finden.
Hier der Blick nach Süden ins Tal der Tiroler Ache. Diese ist der Hauptzufluss des Chiemsees.
Den Kopf nach Norden gedreht erkennen wir im Dunst den Chiemsee.
Neben der Steinling Alm hat es sich diese "Dame" gemütlich gemacht. Kuh mit Glocke, jedoch ohne Hörner, fast ein Postkartenidyll. Dem Laien sei erklärt, daß die Landwirte den Jungkühen die Hörner ausbrennen, so daß die Tiere sich nicht gegenseitig verletzten können. So haben die Kühe im Gegensatz zu meiner Jugendzeit heute ein anderes Aussehen. Dabei sind die Milchkühe im übrigen auch wesentlich schwerer als früher geworden. Eine gute Milchkuh gibt heute etwa die vierfache Menge an Milch wie in den 60er oder 70er Jahren. So ändern sich die Zeiten...
Auf dem selben Weg wie wir gekommen sind, steigen wir auch wieder hinunter. Jetzt hat sich das Wetter wieder geändert. Der Gipfel ist klar und deutlich zu erkennen.
Alles in allem war es eine gelungene kleine gemütliche Tour mit einer anspruchsvollen Schlußetappe bis zum Gipfel von insgesamt etwa vier Stunden Gehzeit. Lediglich auf der letzten Etappe zum Gipfel ist Trittsicherheit erforderlich.
Jürgen