waldis 3-Tagesausflug nach München 2. Tag

  • Den zweiten Tag unseres Aufenthaltes im Münchner Raum widmete ich meiner Leidenschaft – Sissi!


    Am 24. Dezember des Jahres 1837 um 22 Uhr 43 Minuten erblickte die kleine Prinzessin in Bayern, Elisabeth Amalie Eugenie, im Herzog Max Palais in der Münchner Ludwigstraße 13 das Licht der Welt. Es war nicht nur Heiliger Abend sondern auch noch Sonntag!


    Leider wurde das Herzog-Max-Palais in der NS-Zeit abgerissen und mit dem Bau der Reichsbank begonnen. Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an der Bundesbank-Hauptverwaltung an den Geburtsort der Kaiserin Elisabeth von Österreich.



    Nach diesem ersten Ziel zog es mich an den Würmsee. So hieß der Starnberger See früher.


    1834 erwarb Herzog Max, Sissis Papa, das Schloss in Possenhofen. Damals stand der etwas klobig wirkende, von vier Ecktürmen flankierte Bau inmitten von herrlichen Rosengärten. Hier verbrachte die Familie von Herzog Max die Sommermonate. Hier konnte sich die kleine Prinzessin nach Herzenslust austoben.



    Heute ist das Schloss in Privatbesitz und nicht zugänglich. Einen Spaziergang um das Gelände und einige Fotos erlaubte ich mir trotzdem.






    Ein Blick in den Innenhof des u-förmigen Anbaus den Herzog Max gleich nach dem Erwerb des Schlosses errichten ließ.



    Der Wetterhahn wurde hier zum bayrischen Löwen! :wink:



    Wenn die Kaiserin mit dem Extra-Zug zu Besuch kam, dann war großer Bahnhof angesagt. Dafür hatte Possenhofen eine eigene Bahnstation. Heute kann man auch noch in Possenhofen die S-Bahn verlassen…



    … aber das alte Bahnhofsgebäude hat längst ausgedient und war dem Zerfall ausgesetzt. Ein Museumsverein hat das Gebäude wieder hergerichtet…




    ... und ein kleines aber feines Sisi-Museum darin eingerichtet.



    Geöffnet von Freitag bis Sonntag las ich auf dem Plakat, und heute war Mittwoch! Verflixt! Warum habe ich mich vorher nicht im Internet darüber informiert?
    Was nun?
    Da stand doch eine Telefonnummer! Der sonst sehr zurückhaltende waldi kennt in Sachen Sissi keine Skrupel! Ein Anruf und eine nette Dame vereinbarte mit mir einen Termin am Nachmittag.
    Jubel! :276:
    Dann kamen wir in den Genuss einer Privatführung durch das Museum. Mein Dank gilt Frau Mann-Stein, der Vorsitzenden des Fördervereins des Kaiserin-Elisabeth-Museums. Die Bitte, im Museum nicht zu fotografieren, akzeptierte ich. Ein Bild eines Denkmalentwurfs, der im Museum zu sehen ist, hat mir Frau Mann-Stein zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.



    Die Internetseite des Fördervereins Kaiserin Elisabeth-Museum


    Bald wurde das Schloss Possenhofen für Elisabeth und ihre Begleitung, die in ihren besten Jahren schon mal bei 50 bis 70 Personen liegen konnte, zu eng und man mietete sich im Hotel Strauch in Feldafing für die Sommermonate ein. Es sollten 24 Sommer werden!



    Nach dem Tode Elisabeths erhielt der Hotelbesitzer die Erlaubnis sein Haus in "Hotel Kaiserin Elisabeth" umzubenennen. Das Hotel wurde seitdem mehrfach umgebaut aber das Hintergebäude soll schon Elisabeths Pferde und Wagen Unterstand gewährt haben.



    "Sisi's Stüberl"



    Schild am Stüberl mit einer naiven Malerei vom Kaiserpaar.



    Im Park des Golfhotels steht eine Sitzstatue der Kaiserin.
    Das Denkmal ist von der Terrasse des Hotels aus kaum zu erkennen.



