Pljevla – nördlichste Stadt in Montenegro
Bei unserem Aufenthalt in Žabljak auf dem Camp Ivan Do ergab es sich, dass wir wieder einmal mit Radomir, dem Besitzer des Platzes ins Gespräch kamen.
Ich äußerte den Wunsch, einmal Pljevla, die Stadt ganz im Norden des Landes mit der schönsten Moschee Montenegros zu sehen.
Zufall? ( Oder nicht? ) : Radomir hatte 2 Tage später in der rund 80km entfernten Stadt zu tun und lud uns ein, mitzufahren.
Das war eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen wollten, zumal wir mir unserem großen Wohnmobil oft zögern, wegen Parkplatzproblemen große Städte anzufahren ( was in Pljevla auch ein Problem gewesen wäre, wie wir später feststellten)
Die Straße von Žabljak nach Pljevla führt über die Tarabrücke und ist durchweg in gutem Zustand.
( Zum Copyright der OpenStreet Map siehe hier)
Die Strecke führt durch dünn besiedelte Landschaften- meist große Weideflächen, viel Wald und erst kurz vor Pljevla sieht man wieder Felder, Obstgärten.
Pljevla ( 1360m ü.M.) liegt heute abseits der großen Verkehrswege am Rande von Montenegro. Zur serbischen Grenze sind es nur wenige Kilometer.
Es ist altes Siedlungsgebiet und früher führten hier wichtige Handelsrouten von Dubrovnik und Kotor nach Belgrad, Sarajevo und Konstantinopel.
Diese Blütezeit ist vorbei.
Das Städtchen in einer bergigen, waldreichen Umgebung präsentiert sich mit seinen rund 20 000 Einwohnern als etwas schmuckloses und graues Industriestädtchen( Braunkohle- und Erzabbau)
Aber die Stadt birgt ein Schmuckstück: die fast 500 Jahre alte Husein Pasa Moschee – Kenner sagen, es sei die schönste in ganz Montenegro.
Moschee und Uhrturm
Große Bedeutung für ganz Montenegro hat das große Wärmekraftwerk am Stadtrand mit seinem mehr als 200m hohen Kamin.
Radomir ließ uns im Stadtzentrum aussteigen und wir vereinbarten, uns nach einer Stunde wieder zum gemeinsamen Essen zu treffen.
Das Stadtzentrum ist leicht überschaubar – leider hellen meine Bilder den Eindruck von der Stadt nicht sehr auf - waren wir doch in Pljevla an einem der beiden Regentage, die wir im ganzen Urlaub erlebt haben.
Die Fußgängerzone – eigentlich waren fast nur Männer unterwegs…
Kinder an einem Trinkbrunnen im Stadtpark
Ein Markt, auf dem es alles gab….die edelsten Labels …. zu sehr niedrigen Preisen…Schuhe, Polohemden, T Shirts, „Marken“- Uhren…
Wir verzichteten auf einen „Schnäppchen“-Einkauf dieser Art.
Häuser, Wohnblocks aus den Zeiten des Sozialismus. ( Ich muss jedoch hinzufügen, dass an den Stadträndern in Hanglage auch sehr schöne neue Häuser zu sehen waren)
Das Hotel im Stadtzentrum
Ein altes Grabmal bei einem Denkmal in einer Parkanlage in der Stadt ( Von diesen „stecci“ soll es in der Region – vor allem aber jenseits der Grenze in Bosnien, noch sehr viele geben)
In der Stadtmitte steht unübersehbar neben dem Uhrturm die Husein Pascha Moschee ( Husein pašina džamija), erbaut 1562, kurz nachdem die Türken die Region erobert hatten , mit einem 42 m hohen Minarett, umgeben von einem moslemischen Friedhof mit uralten Grabsteinen.
Uhrturm und der Brunnen vor der Moschee
Die Moschee entstand etwa zur gleichen Zeit wie die gar nicht weit entfernte Brücke über die Drina in Visegrad ( Heute in Bosnien, siehe hier)
Pljevla war zu jener Zeit Sitz des türkischen Paschas, der die Region Herzegowina regierte.
Die Stadt im Grenzgebiet zu Serbien und zu Bosnien wurde während des letzten Krieges weitgehend von Zerstörung und Gräueltaten verschont.
Die größten Zerstörungen erlitt die Stadt 1941 während des Zweiten Weltkrieges.
2007 wurde die Moschee mit finanzieller Hilfe aus Amerika vorbildlich restauriert.
Der Brunnen vor der Moschee, für Muslime ein Ort der Reinigung vor dem Betreten der Moschee
Bilder vom Äußeren der Moschee
Über der Eingangstüre
Wir waren enttäuscht, dass die Moschee abgeschlossen war.
Doch als wir uns wieder mit Radomir getroffen hatten, machte er einen Mann ausfindig, der die Türe für uns öffnete.
Ich war mir nicht sicher, wie ich mich als Frau in dieser Moschee verhalten sollte. Ich hatte in anderen Ländern ( z.B. in Pakistan) schon erlebt, dass ich als Frau die Moschee gar nicht betreten durfte.
Doch ich durfte…. Ohne Schuhe und sogar ohne Kopfbedeckung betraten wir den Innenraum.
Ich durfte sogar fotografieren.
Es ist in der Tat eine der schönsten Moscheen, die ich ( neben der großen Blauen Moschee in Istanbul) bisher gesehen habe.
Fast 500 Jahre alte Ornamente ( hervorragend restauriert)
Die Gebetsnische
Der gesamte Innenraum ist mit feinst geknüpften Teppichen ausgelegt
Blick hinauf in die Kuppel
Gebetsnische und Kanzel
Die Empore für die Frauen
( Die Männer sollen beim Gebet durch den Anblick der Frauen nicht abgelenkt werden)
Sehr glücklich, dass wir doch noch im Inneren gewesen waren, bedankten wir uns mit einem kleinen Obulus in die Opferbüchse und verließen die Moschee.
Gleich daneben stand eine Čevabdžinica ( Ich kann das Wort bis heute noch nicht richtig aussprechen….)
Ob es nur der Hunger war, den wir in der Zwischenzeit hatten, oder noch das Glücksgefühl, das wir beim Besichtigen der wunderschönen Moschee empfunden hatten : ich hatte den Eindruck , dass ich noch nie und nirgendwo so gute Čevabs gegessen habe wie hier in Pljevla.
Es war inzwischen Spätnachmittag geworden. Radomir hatte es eilig, wieder auf den CP zu kommen und so fuhren wir ohne Fahrtunterbrechung zurück nach Žabljak mit der Gewissheit, wieder etwas Einzigartiges erlebt zu haben.
ELMA