Im Norden von Montenegro: Von der Tara zur Piva Teil 2

  • Im Norden von Montenegro: Von der Tara zur Piva Teil 2


    Zum Teil 1 siehe hier
    https://www.schoener-reisen.at…ead.php?p=12983#post12983


    Nachdem wir einige Stunden gebraucht hatten, den 1907m hohen Sedlo Pass zu überqueren, ging es wieder bergab.


    Mitten im fast menschenleeren Gelände am Rande des Durmitor Nationalparks, stand eine Konoba im kleinen Ort Trsa.
    Den dort angebotenen einheimischen Spezialitäten konnten wir nicht widerstehen:
    selbst gebackenes Brot, luftgetrockneten Schinken, Kajmak, selbst hergestellten Schafskäse... zum Abschluss türkischen Kaffee, fast wären wir dort geblieben, aber wir wollten ja an diesem Tag noch bis nach Bosnien kommen.



    Das Dörfchen hat im 2. Weltkrieg bei den Kämpfen der italienischen Truppen gegen Titos Partisanen viel leiden müssen – es ist noch wenig wieder aufgebaut.


    Bei der Konoba standen drei Holzhütten, liebevoll eingerichtet, bereit für Touristen.
    10 Euro pro Nacht/pro Hütte ) für 2 Personen ( mit Frühstück!! )
    Das „fließende Wasser“ gab es vor dem Haus aus einem Tank.
    Die kleinen Räume sahen sehr sauber aus!




    Am Ortsausgang von Trsa befindet sich ein Partisanendenkmal, so wie in vielen Orten im Norden von Montenegro.



    Wegweiser hinunter nach Pluzine- erstaunlicherweise nicht in kyrillischen Buchstaben



    Die Straße wurde immer schmaler



    Wir kamen wieder in bewaldete Regionen



    Ein Straßentunnel folgte dem andern (aus dem Stein herausgehauen und natürlich alle unbeleuchtet)



    Immer wieder Ausblicke auf den Piva Stausee und den Ort Pluzine



    Unangenehm war es, wenn sich in den unbeleuchteten Tunnel eine Kurve befand – die Augen gewöhnten sich nicht schnell genug an die völlige Dunkelheit und ohne weiße Mittellinie oder Begrenzungspfosten kam die Tunnelwand dann recht schnell gefährlich nah.



    Der unzugängliche Pivastausee im engen Canyon




    Der Pivastausee mit Pluzine




    Auf diese Brücke mussten wir hinunter ( Im Hintergund Pluzine)



    Von der Pass-straße kamen wir jetzt auf die E762, die von Niksic nach Norden Richtung Foca , Visegrad und nach Sarajewo führt. Die Strecke ist ein alter Handelsweg, der auch schon von den Römern und von den Türken benützt wurde.



    Da wir das Piva Kloster ( Pivski Manastir) besuchen wollten, mussten wir zunächst nach Süden und an Pluzine vorbei fahren.


    Pluzine ist ein relativ neuer Ort, entstanden in den 70erJahren, als der Stausee angelegt wurde.
    Man bemüht sich um Tourismus- der Erfolg scheint noch nicht allzu groß zu sein.


    Der Pivastausee eignet sich nicht sehr gut zum Baden. Er ist kalt, die Ufer sind steil. Boote haben wir nirgendwo entdeckt.


    Im Hintergrund am Berghang ist die Straße erkennbar, auf der wir zuvor von Trsa heruntergekommen waren



    Etwa 15 Kilometer flussaufwärts steht das Pivski Manastir. Es stand früher an anderer Stelle, wurde aber 1969-1982 Stein für Stein abgetragen und an diesem Ort aufwändig wieder aufgebaut, da es sonst in den Fluten des Stausees versunken wäre.




    Die Anlage des orthodoxen Klosters ist von außen eher bescheiden. Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika aus den Jahren zwischen 1573 und 1586 und hat keinen Turm und keine Kuppel.


    Der Ort strahlt jedoch Ruhe aus. Im großen Obstgarten konnte man sich hinsetzen und die Stille genießen. Touristen verirren sich offensichtlich nicht allzu oft dorthin. Wir waren an diesem Nachmittag fast die einzigen.


    Ohne Eintrittsgeld konnten wir die Kirche betreten und hielten zunächst einmal die Luft an: Fresken aus dem 16. Jahrhundert mit wunderschönen warmen Farben bedecken sämtliche Wände, Decken und Pfeiler.


    Über dem Altar hängt ein riesiges vergoldetes Kreuz, das bis zum Dach hinauf reicht.
    Kein Lärm, kein Geschwatze störte beim Betrachten. Wir konnten einfach nur lange sitzen und schauen.