    Dieses Denkmal stand einst in Franzensbad in Tschechien. Nach dem ersten Weltkrieg und der Gründung des Staates Tschechoslowakei waren dort die Denkmäler die an Kaiser und Könige erinnerten verpönt und wurden zum größten Teil vernichtet. Es gelang Karl Wilfert dem Jüngeren, der das Denkmal aus Marmor 1905 geschaffen hatte und inzwischen am Starnberger See wohnte, es vor der Vernichtung zu bewahren und 1926 nach Feldafing zu holen.





    Zitat

    "Der Künstler hat auch da die richtige Entscheidung getroffen. Er schildert nicht die Majestät der Kaiserin, auch nicht die Dulderin auf dem Throne, noch die einsame Frau, die auf Korfu oder am Genfersee in der Größe und Schönheit der Natur Vergessen sucht, sondern einen jener Momente stillster träumerischster Seelenruhe, wie sie diese hohe Frau wohl öfter in ihrem erschütternden Leben überkommen haben mag. Lässig, die schlanke Gestalt zurückgelehnt, ruht die Kaiserin; das Buch, in dem sie soeben gelesen, ist seitwärts bewegt, und nachsinnend und träumerisch schaut der Blick in die Ferne. Ist es Nachdenken über das Gelesene oder wurde eine schmerzliche Erinnerung wach? Wir können es nicht entscheiden. Aber in dieser ruhenden Gestalt mit dem weltentrückten Blick in die Ferne ist Majestät, Hoheit und - Tragik gebreitet." (Alois John, 1909)


    Ebenfalls erst nach dem Tod Elisabeths stiftete der Witwer Kaiser Franz Joseph von Österreich ein Fenster mit dem Bildnis seiner Gattin für die Kirche St. Peter und Paul in Feldafing.



    Leider konnte ich bei meinem Besuch kein besseres Foto machen weil die Kirche zwar offen, der Bereich Richtung Altar aber abgesperrt war.



    Daneben hat der Gatte von Elisabeths Schwester Helene, Fürst Albert von Thurn und Taxis, ein Fenster mit dem Bildnis seiner geliebten Nene gestiftet.



    Mein nächster Weg führte mich zum Ufer des Starnberger Sees. Durch einen Park der vom bekannten Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné, den ich schon von der Rheinufergestaltung in Koblenz her kenne, ging ich zum Glockensteg.



    Um mit der historischen Plette auf die Roseninsel zu fahren und dort einen Spaziergang zu machen war es uns zu kalt und windig. Das besch…eidene Wetter kann man auf den Bildern erahnen.



    Den Besuch der Roseninsel werde ich aber bestimmt zu einer späteren Zeit nachholen! Zumal sich dort Adler und Möve, Ludwig II. und Kaiserin Elisabeth trafen. Ludwig war nicht nur ein Vetter Elisabeths sondern die beiden fühlten sich auch seelenverwandt – versuchten sie doch beide dem höfischen Zeremoniell zu entfliehen und suchten die Einsamkeit. Beide hielten ihre Gedanken in Versen fest und tauschten so ihre Empfindungen aus.


    Bereits als Kronprinz hatte Maximilian seit 1840 die Insel und das Ufer bei Feldafing als Standort für sein "Athenäum" oder "Maximilianeum" ins Auge gefasst und schon 1842 gab es den Plan zur Gestaltung einer "Prinzeninsel" mit zierlichem Lusthaus. Mitte März 1851 begann die Umschaffung der Insel Wörth zur "Roseninsel". Bereits im Juni 1851 fasste Maximilian den Entschluss, gegenüber der Roseninsel eine große Schlossanlage in prächtiger und erhöhter, die Gegend weithin beherrschender Lage mit Insel-, See- und Gebirgsblick, zu errichten. Die Roseninsel und der große Park am Feldafinger Ufer wurden umgestaltet aber beim Tod des Königs am 10. März 1864 hatte man gerade einmal die Gewölbe der Fundamente zum neuen Schloss geschaffen, die wenig später teils wieder abgetragen, teils verfüllt wurden. Es blieb aber der einzige große Landschaftspark im englischen Stil im süddeutschen Raum.


