Das grüne Herz Kroatiens – Lonjsko Polje

  • Hallo miteinander,



    einige Tage haben wir an diesem Bericht und vor allem an der Auswahl "einiger weniger" der vielen hundert Fotos gearbeitet. Und hier nun das Ergebnis:


    Nicht immer die kroatische Küste - haben wir uns gedacht - das Landesinnere bietet so viel mehr. Das wollten wir auch dieses Jahr erleben, daher war unser Ziel das knapp 80 km südöstlich von Zagreb gelegene Storchendorf




    am Naturpark Lonjsko Polje.
    Wir hatten von der Parkverwaltung den Hinweis auf ein Camp am Ortseingang erhalten, das uns für die nächsten Tage als „Stützpunkt“ dienen sollte.




    Jaaaa - wir sind wieder in Kroatien!!!




    „unser“ Stellplatz




    Ein erster Gang führte durch das Dorf, Storchennester auf vielen der wunderschönen alten Holzhäuser. Es scheint zu stimmen, dass Cigoc (seit 1994 zum europäischen Storchendorf erklärt) mehr Störche als Einwohner beherbergt.








    Manche Einwohner wirkten etwas leblos,




    andere hingegen waren sehr aktiv.







    Impressionen











    Im Ort besichtigten wir die ethnologische Sammlung von Jagoda und Zlatko Sucic, die aus rund 600 Objekten des täglichen Lebens und der Erwerbstätigkeit der Bevölkerung im Posavina, der mittleren Save-Niederung aus den vergangenen Jahrhunderten besteht. Die Sammlung wurde in die Liste des Kulturerbes Kroatiens eingetragen.


    Zlatko erklärte uns in „Gebärdensprache“ (so gut ist unser Kroatisch nach mehreren Jahren Urlaub dort) den Verwendungszweck des "Männerwerkzeuges"




    altes Türschloß





    und demonstrierte den Stiefelknecht.






    Jagoda führte uns ins Haus und – nachdem das mit den 9 Enkelkindern geklärt war –




    und präsentierte uns wertvolle Exponate der kunsthandwerklich gefertigten Textilien, die mit reichhaltiger posavinischer Stickerei versehen sind.
    Kissenbezüge von 4 Generationen




    Der Webstuhl in Betrieb




    Volkstrachten, die zu feierlichen Anlässen auch heute noch getragen werden






    Vorbei am glücklichen Hahn und weiteren Storchennestern ging es auf den ...












    ... „Mystery of Cigoc Trail“ , der die Geheimnisse des Lukmarcica Waldes, einer der ursprünglichen Eichenwälder zeigte.






    Wir hielten uns nicht lange dort auf, Millionen von Mücken zeigten uns, dass langärmelige Hemden und Hosen sowie aufgetragenes Mückenspray (das dient anscheinend dazu, dem Blut des Menschen ein besseres Aroma zu geben) kein Hindernis für sie sind.


    Irmgard war zum ersten Male froh, dass ich (noch) Raucher bin.


    Ein Blick in den Himmel




    Gleich geht es weiter.

  • Am Abend führte uns Mladen Baric durch das Haus. Es wurde von der Familie Baric in 2-jähriger Bauzeit aus einem über 180 Jahre alten, fast zerstörten Holzhauses aus dem Nachbardorf hier wieder in traditioneller Weise aufgebaut. Die einzelnen Balken und anderen Teile wurden nummeriert, um sie - ergänzt durch Teile aus einem weiterenzerstörten Haus - zu neuem Leben und Glanz zu erwecken.


    Das ist, wie wir uns überzeugen konnten, hervorragend gelungen. Liebevoll eingerichtete Gästezimmer und demnächst auch ein „Massenlager“ bieten dem Besucher Platz.










    Die Tür zum Weinkeller, auch ein uraltes Stück.




    Abends fanden sich auch die Störche über dem alten Schweinestall wieder ein, der heute Toiletten und Duschen für die Camper bietet.




    Genug der Kultur jetzt geht´s in die Natur. Am Morgen, nach dem freudigen Erwachen ...




    ... etwas Frühsport ...




    ... um sich dann auf die Suche nach neuem Nistmaterial zu machen, das Nest muss ja bald fertig sein.






    Wir machten uns auf den Weg dem „Trail Of Posavina People“ hinein in den Naturpark Lonjsko Polje - aber davon demnächst mehr.

  • Also auf, auf den Weg dem „Trail Of Posavina People“ hinein in den Naturpark Lonjsko Polje.