    Manche Szenen aus der Bibel waren leicht zu erkennen.
    Aber ich bedauerte, dass ich mich in der Ikonographie der orthodoxen Kirche nicht auskenne. Da hätte es sicher einiges Wissenswertes gegeben. Leider gab es im Kloster Bücher und Broschüren nur in kyrillischer Schrift.










    Es hatte sich gelohnt, die 15 Kilometer wieder zurück zu fahren. Allein dieses Kloster hätte die Fahrt gelohnt.
    Aber nun machten wir uns auf den Weg nach Norden - immer entlang am Pivastausee.



    Man kann sich eigentlich kaum vorstellen, wo an diesem steilen Ufer die Straße entlang führt.



    Nur selten führt die Straße direkt am Ufer entlang.


    Ich habe die Tunnels nicht gezählt – aber die Hälfte der Strecke verlief sicher in Tunnels, ganz kurze, aber auch bis zu 500m lange Tunnels ( natürlich wieder unbeleuchtet)



    Durch das „Loch“ im Berg waren wir zuvor heruntergekommen.




    Wenn man bedenkt, dass der Stausee bis zu 200m tief ist, dann kann man sich vorstellen, wie der Canyon der Piva vor dem Aufstauen des Wassers ausgesehen hat.



    Nach etwas mehr als 20 km kommt die Staumauer. Die Straße führt über die Mauer, aber es ist (eigentlich) nicht erlaubt, auf der Staumauer stehenzubleiben und zu fotografieren.


    Dieses Bild ist nur entstanden, weil ein Sicherheitsbediensteter beide Augen zugedrückt hat.



    Sie Staumauer soll 200m hoch sein. ( es war nicht möglich, sie von unten zu fotografieren)


    Das Kraftwerk versorgt große Teile Montenegros mit Strom. Die Anlage ist jedoch veraltet- Bei Pljevla gibt es zwar noch ein großes Kohlekraftwerk, aber Stromausfall in Montenegro gehört im Sommer zu den Gegebenheiten, an die man sich gewöhnen muss.


    Wenn man nach der Staumauer das Tal der Piva sieht, so erinnert man sich sofort an den Canyon der Tara. Bis vor wenigen Jahren gab es Pläne, auch die Tara ähnlich wie die Piva aufzustauen. Die Pläne scheinen vom Tisch zu sein. – Hoffentlich.
    Der Canyon der Piva unterhalb der Staumauer beindruckte uns sehr.



    Die Straße –oft ohne Leitplanken- verläuft auch hier wieder durch viele Tunnels. (Sichtbar rechts am Bildrand)




    Von der Staumauer bis nach Scepan Polje ist es nicht mehr weit.


    Hier kommt von rechts die Tara herein.
    Scepan Polje ist ein guter Ausgangsort für Raftigtouren auf der unteren Tara. Sie sind hier günstiger zu haben als im inzwischen doch etwas stärker besuchten oberen Teil bei der Durdevicabrücke. ( Für eine 2tägige Tour einschließlich Transport, Ausrüstung ,Übernachtung in einem Camp und Verpflegung rund 60-70 Euro ( Sommer 2009))


    Die Tara führte in diesem unteren Teil im Sommer 2009 mehr Wasser als oben bei der berühmten Tarabrücke. Im Frühjahr, zur Zeit der Schneeschmelze, ist dieses letzte Stück allerdings noch nicht befahrbar.



    Die letzte Brücke über die Tara.


    Auf der anderen Seite beginnt Bosnien und Herzegowina. (BiH)
    Links unterhalb der Brücke fließen Piva und Tara zusammen. Es ist der Anfang der Drina.



    Wir fuhren noch über die Grenze, da wir am nächsten Tag an der Drina weiterfahren wollten bis zur berühmten Brücke über die Drina, dem UNESCO Welterbe in Visegrad.


    Es gab an diesem Abend keinen Campingplatz. Aber problemlos konnten wir im ersten größeren Ort an der Drina , in Foca, ein Restaurant finden , dort essen und dann auf einem ruhigen Parkplatz direkt an der Drina in unserem Wohnmobil ungestört übernachten.


    Das ist eine ( nur ungenaue) Skizze unserer gesamten Urlaubsreise 2009 - blau kennzeichnet unsere Reiseroute, die oben beschriebenen Erlebnisse hatten wir in dem rot eingekreisten Abschnitt.



