waldis Fahrt nach Südtirol

  • Lieber Waldi,


    wie oft bin ich schon an Trauttmannstorff vorbei gefahren. Und nun bringst du bei einer Begehung die Besonderheiten so ausführlich in Wort und Bild geschildert, näher.


    Den Naturfreund hätte vor allem aber hier der saisonale Blütenrausch dieses so wunderbar angelegten Gartens verzaubert.


    Was mir aufgefallen ist, Sissy war ja 1870 dort, dem mussten seinerzeit ja schon sicher zahlreiche Hintergrundgespräche im Hause Habsburg voraus gegangen sein. Man muss sich das mal vorstellen, in Europa war ja da schon der Krieg gegen Napoleon , in dem der direkte Nachbar Bayern ein Teil des Bündnisses, was Napoleon damals nicht wusste, mit dem Norddeutschen Bund war.
    (Wie sich da schon abzeichnete ein Teil ihrer rastlosen Weltreisen).


    Und wie die Geschichte uns lehrte, war ja, dass damals dieser Krieg auch durchaus der Auslöser für den 1. und 2. Weltkrieg durch die schon damals sich abzeichnende Großmannssucht Deutschlands.


    Nach dieser Abschweifung, finde ich es aber bemerkenswert wie du wieder einmal fein strukturiert das Wesentliche heraus gegriffen und auch ins Bild gebracht hast. Danke dafür.


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Hallo Waldi,


    Geschichte war ja nie mein Fach, aber durch deine Berichte kommt einiges an Erinnerungen wieder zum Vorschein.
    Danke für die außerordentliche Arbeit, die du dir machst, um uns an deinen Interessen und damit verbundenen Informationen teilhaben läst.

  • Der Reiz liegt wohl darin, soviel wie nur möglich über das „Objekt der Begierde“ zu erfahren, das Wissen darüber wie die Glieder in einer Kette zusammenzufügen und zu veranschaulichen.

    Das hast Du wunderbar formuliert, Gabi!


    Die wunderschönen Gemälde „Deiner“ Kaiserin sind sicher eine ganz besondere Ergänzung in Deiner Sammlung und haben Dir bestimmt glänzende Augen vor Freude gemacht.

    Naja, das sind ja nur "kleine Repliken" großer Gemälde die irgendwo in einem Museum hängen.
    Aber trotzdem hats mich gefreut.


    Das Schloss Trauttmansdorff mit seinem Erlebnismuseum „Touriseum„ scheint wirklich eine wahre Fundgrube und das nicht nur in Sachen Sisi zu sein.
    Wer Museen mag der dürfte seine Freude daran haben.


    Aber die Meisten werden sich an den wunderschönen Gärten um das Schloss ergötzen.
    Darüber werde ich im folgenden Beitrag kurz berichten.
    Es war bei diesem Besuch nicht der Schwerpunkt, aber ich bin natürlich mal ein paar Schritte in den Gärten gegangen.
    Das muss bei einem späteren Besuch nachgeholt werden.





    Den Naturfreund hätte vor allem aber hier der saisonale Blütenrausch dieses so wunderbar angelegten Gartens verzaubert.


    Geduld lieber Helmut!
    Wie ich in meiner Antwort auf Gabi oben schon geschrieben habe, kommt dazu ein kurzer Beitrag von mir.


    Was mir aufgefallen ist, Sissy war ja 1870 dort, dem mussten seinerzeit ja schon sicher zahlreiche Hintergrundgespräche im Hause Habsburg voraus gegangen sein. Man muss sich das mal vorstellen, in Europa war ja da schon der Krieg gegen Napoleon , in dem der direkte Nachbar Bayern ein Teil des Bündnisses, was Napoleon damals nicht wusste, mit dem Norddeutschen Bund war.


    Natürlich rauchten damals die Köpfe in Wien aber...
    Der Kriegsschauplatz 1870/71 beschränkte sich fast nur auf französisches Gebiet - war also nicht so nah an Südtirol.
    Die offizielle Bestätigung des Hofes zur Winterreise von Elisabeth nach Meran kam erst am 28. September 1870, weil durch die Kapitulation der ausweglos eingekreisten französischen Truppen am 2. September 1870 der Krieg praktisch beendet war. Napoléon III. gab sich bei Sedan gefangen und wurde in den folgenden Monaten im Schloss Wilhelmshöhe festgehalten bevor er im Frühjahr 1871 nach London übersiedelte. Es war also das Schlimmste bereits vorbei.


