Bei der Übergabe des Wohnmobil erhielten wir einen recht umfangreichen Camping-Führer für das südliche Afrika mit Karten der einzelnen Regionen, in denen die Campingplätze eingezeichnet sind. In diesem Werk war der Witsand Nationalpark in Postmasburg, ca. 200 km westlich von Kimberley eingezeichnet.
Also fuhren wir nach Postmasburg und mussten dort leider feststellen, das unser Ziel noch weitere 100 km südwestlich lag. Da es bereits spät am Nachmittag war, wollte ich den restlichen Weg auf einer Schotterstraße nicht mehr fahren.
Zum Glück fanden wir eine Gäste-Farm, auf der man gerade die Möglichkeit schuf auch Camper übernachten zu lassen.
Bei unserer Ankunft herrschte gerade etwas Aufregung da man eine Puffotter (sehr giftig) entdeckt hatte. Einer der beiden Brüder kümmerte sich um die Schlange und der andere führte uns mit einem Quad zu unserem Stellplatz.
So ruhig und einsam haben wir selten übernachtet.
In der Nachbarschaft fingen Siedlerweber wohl gerade an, eine Nesterkolonie zu gründen.
Am nächsten morgen machten wir uns dann auf den Weg zum Witsand Nationalpark. 100 km auf einer Naturstraße sind eine Tourtour.
Entweder mit 30 km/h rappelnd über die Bodenwellen oder mit 80 km/h so schnell unterwegs sein, das die Federung keine Gelegenheit bekam, mit den Bodenwellen zu schwingen. Aber wehe es kamen größere Schlaglöcher, auf die man bei hoher Geschwindigkeit nicht mehr reagieren konnte. Einige male dachte ich an einen Achsenbruch.
Immer wieder sahen wir die großen Nester der Siedler-Weber an den Telegraphen-Masten hängen.
Die Hoffnung auf eine Besserung der Straße erfüllte sich leider nicht.
Nach ca. 2 Stunden erreichen wir den Nationalpark und suchten anschließend auf dem Campingplatz einen geeigneten, schattigen Stellplatz..
In der Mittagshitze erreicht das Thermometer locker 42 ° C im Schatten. Wir fuhren dennoch los, um noch etwas vom Park zu sehen. Im Auto mit Klimaanlage lässt es sich bei dieser Hitze am besten aushalten.
Der Witsand Nationalpark beherbergt ein einmaliges Natur-Phänomen. Eine in ihren Ausmaßen (9 x 2 km) gewaltige weiße Düne in der mit rotem Sand dominierenden Kalahari.
An einem Aussichtspunkt verschaffen wir uns einen ersten Überblick.
Von einem schattigen Plätzchen auf einem Hügel kann man hinter einem Gürtel von Schirm-Akazien die Ausläufer der Düne bewundern. Die höchste Stelle wurde mit 100 Metern vermessen.
Auf der Hinweistafel kann man lesen, dass bei Wind die Düne ein röhrendes Geräusch verursacht. Da es die Tage zuvor hier geregnet hat, ist der Sand wohl verstummt, obwohl eine ständige Brise Linderung bei der Hitze gewährt.
Wir fahren weiter, um die Düne näher in Augenschein zu nehmen und bemerken noch rechtzeitig eine Schildkröte.
Am Ende des Weges gibt es einen kleinen Parkplatz und von hier kann die Düne bestiegen werden. Da muss ich natürlich hoch.
Schon nach wenigen Metern gebe ich auf. Der Sand ist so heiß, das man trotz Sandalen nicht darin laufen kann!
Wir verschieben die Besteigung auf den nächsten Morgen.
Auf der Rückfahrt entdecke ich ein gewaltiges Nest der Siedler-Weber. Sie sind die Weltmeister im Nesterbau, wobei sich bis zu hundert Vögel so ein Nest teilen können.
Da man hier gefahrlos aussteigen kann, komme ich dazu, auch einmal die Unterseite zu fotografieren.
Deutlich sind die vielen Eingänge der unzähligen Nester zu erkennen.
Am nächsten Morgen werden wir von einem lauten Knall geweckt. Schnell ist klar, da ist Jemand auf unser Dach gesprungen und läuft dort herum.
Die Vermutung, das es sich um eine Meerkatze handelt, wird schnell bestätigt, denn wir sehen das er bereits den Camping-Tisch inspiziert, ob nicht doch noch etwas essbares zu finden ist.
Da wir draußen, in der Natur frühstücken wollten, wurde er kurzerhand vertrieben.
Wenn man schon einen Umweg und schlechte Straßen in Kauf nimmt, muss man auch die Düne gesehen haben. Also machten wir uns ein zweites mal auf den Weg zum Ende des Parks.
Auf halben Weg stand plötzlich eine Oryx-Antilope auf dem Weg. Ich hielt in gebührendem Abstand an, und schlich durch das Gebüsch um Fotos zu machen.
Natürlich hatte er mich sofort bemerkt, denn Indianer spielen war noch nie meine Stärke.
Außerdem wollten wir weiter und so setzten wir unsere Fahrt langsam fort. Wir kamen erstaunlich dicht heran, als ob er das Fahrzeug nicht als Bedrohung ansah.
Bei der Düne angekommen, begannen wir sofort mit dem Aufstieg. Auffallend waren die vielen Spuren im Sand.
Schnell stellte sich heraus, wer für die Spuren verantwortlich war.
Der Sand war so weich und beschwerlich zu gehen, das Rosi bereits nach wenigen Metern aufgab. Ich benötigte einige Zeit, denn mit jedem Schritt den man tat, rutschte man einen halben Schritt wieder zurück.
Ich habe schon einige Dünen erklommen (z.B. Sossusflei in Namibia), aber so beschwerlich hatte ich keine in Erinnerung.
Erst der Blick zurück lässt erahnen, wie steil es hinauf ging.
Um den höchsten Punkt der Düne zu erreichen muss man noch einiges Laufen. Ich genieße den Blick über die Düne . . .
. . . und die prächtige Aussicht.
Auf der Rückfahrt treffen wir wieder unseren Freund, den Oryx. Ich halte direkt neben ihm und frage ihn ob ich noch ein paar Bilder machen kann.
Er bittet zum Foto-Shooting und ich lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen.
Da wir noch eine längere Fahrt zum Augrobies-Nationalpark vor uns hatten, liessen wir ihn allein und machten uns auf den Weg.
Wer so eine Tour plant, sollte den folgenden Absatz auch noch lesen:
Nach dem nächsten Tankstopp erlebe ich eine böse Überraschung. Eine mir unbekannte Warnleuchte signalisiert, das etwas nicht o.k. ist. Ein Anruf beim Vermieter bringt Gewissheit. Der getankte Diesel enthält wohl Wasser und ich muss so schnell wie möglich in die nächste Werkstatt.
In Upington finde ich eine Werkstatt, welche den Dieselfilter reinigt und das Wasser daraus ablässt. Dreimal musste ich diese Prozedur an den folgenden Tagen noch wiederholen bis die Warnleuchte verschwand.
Für Jemanden, der technisch unbegabt ist, für den könnte so ein Vorfall schnell zu einer Zwangspause führen. Deshalb fühle ich mich ohne Werkzeug auf so einer Tour nicht wohl und habe immer eine kleine Werkzeugtasche dabei.