    Zum Copyright der benützen Karte von www.openstreetmap.de siehe
    https://schoener-reisen.at/forum/showthread.php?t=1556


    ELMA

  • Ich sage nur, wild, wilder , am wildesten, liebe Elke,


    überwältigend , jetzt schon. Diese Berghangfahrten erinnerten mich an Madeira. Da aber nur mit Mietautolein. Aber die Straßen waren natürlich breit. Kein Vergleich.
    Da ging es senkrecht ebenso steil hinunter. Wahnsinn.
    Aber heute war ja die Auflösung, wie ihr da runter kommen musstet. Euer langes Wohnmobil und die engen Tunnels. Ich hatte mal in der Brenta so ein Erlebnis. Da dachte ich alle Augenblicke jetzt kracht es an den oberen Enden.
    So wird es euch vermutlich auch ergangen sein, Glückssache irgendwann. Aber die Ausblicke haben euch wieder belohnt, ist unglaublich großartig.
    Nur wenn ich die Vergleiche der Bilder von oben fotografiert und dann von unten hinauf anstelle, dann ahnt man welche innerliche Unruhe sicher für eine lange Zeit da war. Wenn da noch ein Lastwagen gekommen wäre. Puhh.


    Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das zu Entstehungszeiten des Klosters geschehen ist, diese fabelhafte künstlerische Ausgestaltung. Da war doch im Grunde alles verarmt rundrum.


    Danke, dass du die wirklich niedlichen Hütten für die Übernachtung fotografiert hast. Wunderbar einfach, aber zweckmäßig. Halten Regen und Sturm besser ab als ein Zelt. Und man wird wieder frisch am Morgen, haha. Hatten wir früher ja auf den Hütten, gell!


    Und wieder insgesamt gesehen urwüchsiger Canyon, weit und breit Natur pur. Herrlich.
    Vielen Dank schon wieder
    bis bald, freu mich jetzt wirklich auf Bosnien- Herzogowina.
    Helmut

  • . Da dachte ich alle Augenblicke jetzt kracht es an den oberen Enden.
    So wird es euch vermutlich auch ergangen sein, Glückssache irgendwann.


    Ich gestehe- das Glück war uns ein Mal nicht hold.... ein LKW, da fehlte ein cm. Uns ist nichts passiert, aber die gesamte Längsseite des Womos hat Schaden genommen. Das war kurz sehr ärgerlich - aber das Risiko war uns ja für diese Reise klar gewesen.
    Und jetzt gibt es für meine "bessere Hälfte" viel Arbeit beim Ausbessern ( aber er kann das!)


    dann ahnt man welche innerliche Unruhe sicher für eine lange Zeit da war.

    Ich saß immer "bremsbreit" auf dem Beifahrersitz , die Anspannung war groß...


    Wenn da noch ein Lastwagen gekommen wäre. Puhh.

    Der kam nicht auf der Gebirgsstrecke, sondern vorher- unten auf der Umleitungsstrecke..da war nichts zu machen.


    .Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das zu Entstehungszeiten des Klosters geschehen ist, diese fabelhafte künstlerische Ausgestaltung. Da war doch im Grunde alles verarmt rundrum.


    Da bin ich mir nicht sicher - die serbisch orthodoxe Kirche war zu jener Zeit sicher nicht arm - ging es doch auch um eine Demonstration den damals in die Region vordringenen Osmanen gegenüber


    Danke, dass du die wirklich niedlichen Hütten für die Übernachtung fotografiert hast. Wunderbar einfach, aber zweckmäßig. Halten Regen und Sturm besser ab als ein Zelt. Und man wird wieder frisch am Morgen, haha. Hatten wir früher ja auf den Hütten, gell!


    Ich dachte eigentlich , diese Hütten bringen Dich und Cilli auf die Idee, das einmal mit dem Pedelec zu machen??? Schau die herrliche Straße an! Da müsst Ihr nicht über Felsen klettern!



    freu mich jetzt wirklich auf Bosnien- Herzogowina.


    Das wird noch ein Weilchen dauern...


    Gruß,
    ELMA

  • hallo Elma,


    danke für den informativen Beitrag über Montenegro.


    die steilen Straßén lassen so einige Erinnerungen wach werden.


    diese in Stein gehauenen Tunnel kennen wir aus Oberitalien. Ich muss mal schauen, ob ich da noch Bilder finde.


    die kleine Kirche sieht aus, wie ein kleines Schmuckstück


    danke, dass du uns auf diese Fahrt mitgenommen hast!


    liebe Grüße


    Ini

  • Ich dachte eigentlich , diese Hütten bringen Dich und Cilli auf die Idee, das einmal mit dem Pedelec zu machen??? Schau die herrliche Straße an! Da müsst Ihr nicht über Felsen klettern!