    Und wie die Geschichte uns lehrte, war ja, dass damals dieser Krieg auch durchaus der Auslöser für den 1. und 2. Weltkrieg durch die schon damals sich abzeichnende Großmannssucht Deutschlands.


    Wie das so ist mit den Kriegen: Es wird gekämpft um sich zu bereichern!
    Jede Regelung danach schafft neue Ungerechtigkeiten die zu weiteren Auseinandersetzungen führen.
    So wie die Schaffung des Staates Jugoslawien nach dem 2. Weltkrieg zu den Jugoslawienkriegen (Balkankonflikt) zwischen 1991 und 2002 führten.
    Und da brodelt es ja immer noch im Untergrund!
    Ich bin froh darüber dass wir in Mitteleuropa seitdem keinen Krieg mehr erleben mussten.


    Dies sollte aber kein Beitrag über Kriege sondern über schöne Landschaften und Orte werden.
    Jetzt muss ich mich unbedingt um die Gärten von Schloss Trauttmansdorff kümmern!



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Teil 4


    Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff





    Quelle: Die Homepage von Schloss Trauttmansdorff




    Mein Weg führte mich auf die Sissi-Terasse.




    Dort hat man vor Kurzem eine neue Bronzestatue der Kaiserin auf den Sissithron gesetzt den Baron Deuster zu Ehren der Kaiserin errichten ließ.




    Der Sissithron...




    ... mit den Porträten von Kaiser und Kaiserin.


    ...



    Sie haben einen herrlichen Ausblick auf den südlichen Teil der botanischen Gärten.






    Im mittleren oberen Bildteil kann man den Matteo Thun'schen Gucker erkennen.
    Den werde ich gleich noch besuchen.




    Herrliches Panorama!



    Der Teich mit dem Pavillon aus der Nähe.




    Futuristische Gewächshäuser?




    Herrliche Blumenfelder.




    In einem davon ist noch eine Büste der Kaiserin versteckt.




    Gleich daneben habe ich die Gelegenheit eine Eidechse beim Sonnenbad zu erwischen.




    Ein Blick nach oben...




    ... zeigt mir dass ich gleich da bin.


    Noch ein Foto in Richtung Schloss durch die Sträucher.




    Schon bin ich oben auf dem Thun'schen Gucker der nach seinem Architekten Matteo Thun benannt ist.
    Trotz meiner Höhenangst habe ich keinerlei Bedenken beim Betreten der Aussichtsplattform.


    Einfach schön!














    Ich habe mir vorgenommen dass ich mir bei meinem nächsten Besuch einen ganzen Tag Zeit nehme für diese herrlichen Gärten.
    Es gibt noch so vieles zu sehen und zu erfahren.



    z.B.: Welchen Sinn hat diese Glocke?




    Oder wie heisst der Strauch der solche Blüten trägt?




    Es gibt bestimmt ein nächstes Mal!
    Vielleicht reicht es dann auch für einen Brunch auf der Sissi-Terasse oder ein Abendkonzert oder zu einem der anderen Events.




    [/b]


    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Hallo Waldi,


    du hast diese wunderbaren Gärten supertoll in Scene gesetzt, da muss ich unbedingt auch mal hin.


    Tolle Fotos, wirklich gut beschrieben und gut recheriert. Vielen Dank dafür, mach bitte weiter so!




    Viele liebe Grüße


    Herbert

  • Lieber Waldi,


    also nach diesem herrlichen Bericht werde ich wohl mein ewig vor mich hergeschobenes Vorhaben realisieren müssen,


    Trauttmannstorff zu besichtigen. Für die Besichtigung wird es aber schwer die geeignete Zeit zu finden.


    Kriterien müssen dafür sein:


    Der Bereich Sonnengärten: Südl. Pflanzen, wie Zitronen, Lavendel usw.


    Wasser u. Terassengärten: Staudengarten, Seerosenteich usw.



    Südtiroler Landschaften: Kastanienhaine, die berühmten Obstanlagen usw.


    Waldgärten: Intern. Baumarten


    Mai /Juni dürfte sich aber wegen dem gen. Blütenrausch anbieten.


    Vielen Dank für den Aufsteher , lieber Waldi


    P.S. Dein Einwand: "Dies sollte aber kein Beitrag über Kriege sondern über schöne Landschaften und Orte werden."