    Zitat

    "Er enthält und bewahrt als eine der besten Schöpfungen der Zeit die wesentlichen Elemente eines Landschaftsparks nach englischem Vorbild, malerische Baumgruppen, womöglich mit unterschiedlicher Größe und Kronenbildung wie mit verschiedener Laubfärbung, überraschende Durchblicke auf den See und das Gebirge, freie Wiesenflächen, Bachläufe und dem Gelände angepasste Spazierwege. Einzelne ältere Bäume, vor allem Eichen, wurden sorgfältig integriert oder als Solitärbäume freigestellt." (Schober 1989)


    Bilder aus dem Lennépark.




    Auf dem Rückweg zum Feldafinger Strandbad stellte ich fest, dass der Starnberger See wohl besser Entensee heißen müsste. :lol:



    Bei einer kleinen Stärkung in der Wirtschaft des Strandbades mit "Reibedatschi" machte ich dieses Foto vom Schloss Unterallmannshausen am gegenüber liegenden Seeufer. Dort ist das "Wort des Lebens" daheim.



    Danach war es Zeit für den oben beschriebenen Termin im Sisi-Museum.
    Nach der Führung starteten wir zu einer Umrundung des Sees.


    Ein "Almabtrieb" unterbrach unsere Fahrt.



    Meine Frau entdeckte den Hofladen und wollte unbedingt einkaufen gehen. Neben einer Flasche mit Quittenschnaps und einem Glas Marmelade nahm sie auch noch eine Schachtel Eier mit. Den Rühreiern am nächsten Abend zuhause sah man die "freilaufenden Hühner" durch eine auffallend goldgelbe Färbung an. Das habe selbst ich mit meiner "Farbenuntüchtigkeit" erkannt!


    In Berg angekommen setzte schon die Dämmerung ein. Trotzdem wollte ich unbedingt noch ein Foto von der Votivkapelle von König Ludwig II. machen.



    Leider war die Kapelle schon verschlossen und ich musste mich mit dem äußeren Anblick zufrieden geben.



    Der Blick von der Kapelle in Richtung See…



    … zeigt im Vordergrund die Totenleuchte die Ludwigs Mutter, Königin Marie, nach dessen mysteriösem Tod oberhalb der angeblichen Fundstelle seines leblosen Körpers im Starnberger See, hatte errichten lassen. Die Votivkapelle sollte erst etwa 10 Jahre später folgen.


    Das Kreuz im See markiert die Fundstelle.



    Auf dem blauen Schildchen steht geschrieben:


    Zur Erinnerung
    an den 13. Juni 1886
    Gewidmet von der
    Vereinigung
    Ludwig II. Deine Treuen


    Den Abschluss unseres Ausfluges bildete ein Abendessen im "Oskar Maria Graf-Stüberl", dem Geburtshaus des Schriftstellers Oskar Maria Graf. Obwohl ich diesen Mann vorher nicht kannte schmeckte das Gericht "Maultaschen an Pfifferlingsoße" hervorragend. Dieser, wegen seiner Ehe mit einer Jüdin, 1938 nach Amerika emigrierte Schriftsteller soll sogar in New York in Lederhosen rumgelaufen sein! Das nenne ich "heimatverbunden"!


    Zum Ende des zweiten Tages zeige ich noch ein paar Bilder die ich im Beitrag nicht untergebracht habe.



    Starnberger See mit Roseninsel



    ein Bild vom Starnberger See im Original und ungeschönt!



    diese Rosenblüte fand ich im Garten des Hotels Kaiserin Elisabeth, unweit vom Denkmal der Kaiserin



    Hausboot auf dem Starnberger See - alternatives Wohnen?



    da wär mir für meine Suche nach Sissis Spuren dieser - leider seit Jahren vernachlässigte - Camper schon lieber



    waldi :174:

  • Deine Kenntnisse über Sissi und das gesamte Umfeld sind schon erstaunlich. Bereitest Du dich bei soeinem Besuch gründlich vor, oder sind das Adhok-Entscheidungen auf Spurensuche zu gehen?

