Ich habe im Laufe dieses Jahres mal mal diese Gedanken von Dietrich Bonhoeffer gelesen.
Der Text ist schon Jahrzehnte alt, die Sprache vielleicht etwas ungewohnt, er ist aber dennoch aktuell.
Er hat mich beeindruckt und ich hab ihn mal mit Bildern von mir versehen.
Ein Moment im Advent zum Innehalten
Dietrich Bonhoeffer
1906-1945
Warten ist eine Kunst
Advent feiern heißt warten können;
Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat.
Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprößling setzte;
aber die gierigen Augen werden nur allzuoft betrogen,
indem die scheinbar so köstliche Frucht von innen noch grün ist,
und respektlose Hände werfen undankbar beiseite,
was ihnen so Enttäuschung brachte.
Wer nicht die herbe Seligkeit des Wartens,
das heißt des Entbehrens in Hoffnung, kennt,
der wird nie den ganzen Segen der Erfüllung erfahren.
Wer nicht weiß, wie es einem zumute ist,
der bange ringt mit den tiefsten Fragen des Lebens, seines Lebens,
und wartend, sehnend ausschaut bis sich die Wahrheit ihm entschleiert,
der kann sich nichts von der Herrlichkeit dieses Augenblicks,
in dem die Klarheit
aufleuchtet träumen,
und wer nicht um die Freundschaft,
um die Liebe eines anderen werben will,
wartend seine Seele aufschließt der Seele des anderen,
bis sie kommt, bis sie Einzug hält,
dem bleibt der tiefste Segen eines Lebens
zweier Seelen ineinander für ewig verborgen.
Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten,
da gehts nicht im Sturm, sondern nach den göttlichen Gesetzen
des Keimens und Wachsens und Werdens.
Fotos: ELMA