    Da gebe ich dir voll Recht, aber gerade auf der Suche nach dem Auslöser für die unsteten Reisen dieser wunderbaren, aber ev. nicht glücklich gewordenen Frau , die bei Hof sicher bemerkenswert eingeengt wurde, so denke ich mal, musste man auch die Zeitschiene 1870 und die ev. Gefahren einbeziehen. Sorry.


    Dass später ein ev. irrer Einzelner, der einen Hass auf Adlige hatte, ihrem Leben ein so vorzeitiges Ende bereitete ,war unvorhergesehen außerordentlich tragisch.


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Es gibt bestimmt ein nächstes Mal!


    Diese Aussage nehme ich Dir vorbehaltlos ab.
    Was für ein schöner und informativer Bericht über Deine Reise nach Südtirol und zum Abschluss nochmal ein Höhepunkt, den Du mit ganz hervorragenden Fotos von traumhaften An- und Aussichten unterstreichen konntest.


    Der blühende Strauch heißt übrigens Frangipani oder Wachsblume.


    Seinen süßlichen Duft vergisst man nicht. Wir sahen ihn damals in Vietnam. Trotz des milden Klimas in Südtirol wundert es mich, dass dieses exotische Gewächs hier so gut gedeiht.


    Vielen Dank, lieber waldi, ich habe Deinen 4-teiligen Bericht sehr genossen.


    Liebe Grüsse
    Gabi

  • Ein Bericht, der Wünsche und Reiselust weckt!


    Danke, Waldi!


    Eines meiner Lieblingsbilder:


    Ja, wenn Frauen auf Reise gehen :wink:


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Ja, so einen schönen Koffer würde ich auch gerne packen!
    Aber bei Flugreisen muß man sich ja auf 20 kg beschränken. :|

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen

  • Hast Du da ein "kleines" Problem, Helga?
    ( Ich packe derzeit... deshalb fiel mir der Kofferschrank besonders auf)


    Aber wir sind ja nicht "Kaiserliche Hoheit, die sich zum solche "Kleinigkeiten" nicht kümmern muss ) noch fliegen wir Buisness Class ( ich zumindest nicht...)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Teil 5



    Partschins – Töll - Bad Egart - Onkel Taa



    Weil Kaiserin Elisabeth gerne in Heilwasser badete besuchte sie während ihres Aufenthaltes in Meran auch Bad Egart,
    das älteste Heilbad Südtirols.


    Heute ist das Gebäude völlig zugewachsen und die Quellen werden nicht mehr zum Heilbaden genutzt.




    Onkel Taa residiert hier und verwöhnt seine Gäste mit Köstlichkeiten aus seiner Küche.


    Der Eingang zum Lokal.




    In über 50 Jahren hat er viele Dinge des früheren täglichen Gebrauchs, ein wahres Sammelsurium in den alten Baderäumen zusammengetragen.
    Hauptattraktion ist sein…




    Der Eingang.




    Hier findet der interessierte Museumsbesucher Bilder, Büsten, Bücher, halt alles Mögliche was mit der k. u. k.-Monarchie zu tun hat.
    Leider ist das Fotografieren im Museum nicht erlaubt, aber auf Onkel Taa’s Homepage ist einiges zu sehen.
    https://www.bad-egart.com


    Selbst die nahe Versöhnungskapelle blieb von Onkel Taa’s Sammelwut nicht verschont.




    Ein Blick in die Kapelle.




    Auf der Rückfahrt in Richtung Meran machte ich dieses Foto.




    Was mochte das wohl für ein Gebäudekomplex sein mit dem Zwiebeltürmchen und dem Karodesign?


    Im Vorbeifahren gelang mir dieses Foto.




    Aha! Eine Brauerei kann so interessant sein!
    Zu einer Besichtigung ließ ich mich aber nicht hinreißen.






    Es gab noch ein weiteres kleines Bad das Kaiserin Elisabeth während ihrer Meranaufenthalte aufsuchte.



    Mitterbad



    Mitterbad ist ca. 3 km von Sankt Pankraz im Ultental entfernt, dazu kurz nach Bad Lad links ins Marauntal abbiegen.


    Ich musste ein bisschen suchen um die versteckten Überreste vergangener Badekultur zu entdecken.
    Die Straße wurde immer schmaler und wechselte zum Schotterweg.


    Über diese Brücke traute ich mich kaum zu fahren.




    Das Marauntal.


    ...



    Ich dachte schon ans Umkehren da sah ich Gebäude im Wald.