    Der im Jahre 1990 ausgewiesene Naturpark umfasst eine Fläche von 506 km² und ist Teil der 1.000 km² Flussauenlandschaft der Save.
    Sie ist durch die Ramsar-Konvention als Sumpf von internationaler Bedeutung geschützt.
    Diese zusammenhängende, nachhaltig genutzte Überschwemmungsfläche ist unentbehrlich für den Hochwasserschutz. Für mehrere Wochen im Jahr, im Frühjahr und im Herbst nimmt sie die Wassermengen auf, die die Save über Nacht um 10 m ansteigen lassen können.
















    Leider konnten wir dem Weg bis zum Ende, zu dem im Wald gelegenen Schweinehaus nicht folgen, da uns die Mücken dort doch erheblich zusetzten.
    Aber immer wieder Störche ...








    ... Seen ...




    ... und ein im Juli purpurrotes Feuchtgebiet mit Knabenkraut, den wilden Orchideen (voll erblüht leider erst im Juli), über uns ein Schreiadler
    (leider kein Foto).






    Zurück in Cigoc








    Gleich geht es weiter.

  • Nachdem wir den Vormittag per pedes unterwegs waren, ging es nun mit dem Fahrrad über Kratecko (altes Feuerwehrhaus und die Kirche) ...






    ...nach Muzilovcica in den Naturpark ...






    ... und bestaunten die riesigen Pferdeherden auf den Hutweiden.




    Es handelt sich um Posaviner Pferde, eine Rasse, die vor Jahrhunderten mit den Kroaten aus Eurasien kamen. Diese Kaltblüter werden hauptsächlich als Zugpferde eingesetzt.








    Zurück am Tradicije Cigoc gab es das vorbestellte Peka mit Lammfleisch – lecker!




    Die Zubereitung des Peka haben wir leider nicht mitbekommen, da wir den ganzen Tag unterwegs waren – dabei wurde doch dafür extra der neue Grillkamin eingeweiht.


    Am nächsten Tag fuhren wir mit den Rädern noch einmal nach Muzilovcica in den Naturpark. Vorbei an Störchen, unserem vielleicht künftigen Wohnmobil (kleine Restaurierung erforderlich), Schafen und Feldern ...










    ... sowie den rund 200 Nestern einer seltenen Schwalbenart (den Namen habe ich vergessen) unter dem Vordach des Feuerwehrhauses von Muzilovcica.






    Am Vortag hatten wir die Turopoljer Schweine nicht gesehen aber auch an diesem Tag hatten wir kein Glück.












    Ein stattlicher Hengst...(demnächst) ...




    ... und seine künftige Angebetete?


  • Es folgte ein Besuch im Museum von Zlata und Jaksa Ravlic deren ethnologische Sammlung sowie auch der gesamte Hof zur Aufnahme in das Kroatische Kulkturerbe anstehen.




    Ehemaliger Schweinestall, heute Jaksas Büro




    Zunächst entdeckten wir die Sammlung auf dem Dach der Sommerküche




    Jaksa führte uns durch das aus Eiche gebaute Haus, dass auch hier liebevoll eingerichtete Zimmer für Besucher bereithielt.








    Im ehemaligen Stall mit Heuboden auch eine große Glockensammlung des Vaters (ein Teil im Bild)




    Hofgebäude mit Pferden, Hühnern, Gänsen, Ziegen... (auch hier wird das Campieren angeboten)




    Jaksa




    Bergziege




    Auf dem Rückweg entdeckten wir in einem Vorgarten auch typisch Deutsche Einflüsse!


  • Der nächste Morgen begann (nicht zum ersten Mal) mit einem Besuch des„Chefs“ der Familie Baric und Daniel, einem seiner Mitarbeiter.


    Normalerweise trinke ich vor 8.00 Uhr keinen Alkohol, aber kann maneinen Sljivovica ausschlagen (ich nicht)?




    Unser Ziel war heute das knapp 30 km entfernte Krapje. Mit dem Fahrrad unterwegs die typischen Bauerndörfer, erbaut in althergebrachter Holzbauweise - dem Posavina-Stil -, die mit ihrer traditionellen Vieh- und Landwirtschaft diese einzigartige Flusslandschaft prägen.
    Die Posavina ist eines der eindrucksvollsten Beispiele kroatischer Bauernkultur und das letzte Beispiel authentischer Auen-Bewirtschaftung in Mitteleuropa.




