Die Überführung des Kreuzfahrtschiffes "Celebrity Reflection" von der Meyer-Werft in Papenburg über die Ems zur Nordsee war ursprünglich in der Nacht von Samstag auf Sonntag vorgesehen, wurde aber glücklicher Weise auf Sonntagnachmittag verschoben. Es lohnte sich also, wieder einmal bei diesem Großereignis dabei zu sein.
Bei strahlendem Sonnenschein begab sich das 319 m lange und 37,40 m breite Schiff auf die Fahrt und wir uns zum ersten Nadelöhr - zur Friesenbrücke .
Früh ging die Fahrt los, damit wir noch in der Nähe des Deiches einen Parkplatz bekamen. Um 18.oo Uhr hatten wir die wohl höchste Erhebung in dieser Gegend - den Deich - erklommen. Auf der Deichkrone, wurde die mitgebrachte Isodecke ausgebreitet und wir harrten der Dinge die da kommen sollten.
In weiter Ferne war das Schiff und auch die Meyer-Werft mit dem Tele auch auszumachen.
Noch gehörte die Ems den Wasservögeln, obwohl wir in weiter Ferne schon das Schiff und auch die Meyer-Werft erahnen konnten. Auch hörten wir die Schiffssirene, wenn sie wieder ein kritisches Stück Ems durchfahren hatte.
Damit uns nicht zu langweilig wurde, schipperte schon mal der Schlepper "Gerd Bliede" (benannt nach einem Papenburger Original) vorbei. Vielleicht wurde er weiter nördlich noch zur Unterstützung gebraucht.
Die Zeit verrinnt. Die noch wärmende Sonne verabschiedete sich hinter einer Wolkenwand und wir waren auf der Deichkrone dem Nord-West-Wind ausgeliefert. Aber wir harrten aus und wurden belohnt. Ein steifer Grog wäre jetzt ein Segen gewesen.
Dann endlich, mittlerweile waren die Zeiger der Uhr schon auf 18.15 vorgerückt, kam das große Schiff um die für uns letzte Biegung und zeigte sich in voller Schönheit. Rückwärts - so lässt es sich leichter navigieren wird gesagt - wurde es von zwei Schleppern (einer vorn, einer achtern) im Fahrwasser gehalten, wurde aber auch von den eigenen Maschinen angetrieben.
Vorweg die Küstenwache, die wohl eine Enterung des Schiffes ausschließen wollte.
Das stolze Schiff kam näher und näher
und wir mussten unseren Kopf schon weit in den Nacken legen, um die oberen Etagen noch ansehen zu können. Eine Aufnahme des gesamten Schiffes war nicht mehr möglich, aber wir sahen endlich den Bug und konnten auch ihren Namen lesen.
Jetzt ging es durch das Nadelöhr Friesenbrücke!
Diese Brücke ist die längste Klappbrücke der Eisenbahn in Deutschland, gibt aber dann nur eine Fahrrinne von 25 m frei.
Darum wird für die Überführung der großen Kreuzfahrtschiffe der Meyer-Werft der angrenzende Stromüberbau durch einen Schwimmkran ausgehängt. Auch Anschlußbauteile müssen gelöst und geklappt werden. Die so entstehende zweite Durchfahrt ist dann breit genug für die riesigen Schiffe der Werft. Der Zugverkehr - früher die kürzeste Verbindung Hamburg- Amsterdam, jetzt nur noch Regionalverkehr - wird dann durch Busse ersetzt.
Hier einige Bilder der Friesenbrücke im Normalzustand https://members.multimania.nl/treinpage/foto…iesenbrucke.htm
Jetzt aber sah sie so aus und es ist schon Präzisionsarbeit der Steuerlotsen, hier so einen Ozeanriesen ohne Schrammen hindurch zu bugsieren.
Nachdem das Manöver schadlos geklappt hatte, ertönte wieder 3 mal das Schiffshorn und aus diversen Lautsprechern erklang das Lied "It's Time to say Goodbye". Alles, was sich auf dem Schiff und am Deich versammelt hatte klatschte bewundernd Beifall und nicht nur die Kälte sorgte bei dieser Stimmung für eine Gänsehaut.
Wir machten uns wieder auf den Weg, denn es dunkelte schon sehr und wir mussten noch einig[e Zäune überklettern, um wieder zum Auto zu kommen. Noch ein letzter Blick über den Deich und nochmals wurde dem schönen Schiff eine gute Fahrt und allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel gewünscht.
Auf dem Heimweg, die Straße verlief ein Stück parallel zur Ems, sahen wir das stolze Schiff noch einmal wieder und zwar hell erleuchtet.
Paradoxe Situation: wir im Auto auf fester Straße und neben uns ein Ozeanriese - nur getrennt durch einen Stacheldrahtzaun, eine Wiese und einen Deich!