    Aufgrund seiner eisen- und magnesiumhaltigen Heilquellen zählte Mitterbad in knapp 1000 Metern Seehöhe einst zu einem der beliebtesten Bäder Deutschtirols.


    Viele bekannte Persönlichkeiten statteten dem Bad einen Besuch ab, darunter Otto von Bismarck im Jahre 1840 und 1843,
    Kaiserin Elisabeth von Österreich im Jahre 1871, 1889 und 1897, die Brüder Heinrich und Thomas Mann im Jahre 1901
    und der Maler Franz von Defregger.


    Thomas Mann beendete hier seinen Roman über die Buddenbrooks.






    Gedenktafeln an den verlassenen Gebäuden erinnern an die berühmten Gäste.






    Den Gästen standen im Badehaus 26 Badezimmer mit bis zu drei Badewannen sowie zwei russische Dampfbäder zur Verfügung.
    Die Wannen der1. Klasse waren teils aus Marmorblöcken gehauen, jene der 2. Klasse hingegen aus Holz.
    Zum Übernachten waren 63 Zimmer in verschiedenen Größen vorhanden.


    Das Bad verfügte über mehrere Speisezimmer und Tanzsäle, ein Kaffeehaus, einen schattigen Promenadeplatz,
    eine Kapelle, eine Kegelbahn, einen Schießstand sowie lauschige Spazierwege und Promenaden.


    Die Blütezeit erlebte das Mitterbad im 19. Jh. bis ins Jahr 1919, in welchem es verkauft wurde.
    In den nachfolgenden Jahren wechselte das Bad oft den Besitzer.
    Es wurde noch bis in das Jahr 1971 betrieben.


    Heute ist alles dem Verfall preisgegeben.


    Auch die Kapelle zu den Heiligen Kosmas und Damian, den Schutzpatronen von Ärzten und Badern,
    die bereits im 17. Jh. gebaut und um das Jahr 1840 verlegt und neu aufgebaut wurde, ist verwahrlost.




    In der Tür ist ein kleines Glasfensterchen, aber ich konnte nur außen den Schmutz entfernen.




    Ein eingeworfenes Fenster an der Seitenwand... (ob da schon vor mir welche reingeguckt haben?)




    ... ermöglicht ein Foto vom Innenraum.






    Jede Menge Spinnweben! Sehr schade!


    An der Außenwand erinnert eine Gedenktafel an Elisabeths Besuche.






    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Deine Leidenschaft, Waldi, für das Thema Sissi ist schon beindruckend.
    Stimmt es nicht traurig, wenn man den Verfall der ehemaligen Bäder sieht, die ja auch andere, große Persönlichkeiten besucht haben?


    Beim betrachten dieses Bildes viel mir sofort auf, das es doch recht große Zeitintervalle zwischen den einzelnen Aufenthalten der Kaiserin hier waren.



    Der Museumsverein scheint sich auch aufgelöst zu haben.


    Recht herzlichen Dank für die Einblicke.

  • Ich staune einfach, welch versteckte Plätze Du fndest, waldi!
    Woher hast Du gewusst, dass es diesen Ort gibt?


    Bernd hat recht: Es stimmt schon nachdenklich, wie ein ehemals so frequentiertes Bad heute so langsam der Wildnis überlassen wird.


    Gruß,
    Elke

  • Lieber Waldi,


    was hast du da im sprichwörtlichen Sinne ausgegraben? Es tut weh, diesen Verfall eines solch Geschicht`s trächtigen Gebäudes zu sehen.


    Ich kann mir das eigentlich nicht erklären, wenn man darum weiß, wie die umtriebigen Touristenvereine in Südtirol jede Gelegenheit nutzen , für ihre Sehenswürdigkeiten zu werben, da ist insbesondere das herrliche Ultental nicht ausgenommen.


    Zumindest steht diese Werbung im krassen Gegensatz zu den Renovierungs bedürftigen Häusern:


    https://www.ultental-valdultim…nktpankraz/mitterbad.html


    Ganz herzlichen Dank, dass du uns zusätzlich zum Ort eines weiteren Sissy Begeisterten, wie bei Onkel Taa, auch in dieses urige Marauntal geführt hast.



    Dies zu entdecken, gelingt wohl nur unserem Waldi, der sich so akribisch mit der Faszination des Mythos Sissi auseinandersetzt.




    Vielen Dank für den aufwändigen Bericht.


    Ganz lieben Gruß


    Helmut

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