    Gott sei Dank kann dein Mann das richten. Wäre sicher wieder im mehreren Tausender Bereich sonst.
    Ja , und das mit dem Pedelec, hihi,
    sehr gute Idee, aber das scheitert schon an der Anfahrt.
    Das wäre sicher was, mit 20 und so weiter.
    Egal, nächstes Jahr möchte ich mal was Ähnliches aber
    1. nur 1650 m hoch
    2. in einer Rundreise
    mit festem Standort bewältigen, so es die Gesundheit zulässt.
    Das ist ja immer so eine Gratwanderung.
    Verraten wird nichts. Aber ich denke, du kennst auch das Bestens.
    Viele Grüße
    Helmut

  • Der großen Worte sind schon genug geschrieben.


    Trotzdem kann ich sagen:
    Faszination pur -
    Höhen und Tiefen -
    Wasser und Felsen -
    filigrane Ikonenmalerie und naturbehauene Tunnels -


    Diese Gegensätze sind imposant und anziehend zugleich.


    Der Teil eures Urlaubes war schon einen Urlaub wert. Mal sehen, wohin Euch die Fahrt entlang der Drina führt.

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


    [COLOR="#008080"]Wissen schafft Wissen - jeden Tag entsteht neues Wissen![/COLOR]

  • Der großen Worte sind schon genug geschrieben.


    Hallo ELMA,


    eigentlich hat Hartmut recht, aber einige Zeilen sollten es schon sein.


    Staundend haben wir vor dem Bildschirm gesessen und euren Mut bewundert.


    Du weißt, dass wir auch Naturliebhaber sind und uns in unbekannte, touristisch noch nicht so erschlossene Gebiete vorwagen wollen. Aber solch eine Tour würden wir uns (noch) nicht zutrauen, vielleicht sind wir dafür noch zu jung und unerfahren :mrgreen: (haben erst seit 3 Jahren ein Womo). Gegen deine gezeigten Straßen ist ja die Strecke Sučuraj – Jelsa eine Autobahn. Und dann die kyrillische Beschriftung – nein, das sind für uns „böhmische Dörfer“.


    Gespannt warten wir auf deine weitere Berichterstattung über Bosnien und Herzegowina, ein Besuch dort (z. B. Kozara-Nationalpark) spukt auch schon in unseren Hinterköpfen.


    Auf jeden Fall ein großes DANKESCHÖN, dass du uns an euren Touren zumindest in Wort und Bild teilhaben lässt.


    Es grüßen herzlichst


    Irmgard & Klaus

  • Danke für Eure Reisebeschreibung, war gerade für eine Woche da unten.
    Insbesondere der Campingplatz IVAN DO und der Sedlo-Pass waren eine hervorragende Empfehlung.


    Ich habe Euren Bericht zum Kernteil einer mehrtägigen Reise durch das Innere von Montenegro gemacht und bin von diesem Land begeistert.


    Den Sedlo habe ich komplett auf HD abgefilmt (Bin in drei mal gefahren, bis ich einen wunderbaren Film-Tag erwartet habe). Sobald ich den Film (er ist ca. 90 min lang) auf ein erträgliches Maß gekürzt und komprimiert habe, werde ich ihn hier verlinken.


    Wer die kompletten Roh-Dateien haben will (ca. 5 GB) sende mir eine Mail.


    Einen Tip noch zur Anreise: Ein weiteres Fahrerlebnis für Bergfeste ist die Straße von Kotor über den Lovcen in die alte Kaiserstadt Cetinje

  • Willkommen im Forum, Pogled!


    Danke für Eure Reisebeschreibung, war gerade für eine Woche da unten.
    Insbesondere der Campingplatz IVAN DO und der Sedlo-Pass waren eine hervorragende Empfehlung.


    Wann wart Ihr denn dort? Kann es sein, dass wir uns bei Radomir auf Ivan Do begegnet sind? Wir waren2010 in der ersten Septemberwoche dort.


    Ich freu mich schon auf das Video!



    Einen Tip noch zur Anreise: Ein weiteres Fahrerlebnis für Bergfeste ist die Straße von Kotor über den Lovcen in die alte Kaiserstadt Cetinje


    Oder für die Rückreise- wir haben 2009 die Tour umgedreht gemacht: Von Bar über Virpazar und Crnojevica und Cetinje nach Kotor!
    Du hast Recht: eine absolut lohnenswerte Strecke!


    https://schoener-reisen.at/for…innere-von-Bar-nach-Kotor


    Gruß,
    ELMA

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