Almabtrieb in Oberaudorf im Landkreis Rosenheim
In Bayern gibt es immer noch Traditionen, die auch unabhängig vom Tourismus große Bedeutung für die Einheimischen besitzen.
An einem schönen Tag Anfang Oktober erlebten wir -ohne es vorher zu wissen- so eine Tradition bei Oberaudorf im Inntal : einen Almabtrieb.
Die Tiere waren seit Ende Juni auf der Alm.
In Südbayern werden ( im Gegensatz zum Allgäu) auf den Almen hauptsächlich junge Rinder ( hier Kolmen genannt), und trächtige Kühe gehalten, die nicht gemolken werden müssen.
Es gibt nur noch wenige Almen mit Milchvieh.
Hier bei Oberaudorf begegnete uns uns eine kleine, aber ungewöhnliche Herde, offensichtlich alle einem einzigen Bauern gehörend.
Ungewöhnlich deshalb, weil Tiere verschiedenen Alters zur Herde gehörten: von der gewichtigen Milchkuh bis zu knapp einjährigen Kälbern.
Wenn der Almsommer gut verlief und kein Unglück passiert ist, Menschen und Tiere heil die Monate überstanden haben, dann werden die Tiere für den Heimweg geschmückt.
Für die ganze Familie ist dies dann ein Festtag.
Voraus die Bäuerin mit den kleinen Kindern, die sichtbar mit Freude bei der Sache waren. Dahinter das wichtigste, kostbarste Rind: ein Leittier, am prächtigsten geschmückt.
Der Phantasie beim Schmücken ist keine Grenze gesetzt:
Girlanden, Kronen, Kreuzsymbole…. Mit Papierblumen, aber auch mit natürlichen Materialien wie Latschen und Silberdisteln bekommt jedes Tier seinen individuellen Schmuck
Wer es an solchen Tagen als Autofahrer eilig hat, hat Pech: die Tiere haben „Vorfahrt“
Ich schätze, dass es ungefähr 5-7 km waren, die die Herde auf der schmalen Bergstraße zurücklegte.
Wir waren nicht dabei, als die Tiere auf den Bauernhof zurückkehrten. Aber mit Sicherheit war dies für die ganze Familie und die Freunde ein Fest, das auch noch gebührend gefeiert wurde.
ELMA