  • Hallo Waldi,


    es ist schon richtig interessant, mit welchen Hintergrund Informationen du immer die Berichte veredelst.


    Wir , die wir natürlich in der Schule viel darüber gehört haben, verdrängten das natürlich im Laufe der Zeit. Für uns , die wir zeitweise jeden Sommer rausgefahren sind, galt der Starnberger See natürlich als Bade - u. Freizeitparadies schlechthin.


    Er war näher als der auch wunderschöne Ammersee.


    Heute hat sich das geändert, während wir früher gerade an den großen Wiesen vor dem Sissi Haus Fussball spielten,
    belagern heute multikulturelle Gruppen für sich einnehmend die Wiesen.


    Horden legen schon am Morgen große Decken aus, legen sich strategisch eine Wiese beschlagnahmend so hin, dass kein weiterer Sommergast mehr Platz hat. Und das ganze wird mit zig Grills eingeräuchert.


    Wie eine Wagenburg, gerade dass noch der natürliche Rundweg frei ist. Wahnsinn.
    Deshalb wird er auch heute weitgehend gemieden.


    Darüber hinaus ist es ja so, dass auch der 50 km Rundweg hauptsächlich auch beim Schloss eine Umfahrung erfordert.
    Man sieht das alles halt ein bisschen anders , und schätzt den zugegeben interessanten, historisch berühmten Hintergrund in der Praxis nicht so.


    Was die Votiv Kapelle angeht, kann ich dir das nochmal in Erinnerung bringen


    Votivkapelle



    Danke für die große Mühe und Recherche


    lieben Gruß
    Helmut

  • Hallo Bernd!


    Ich versuche natürlich im Vorfeld meine Ziele etwas zu ordnen. Da aber meine Gattin meine Leidenschaft nicht teilt, sondern nur duldet, muß ich oft etwas improvisieren und andere attraktive Ziele mit Sissiorten verbinden. Dieser Tag am Starnberger See war aber vorher abgesprochen und es gab keinen Ärger. Daran, dass ich vor dem geschlossenen Museum stand, kann man erkennen, dass meine Vorbereitung nicht optimal war. **+



    Hallo Helmut!


    Danke für Deine anerkennenden Worte!
    Natürlich sah ich bei meinem Besuch alles mit etwas anderen Augen als ein Sommerfrischler aus der Stadt, der gerne baden gehen würde. Das wäre auch schon etwas zu kühl dafür gewesen. Das Wetter war ja zum Heulen. Es hat zwar erst am Abend in Berg leicht zu regnen begonnen, aber an den Bildern kann man die düstere Stimmung schon noch erkennen, obwohl ich sie leicht bearbeitet habe. Wegen der Witterung hatten wir auch kein Problem mit den von Dir erwähnten multikulturellen Gruppen. Wir waren praktisch einsam und allein dort am Possenhofener Schloss. Falls sich übrigens jemand darüber wundern sollte, dass das Sissi-Schloß so ganz anders aussieht als im Film der immer um die Weihnachtszeit ausgestrahlt wird, dann liegt das daran, dass es sich im Film um Schloss Fuschl am Fuschlsee handelt. Possenhofen war damals nicht verfügbar und auch in schlechtem Zustand wurde mir gesagt.


    Danke für den Link zu Deinem interessanten Beitrag über die Votivkapelle. Jetzt weiß ich auch wie sie innen aussieht und bei Sonnenschein!
    Ist Leoni ein Ortsteil von Berg? Ich habe die Kapelle ja in Berg gesucht und meiner Meinung nach auch dort gefunden.


    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Hallo Waldi!


    Das war wieder einmal ein herrlicher Berich mit super Fotos.


    Freue mich immer wieder Deine Berichte von Sissi zu lesen.:174::174:

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