    Doch mehr als das! Die Bilder einer urtümlichen Fluss- und Kulturlandschaft voller Szenen eines fast schon vergessenem bäuerlichen Lebens mit alten Sitten und Bräuchen können auf Stadtbewohner einenmalerischen, schon exotisch anmutenden Reiz ausüben.
    Diese beiden Frauen ließen es sich nicht nehmen, die Hacke aus der Hand zu legen und uns zuzuwinken. Man fühlt sich wie in einer längst vergangenen Zeit.
    (Kommentar Irmgard: Wie in Filmen aus den 50ern mit Liselotte Pulver).


















    Vermutlich eine Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis




    Das Dorf Krapje ist bekannt für ihre zahlreiche gut erhaltene traditionelle Häuser, und außergewöhnlich reiche Jagd und Angelplätze.
    Daher ist es keine Überraschung, dass das Dorf nach einem Fisch benannt ist. Der Karpfen (Cyprinus carpio) um genau zu sein oder "Krap" wie es die Einheimischen nennen (den sollten wir abends auch noch geniessen).




    Die Pfarrkirche aus dem Jahr 1831






    Eines der Holzhäuser




    Eigentlich waren wir etwas enttäuscht. An praktisch jedem Gebäude hing ein Wahlplakat für die bevorstehende Bürgermeisterwahl – sah sehr bescheiden aus (daher wenige Bilder).
    Zudem war der Beobachtungsturm am ornithologischen Wildgehege „Krapje-Djol“ verschlossen und wir konnten die Löffler- und Reiherkolonien, Kolkraben, Schrei- und Seeadler nicht beobachten.


    Sei´s drum wir wurden entschädigt: Zufällig begegneten wir einem Naturschützer aus dem Großraum Nürnberg, mit dem wir uns an denvergangenen Abenden unterhalten haben.


    Er wies uns den Weg zu einem Stall mit „Wollschweinen“, den Turopoljer Schweinen, der typischen
    Schweinerasse der Region (herzlichen Dank Norbert!!!).


    Diese gehören zu den gefährdeten Haustierrassen, deren Bestand an reinrassigen Tieren alsFolge des Kroatienkrieges arg dezimiert wurde (1993 soll es nur noch 20– 30 Stück dieser Art gegeben haben).








    Bergziege musste natürlich ihren Finger an die Steckdose halten.




    Vorbei an zum Trocknen aufgehängtem Käse ...




    ... ging es zurück zum Camp der Familie Baric, wo Mladen uns den traditionellen Krap am Stock zubereitete.










    Ein Genuß!!!




    Nach dem Essen wurde uns immer das regionale Gebäck gereicht – danke Mladen!




    Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von einer Region, die uns seit unserem Besuch sehr am Herzen liegt. Eine Herzlichkeit und Gastfreundschaft, wie sie an der Küste Kroatiens manchmal nicht soausgeprägt ist, verbunden mit einer einzigartigen Auenlandschaft, demReichtum an seltenen Pflanzen- und Tierarten sowie dem reichenhistorischen Erbe entlang des Flusses.




    Soweit unser Besuch im Posavina, der Euch hoffentlich auch Appetit auf einen Aufenthalt in dieser schönen Landschaft macht.



    Liebe Grüße,
    Irmgard und Klaus

  • Zitat

    ....., der Euch hoffentlich auch Appetit auf einen Aufenthalt in dieser schönen Landschaft macht.


    Und ob!!
    Lonjsko Polje steht schon lange auf meiner Wunschliste...
    und wenn ich jetzt Deine Berichte lese, die Bilder sehe, dann wird dieser Wunsch noch stärker.


    Mal sehen, was draus wird :wink:


    DANKE, Klaus!!


    Die Bilder von Sigi sind konkurrenzlos schön - ich erkenne es neidlos an :wink: und genieße die Bilder.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Was soll ich sagen? Ich sach das mal wie ein Ruhrpottler das sagen würde: "Aller erste Sahne!!"
    Diese Landschaft, diese Tierbilder und auch die Herzlichkeit der Bewohner kommt sehr gut rüber.
    Lonjsko Polje habe ich soeben als eines der nächsten Ziele in Kroatien festgelegt.


    Danke Irmgard und vorallem Klaus für diese nächtliche Arbeit.

  • Hallo Klaus,


    Deine Nachtschicht hat sich gelohnt! Vielen Dank für den wunderbaren Bericht. Ich bin ganz begeistert, was für eine schöne Region das ist.

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Mal wieder superschöne Bilder! Besonders die Störche haben es mir angetan. Eine Reise ins Landesinnere lohnt sich auf jeden Fall und steht für später auch mal auf dem Plan.
    (Soviel Urlaub kann man ja gar nicht haben, das man alle Traumziele bereisen kann ;) )

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