Südafrika, Teil 4

  • Was bietet dieses große Land nicht alles. Nach dem bisherigen Höhepunkt der Kagga Kamma fuhren wir in der Nacht mit dem Shongololo nach Kimberley.



    Nicht ganz ausgeschlafen trafen wir dort frühmorgens ein. Was waren die Gründe:
    Zum einen blieb der Zug in der Nacht einfach stehen. Man glaubt es nicht, aber wie uns die Reiseleiter informierten, ein adäquates Mittel um mehr Geld zu verlangen.
    Da ist sich jeder seine eigene Gewerkschaft. Grins.


    Zum anderen wurde es brutal warm und meine lieben Freunde wollten Einlass begehren, aber dank vorheriger Information hatte ich schon ein mitgebrachtes Mosquitonetz vor dem Fenstereinlass angebracht. Nun, nicht jeder hat solche Sorgen, lach.


    Kimberly ist die Diamantenstadt schlechthin. In Kimberley stieß man erstmals ( früher waren Diamanten ausschließlich in Flussgeröll entdeckt worden) auf Diamanten in vulkanischem Gestein, das Geologen später Kimberlit bezeichneten.
    Heute umgibt die Provinzstadt eher eine schläfrige Atmosphäre, so hält man es kaum mehr für möglich, dass seinerzeit die Entwicklung Südafrikas zur bedeutenden Industrie- und Finanznation hier ihren Ausgang nahm.
    Unabhängig davon wurde der erste südafrikanische Diamant in Hopetown entdeckt. 1869 wurden auf Farmen der weiteren Umgebung von Kimberley trockene Claims entdeckt. Dies zog 50 000 Menschen an.
    1871 ging man erstmals daran den Colesberg Koppie mit Spitzhacke und Schaufel ab zu tragen.
    40 Jahre später befand sich an dessen Stelle der weltweit größte offen liegende Minenschacht, das Big Hole.
    Kimberleys Blütezeit ist längst vorbei, was blieb ist die Besichtigung.





    Die Maße des Kraters sind gut erkennbar auf der Tafel , er wurde 1914 geschlossen.





    Insges. wurden 23 Mio Tonnen Erde bewegt. Die Diamantenausbeute betrug 2722 Kilogramm bzw. 15 Millionen Karat.
    Eine Vorstellung von den Anfängen konnten wir im Kimberley Mine Museum besichtigen.



    Diese 3 Loren sollen die Gesamtmenge der gewonnenen Diamanten verdeutlichen. Welcher Frau klopft da nicht das Herz?




    Da waren auch die größten gefundenen Diamanten dabei.




    Der aus geschälte Kern (ohne Fruchtfleisch)


    in einer Bohnen artigen Frucht




    von diesem Baum




    steht für das Symbol für 1 Karat.


    Wie früher die Steine zerschnitten wurden



    sieht man ebenso , wie den Eisenbahnsonderwagen, der ausschließlich den Direktoren von De Beers vorbehalten war. (Diamantenkonzern)



    Zwischen dem Minenmuseum und dem Stadtzentrum fährt immer noch eine Straßenbahn aus der Zeit der Jahrhundertwende (heute elektrifiziert)





    Gesehen auf der Fahrt





    verlassen wir den weiteren interessanten Ort und machen nun, auf dem Weg zu den Drakensbergen einen Abstecher nach Middelburg und Onthuld.


    Bei der Abfahrt kam es, wie es kommen musste, wenn man in diesem Land den Anweisungen der Reiseleitung wenig Beachtung schenkt.
    Es wurde mehrmals darauf hingewiesen, die Rucksäcke oder Taschen nicht sichtbar im Auto abzulegen. Nun, es überraschte aber dann doch, dass bei einem Halt bei Rot, die Türe der Beifahrerseite aufgerissen wurde, 2 Herren im Trenchcoat, je mit einer Eisenstange unter dem Mantel, rissen blitzschnell, 2 Rücksäcke von der Ablage vor der Frontscheibe und rannten flugs davon.


