Auf dem Weg nach Mostar: Pocitelj
Wer von Kroatien in Richtung Mostar fährt, kann sie eigentlich nicht übersehen:
Pocitelj,
die mittelalterliche Stadt an den steilen Felsen am Ufer der Neretva.
Pocitelj ist nur ca 30 km von Mostar entfernt. Nicht wenige Mostarbesucher machen hier einen kurzen Halt.
Wir kamen im Sommer 2009 von Norden, von Sarajevo, und hatten unser Wohnmobil auf einem Campingplatz in Blagaj an der Buna stehen.
Unsere Ausflüge machten wir wir mit unserem Motorrad, das wir in unserem Wohnmobil dabei hatten.
Die Hauptstraße entlang der Neretva ist sehr stark befahren – fast lebensgefährlich für ein kleines Motorrad . Und so suchten wir nach Nebenstraßen.
Von Blagaj führt eine schmale Straße in den Ort Buna – an heißen Sommertagen ein Geheimtipp für schattige Gärten in Restaurants an der Buna mit ihrem klaren, aber kalten Wasser.
Hier mussten wir natürlich unseren ersten Halt machen, obwohl es erst vormittags war.
Von Buna aus fuhren wir eine Nebenstraße, die zunächst auf die Höhe hinauf nach Pijesci führte.
Der Blick über das fruchtbare Neretvatal:
Im Vordergrund der Ort Buna (hier mündet die Buna in die Neretva) mit einer neuen Mosche und einer Kirche , im Hintergrund in dem engen Kessel erkennt man Mostar.
Die Hitze brütete über dem Tal – es waren an diesem Tag 43 Grad.
Geruhsam, den warmen Fahrtwind auf dem Motorrad genießend, erreichten wir Pocitelj.
Einen Parkplatz zu finden war kein Problem.
Die Festung Počitelj wurde 1465/1466 von dem kroatisch-ungarischen König Matthias erbaut als Schutz gegen die eindringenden Türken.
Dubrovnik, das ja nicht weit davon entfernt liegt, hatte ebenfalls ein Interesse daran, die Türken abzuhalten und unterstützte den Bau mit Baumaterial, das auf der Neretva herangebracht wurde.
Es half jedoch nicht: Die Türken nahmen schon im September 1471 die Festung ein und blieben dort bis 1878, rund 4 Jahrhunderte ( mit einem kurzen Zwischenspiel der Venezianer von 1693 bis 1718).
Pocitelj ist heute ein schönes Beispiel für mittelalterlich orientalische Architektur.
Leider wurde 1993 sehr viel zerstört- aber inwischen wurde sehr viel wieder restauriert.
Der Weg hinauf zur Festungsruine, vorbei an schönen Häuser in türkischem Stil.
In diesen Häusern waren zur Zeit der Osmanen Medressen ( Bildungsstätten/Schulen), Bibliotheken, Studierräume untergebracht.
Schnell gelangt man zur Moschee Hadzij-Alijna, erbaut 1562/1563 . Im Krieg 1993 wurde versucht, sie zu sprengen und vieles daran wurde zerstört.
Das hohe, schlanke Minarett und der Hauptbau mit der Kuppel konnten wieder aufgebaut werden.
Die Moschee muss wunderschön gewesen sein – Reste von Mauern und Säulen hat man vor der Vorhalle aufbewahrt.
Ein Plakat, das zu denken gibt
Der Eingang zur Moschee
Von der alten geschnitzten Türe blieb nur ein Flügel – den zweiten hat man nach dem Vorbild des Originals nachgeschnitzt.
Die Moschee konnten wir frei betreten.
Ich war überrascht von dem Licht , das den Innenraum hell und sehr freundlich machte.
Blaue, weiche , neue Teppiche sind im gesamten Inneraum ausgelegt.
Die Steine sind hell, die Fenster modern gestaltet und nur wenig Dekoration befindet sich im Raum.
Es war wohl von den ursprünglichen Dekorationen und Ornamenten nur wenig zu retten.
Ein Ornament am steinernen Aufgang zur Kanzel.
Aber sehr eindrucksvoll hat man behutsam Vorhandenes in neues Baumaterial integriert.
Blick in die Kuppel
Reste von Wandmalereien über der Empore
Ein neues, sehr schön gestaltetes Fenster
Es waren die ersten Tage des Ramadan 2009 – die Moschee ist nicht nur Museum, sondern wird auch von Gläubigen besucht. Neben der Moschee befinden sich die Brunnen für die rituelle Reinigung.
Vom Vorplatz der Mosche hat man einen schönen Blick hinunter auf das Hamam, das türkische Bad aus dem 17. Jahrhundert mit seinem typischen Kuppeldach.
Im Hintergrund die Hauptstraße nach Mostar und die Neretva
Sehr schön restraurierte Stadthäuser im orientalischen Stil.
Im Hintergrund der Uhrturm
Auf dem Weg hinunter zum Hauplatz an der Neretva, an dem der alte Han steht, ehemals Herberge für Kaufleute und deren Pferde.
Vor dem Han
Auch dieses Gebäude erlitt während des Kriegs großen Schaden.
Wir suchten wieder die kleine Straße, um nicht auf der Hauptstraße zurückfahren zu mussen.
Dabei ergaben sich die Ausblicke auf die Moschee , auf den Uhrturm von 1664 und auf die Neretva
Ein Blick nach Süden auf die Neretva.
Hier kann man sich gut das Treiben vor 550 Jahren vorstellen, als die Dubrovniker beim Festungsbau behilflich waren und auf Galeeren Kalk, Nägel, Bretter, Waffen, Munition herbeischafften – letztlich vergeblich, wie die Geschichte zeigt.
Es war ein sehr heißer Tag gewesen.
Die Festungsmauer haben wir deshalb nicht bestiegen.
Die Rückfahrt auf der wenig befahrenen Landstraße war erholsam.
Sehr zufrieden über das, was wir an Neuem gesehen hatten, erreichten wir Blagaj bei Dämmerung.
Hier gab es eine Überraschung:
Ein Knall - und ein großer Feuerwerkskörper explodierte am Himmel.
Unmittelbar danach wurde das Minarett des naheligenden Ortes hell erleuchtet und über die Lautsprecher begann der Muezzin sein Gebet und seinen Aufruf.
Es war das Signal für das Ende des Fastens am Tag, gemäß den Versen des Korans:
„… und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt!“
– Koran: Sure 2, Vers 187
Solange wir dort waren, gab es dieses Schauspiel jeden Abend.
Am nächsten Tag war es noch heißer- das war dann der Tag, an dem wir Mostar besuchten.
HIER ist das Video zum Mostarbesuch
ELMA