Von Cuzco zum Titicacasee
Nach 12 Tagen abseits von Straßen auf alten Inkapfaden und Maultierwegen vom Hochgebirge bis hinunter in die tropische Region ( siehe Bericht hier )und nachdem wir einen ganzen Tag in Machu Picchu verbracht hatten ( Bericht folgt noch ) , kehrten wir nach Cuzco zurück, um mit dem Zug über das Altiplano zum Titicacasee zu fahren.
Da wir eine organisierte Reise gebucht hatten, ein deutscher und ein peruanischen Reiseführer sich um alles kümmerten, begaben wir uns mit unserem Gepäck zum Bahnhof in Cuzco, um mit der Andenbahn nach Juliaca zu fahren.
Unsere Plätze waren reserviert worden, sagte man uns.
Überraschung: An diesem Tag fuhr die Andenbahn nicht. Warum? Keine Ahnung.
Es dauerte ca 2 Stunden, dann stand ein Bus für uns da – nicht unbedingt der komfortabelste Überlandbus , aber besser als ein offener LKW, wie ihn die Einheimischen benutzten.
Das Gepäck wurde verladen und unsere rund 400km lange Reise begann.
Letztlich war es sogar ein Vorteil, dass wir einen Bus hatten: er konnte an interessanten Orten halten und Pause machen, wenn wir es wünschten.
So konnten wir einen Markt in dem kleinen Andenort Urcos erleben, was mit dem Zug nicht möglich gewesen wäre.
Gehandelt wurde mit allem, was für den Alltag nötig ist
Auch Kokablätter hätte man problemlos kaufen können. Für die Einheimischen ist Koka ein ganz normaler Genussartikel. Es hilft gegen Hunger, Kälte, Müdigkeit, soll auch gegen die Höhenkrankheit helfen.
Mit Kalk oder Pflanzenasche zusammen werden die zerkauten Blätter zu kleinen Kugeln geformt und in die Backentasche geschoben, wo sie stundenlang bleiben. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Zusatz von Kalk das suchtgefährdende Kokain in einen Stoff umwandelt, dem das Suchtpotenzial fehlt.
Ich habe es nicht probiert.
Eine der schönsten Ecken auf dem Markt war der Platz mit den Lamas, festlich geschmückt mit roten Quasten am Ohr.
Es war aber nicht ratsam, allzu nahe zu den Tieren zu gehen oder zu versuchen sie anzufassen- ein schnelles „ Pffft“ – und schon hatten sie sich mit Spucken gegen Aufdringlichkeit gewehrt.
Eine Runde Chicha- dem fermentierten und selbst gebrauten alkoholischen Getränk aus Mais.
Wir stiegen wieder in unseren Bus ein, während es die Einheimischen auf dem offenen LKW weniger bequem hatten.
Das war die Bahnlinie, auf der wir eigentlich hätten fahren sollen.
Es folgten lange Stunden über eine mit Querrillen und Schlaglöchern versehene, staubige Schotterstraße.
Das Bodenblech unseres Reisebusses war durchlöchert, so dass wir nach wenigen Stunden über und über mit Staub bedeckt waren.
Ein Blick unter die Motorhaube zeigte, dass der Deckel des Einfüllstutzens für das Motoröl mit einem alten Lappen zugestopft war, der Kühler musste unterwegs mehrmals aufgefüllt werden – aber der Fahrer schien für jedes Problem eine Lösung zu haben.
Eine ( nach Plan mit dem Zug eigentlich unvorhergesehene) Pause gab es in Racqui beim Wiracochatempel, einer alten Kultstätte der Inka.
Sie liegt in rund 3500m Höhe und dürfte früher eine ausgedehnte Siedlung gewesen sein mit Häusern, einem Tempel, Palästen, Speicherräumen und einer Mauer.
Nur wenig ist davon übriggeblieben.
Dies waren vermutlich die Mauern des Tempels.
Die Landschaft des Altiplano zeigte sich über weite Strecken trocken, braun, nahezu vegetationslos.
Nicht zu vergessen: es war August, mitten im Winter auf der Südhalbkugel.
Nach der Überquerung das 4313m hohen Passes La Raya wurde es dunkel und nach weiteren 5 Stunden gelangten wir sehr spät abends nach Juliaca ( 3835m), nahe am Titicacasee.
Wir hatten für die knapp 400km 18 Stunden gebraucht.
Niemand von uns hatte Lust, an diesem Tag noch etwas zu unternehmen.
Eine Dusche und ein Bett…
Am nächsten Tag stand ein Ausflug von Puno aus mit dem Motorboot zu den Urus auf dem Titicacasee auf dem Programm.
Der Titicasee liegt 3810m hoch und ist etwa 15 Mal so groß wie der Bodensee.
Die Nachfolger der Uru – Indianer scheinen auch heute noch recht ursprünglich zu leben.
Auf schwimmenden Schilfinseln haben sie ihre Hütten gebaut, so wie schon seit Jahrhunderten.
Ihre Technik, aus Binsen Boote anzufertigen, ist weltberühmt.
Sie leben vom Fischfang und natürlich von den Touristen. – Jedes Foto kostete Geld.
Fische werden in der Sonne getrocknet.
Die Frauen fertigen Handarbeiten in leuchtend bunten Farben.
Am Nachmittag fuhren wir einige Kilometer weiter nach Sillustani am Umayo – See zu den Chullpas, jenen Begräbnistürmen, die von den Inkas ebenso kunstvoll errichtet wurden wie die Mauern in Cusco, in Pisac usw. Die Kanten der Steine sind haargenau aneinander angepasst. Eine besondere Herausforderung dabei dürfte die Rundung der Türme gewesen sein.
Erstaunlich bei den ca 12 m hohen Türmen ist, dass die Mauer sich nach oben erweitert – eine statische Meisterleistung.
Man weiß nicht , wie alt die Türme sind.
Als die Spanier im 16.Jahrhundert kamen, gab es sie bereits und die Spanier berichteten über die Rituale der Beisetzung der Aymaras, der einheimischen Bevölkerung in dieser Region.
Unsere Perureise neigte sich dem Ende zu – wir hatten noch wenige Tage Zeit bis zum Rückflug von Lima nach Frankfurt.
Dieses Mal klappte es mit dem Zug.
Von Juliaca fuhren wir hinunter nach Arequipa ( 2300m) Es gab zwar unterwegs eine Fahrtunterbrechung von ca 3 Stunden, weil ein Güterzug auf der Strecke entgleist war- aber der Zug war ( vergleichsweise) komfortabel , die Landschaft abwechslungsreich und wir erreichten nach rund 13 Stunden die Großstadt Areqipa.
Über die „weiße“ Stadt Arequipa ein ander Mal.
ELMA
P.S.
Bei den Bildern handelt es sich um gescannte Dias.