    Nie wieder gesehen, großes Jammern , half nichts. Die Polizei einschalten war von vorne herein ein aussichtsloses Unterfangen. Zum Glück wurden die Pässe ja nicht herum gefahren , sondern waren im Zug aufbewahrt. Geld wurde geliehen.
    Gedämpfte Stimmung allemal über die Unverfrorenheit, in diesem Ausmaß nicht erwartet.
    (dabei wurde uns mitgeteilt, dass vielfach fahrende Mietwägen vorne und hinten auf den Landstr. ein gezwängt und nach dem Halt ausgeraubt werden)
    Später bekam noch eine teure Filmkamera, die zwischen einem auf einer Parkbank verweilendem Paar lag, schnelle Füße. Sie sahen ihn noch, jung, ca. 20, schwarz, grünes Shirt.
    Das waren bittere Momente.


    Die auch auf uns alle zu kamen, aber in anderem Ausmaß.
    Wie gesagt , wir fuhren nach Middelburg. Dieses liegt schon zum Teil in der Karoo. (Halbwüste).
    Ein weites Land. Und von dort nach Bloemfontein.





    Es würde zu weit führen hier im Einzelnen auf die Geschichte einzugehen.
    Grob gesagt, begann mit Europas Interesse ( Portugiesen und Holländer im Lauf des 15. u. 16. Jahrhunderts ) an einem Seeweg nach Indien und dem Fernen Osten für Afrika eine Leidenszeit.
    Man wollte die Grenzen neu abstecken.
    Mit den Khoikhoisan lief zunächst alles freundlich ab. Dann wanderten viele holländische Familien ans Kap. Zwischen 1688 – 1700 gelangten Hugenotten aus Frankreich ans Kap.
    Die inzwischen recht große Kapkolonie entwickelte eine eigene Sprache, Afrikaans.
    Die Afrikaander breiteten sich aus . Die Buren, boer ist Niederländisch für Bauer und Afriakaans für Farmer drängten schrittweise ins Landesinnere.
    Am 5. August 1795 kamen die Briten. Es folgte die koloniale Landnahme durch britische Siedler.
    Was wiederum den Zulus nicht gefiel.
    Es gab Zulukriege , die 20 Jahre tobten.
    1834 gab es den großen Trek, Auszug mehrerer tausend Afrikaander Familien aus der Kapkolonie. Die Vortrekker zogen bis Natal und forderten die Anerkennung ihrer Landnahme durch die Briten.
    Dann kamen Diamantenfunde , 2 Burenkriege . So um 1900 wurde den Buren klar, dass sie in offenen Feldschlachten nicht gegen die Briten gewinnen konnten.
    Also Guerillataktik mit entsprechenden Trupps. Dabei unter den Anführern auch Lois Botha.
    Dem damaligen Oberkommandierenden der britischen Truppen Lord Roberts folgte von Horatio Kitschener , General und Stabschef unter Roberts.
    Jetzt passierte es:
    Kitschener ging das „Problem an der Wurzel an.“ Auf seinen Befehl hin wurde den Buren die materielle Basis entzogen, man brannte 30 000 Farmen nieder und einige Dörfer.
    Die Familien wurde interniert, also in Konzentrationslager,- richtig gelesen - , gesteckt.
    Damit rentierte es sich nicht mehr zu kämpfen.
    Von den burischen KZ Insassen starben 26 000 , die Mehrzahl davon Kinder.
    Nach dem Krieg wurde die Südafrikanische Union ins Leben gerufen.
    Hier die vernichtenden, weil bisher nichts davon gehört, und Unfassbarkeit hervorrufenden Mahnsteine und Denkmäler. Wird auch totgeschwiegen. (genauer, das National Women`s Memorial in Bloemfontein, ein 36.5 m hoher Obelisk)






    Mit betretener Stimmung fuhren wir nun den Drakensbergen zu.


    Das Drakensberg Massiv ist Teil der Großen Bruchstufe Südafrikas, die den schmalen Küstenstreifen vom zentralen Hochland trennt. Insgesamt ist es ein riesiges Gebirgsmassiv mit vielen 3000 dern, das sich in nördliche, zentrale und südliche Drakensberge unterteilt.
    Die nördlichen bieten einen Kontrast von zwischen schroff ansteigenden Basaltwänden und Flusstal.
    z.B. stürzt der Tugela River, über mehrere Stufen 850m in die Tiefe.
    Natürlich konnten wir nur ein Randgebiet besuchen.
    Die herrlichen und geradezu berauschenden Landschaftsszenen ließen uns nach und nach wieder zum Alltag zurückkehren.























    Damit wurde dieser Tag abgeschlossen und wir wurden zum Zug zurückgefahren.
    Am nächsten Tag sollte ein Besuch von Durban erfolgen . Was wir dort alles erleben durften seht ihr in Teil 5 und wieder nimmt die Berichterstattung Fahrt auf.
    euer
    wallbergler

  • Sowohl im Teil 3 , vor allem aber hier im Teil 4 Deines Afrikaberichtes: atemberaubende Bild einer großartigen Landschaft und zauberhafen Flora.....:up:


    aber andererseits verschweigst Du auch nicht das dunkle Kapitel Südafrikas, dem Ihr auf Eurer Reise auch begegnet seid, das viele von uns von Nachrichtungen, Zeitungen, Büchern kennen, das aber durch solche Bilder, wie Du sie uns zeigst, Grauen weckt.


    Mir klopft weniger das Herz bei diesem Bild - aber ich staune, wenn ich denke: 23 Mio Tonnen Erde mussten dafür bewegt werden..
    Von wem??



    Unvorstellbar.


    Danke Helmut für diese beiden Fortsetzungen Deines wunderbar abwechlsungsreichen und auch aus der Erinnerung heraus noch sehr anschaulich aufbereiteten Berichtes!


    Gruß,
    ELMA

  • Es ist Dir gut gelungen die sehenswerten Aufnahmen mit der zum Teil blutigen Geschichte des Landes zu verknüpfen.
    Schade, dass die Sucht nach Geld und Macht nicht friedvoll gelebt werden kann. Egal wo auf der Welt wiederholen sich immer wieder solche Tragödien.


    Und zuvor schilderst Du uns die Machenschaften der kleineren Ganoven, welche man auch nicht nur dort antrifft, sondern überall auf dem Erdball, wo es Touristen gibt oder dür die Gauner nach etwas Wertvollen aussieht.


    Trotz dieser Themen sprechen die Fotos von einer Schönheit, die das Land zu bieten hat. Ihr habt in der Kürze der Zeit viel gesehen.

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


    [COLOR="#008080"]Wissen schafft Wissen - jeden Tag entsteht neues Wissen![/COLOR]

  • Danke euch , Elke und Hartmut,


    für die lobenden Worte.
    Nun Elke, von wem. Ja , du weißt es ja auch, wie ausgebeutete Arbeiter unter Einsatz ihres Lebens für dies Diamanten schuften mussten, gequält werden usw.
    Wir haben das jetzt ja auch noch, nur noch in einer schlimmeren Version, wenn man an die Kinderarbeit in Indien usw. oder die Uranerzfunde
    in Nigeria, bei denen die geknechteten Arbeiter ihr Leben durch den Uranstaub verlieren. Entsetzlich.
    Helmut

  • Helmut, diesen Teil deiner Südafrika-Reise hatte ich nicht mehr in Erinnerung.
    Um so besser, das es immer wieder Gelegenheiten gibt, auf ältere Beiträge zu verweisen.


    Schade, das ihr so schlechte Erfahrungen mit der Kriminalität in SA gemacht habt.


    Hier mal ein genereller Tip zur Vermeidung von schnell laufenden Kameras:
    Wo immer ich mich niederlasse, habe ich ein Bein im Tragetaschengurt, oder per Schlaufe mit einem Stul verbunden.
    Da kommt Niemand auf die Idee, mal schnell zuzugreifen.


    Wenn ich das richtig beurteile, sind gerademal knappe 3 Jahre zwischen eurem und unserem Besuch vergangen. Du wirst staunen, was sich so alles verändert hat (Das Loch ist aber immer noch das Gleiche).

  • Wenn ich das richtig beurteile, sind gerademal knappe 3 Jahre zwischen eurem und unserem Besuch vergangen. Du wirst staunen, was sich so alles verändert hat (Das Loch ist aber immer noch das Gleiche).


    Lieber Bernd,


    das glaube ich dir unbesehen und bin auch schon gespannt.


    Lieben Gruß


    Helmut

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