Der große Reisebericht- Radltour von Siegertsbrunn nach Meran, Teil 4

  • 4. Tag

    Donnerstag, der 30.7.09, gut erholt und beschwingt von dem Wissen, ab Neustift geht es nur noch bergab bis Bozen, also von rd. 950 m bis rd. 260 m , traten wir nach einem soliden Frühstück um 9.30 Uhr die Weiterfahrt an.
    Zunächst galt es den Einstieg in den groß publizierten Radlweg von Sterzing nach Bozen zu finden. Kurz vor Freienfeld, war am Vortag ja wegen Bauarbeiten gesperrt.
    Also auf nach Freienfeld , über die Brücke über die Eisack hinauf nach Stilves und schon waren wir auf dem richtigen Weg.



    Hierüber hatte ich im Internet im Vorfeld schon die richtigen Hinweise.
    Es wurde bemängelt, dass es stetig steil bergauf - und ab ging, und kompliziert angelegt wurde, deshalb ist es besser, gleich auf der Landstr. bis Neustift zu bleiben.


    Ja um Himmels Willen, geht es noch?
    Dies entsprach zwar den Tatsachen in jeder Hinsicht , aber ich meine, wenn man sich schon alle Mühe macht, den Radfahrern fern ab der lärmstarken und nicht gerade geruchsfreien Landstr. eine ausgesucht landschaftlich abwechslungsreiche Wegstrecke anzubieten, verdient dies höchstes Lob.
    Im Übrigen bietet uns ja genau diese Art des Vorwärtskommens so bezaubernde Landschaftsausblicke, wie man sich überzeugen kann








    Wie gesehen, führt der Weg am westlichen Berghang durch kleine Ortschaften mit liebevoll geschmückten Bauerngärten, allerdings mit überzeugenden Höhen und Tiefen mit mal 13 % , 15 % aber auch 17 %, neu ausgebauten Teilstrecken , Überquerung der Eisack bei Franzensfeste, dessen Bahnhof ein erbärmliches Bild abgibt, weiter mit kleinen sehr steilen Abschnitten vorbei am Vahrner See,
    steil hinauf durch den Wald auf einen echten „Keschtenweg“.





    Daran schließt sich eine Abfahrt auf gefälligen Kiesstr. mit Übergang zu Teerwegen durch Obstgärten nach Neustift und kommt schließlich am Anfang von Brixen zur Eisack.




    Diese begleitet uns nun mit Ausnahme eines Teilstücks vorbei an Brixen durch Klausen bis Bozen.







    Eine Folge der Radlerwegführung war auch, dass, wie z.B. in Klausen, eigene „Bike“ Stationen (wobei das Wort Bike sich eigentlich auf Motorräder bezieht, egal, sprachliche Unwuchten gibt es heutzutage zu hauf) zum Essen einluden.
    Selbstverständlich mussten wir das auch hier einmal ausprobieren, waren wir dem Grunde nach doch nicht unbedingt Freunde der schnellen Kost. Zu unserer Überraschung wurden aber diese Bruschettas (gesprochen brus`ketta ) in allen möglichen Variationen angeboten, die auch noch geschmacksverträglich waren.
    Die Bruschettas ließen Erinnerungen aufkommen, hatten wir sie doch in Ischia und Neapel des Öfteren als leichte Kost genießen dürfen. Wie man uns seinerzeit sagte, waren sie ursprünglich ein armes Leute Essen, geröstetes Brot mit eingeriebenen oder ebenfalls geröstetem Knoblauch und Olivenöl beträufelt. Dazu Salz und Pfeffer je nach Gusto.
    Hier sollten sie aber hungrige Mägen füllen, und so wurden sie auch stark verändert gereicht.
    Mit verschiedenen Belägen, ähnlich denen der Pizzas. Warum nicht?
    So gestärkt ging es weiter bis Waidbruck, wobei ab hier der Radweg auf einer alten stillgelegten Bahntrasse angelegt wurde.
    Zwischen den grünen Sträuchern beiderseits des Radweges herrschte nun nach der Mittagszeit aber drückende Schwüle (33 °).



    Ein armseliges und abgewirtschaftetes Bild bietet aber der frühere Bahnhof von Kastelruth.
    Eine Reklame ist das für diesen zwischenzeitlich über alle Grenzen hinweg bekannten Ort wahrlich nicht. Vielleicht wird es ja noch bei zunehmenden Radverkehr und dem damit verbundenen negativen Werbeverhältnis.



    Schließlich endet der wunderschön angelegte Weg, der wegen Bauarbeiten auf einer kurzen Strecke unterbrochen ist, und immer unterhalb der bekannten dröhnenden Autobahn und durch einen langen Tunnel hindurch (beleuchtet) ausgewiesen ist,



    vorläufig für uns in Bozen.
    Da ist dann wieder eine weitere Deviazione, eine Umleitung.
    Inzwischen wurde es drückend heiß (38 °), Bozen wirkt wie eine Bratpfanne , von Lärm-und Gestank geplagt schlängeln wir uns durch den stets staubedrohten Verkehr, bis wir auf den Meraner Radlweg über Terlan stoßen.
    Jetzt machte sich auch schon durch die schwüle Hitze Ermüdung bemerkbar, hatten wir ja knapp 70 km hinter uns, es galt nun baldmöglichst deshalb und vor allen Dingen wegen eines sich ankündigenden Gewitters eine ruhige Unterkunft zu suchen.
    Rd. 10 km später fanden wir diese in Andrian, zuvor war aber noch eine Anhöhe zu überwinden.
    Es gelang uns ein großer Glücksgriff, wir wurden im etwas außerhalb gelegenen Andrianer Hof



    bereitwilligst und liebevoll aufgenommen.
    Die Räder kamen in die absperrbare Garage. Sogar der Service , unsere zwischenzeitlich doch arg verschmutzten Drahtesel mit dem Gartenschlauch zu reinigen, war vorhanden. So konnten wir uns einer ausgiebigen Körperpflege widmen, der aufmerksamen Bewirtung erfreuen und Blütenpracht und reifendes Obst bewundern.










    Schließlich ließen wir den Tag unter einer Kiwilaube ausklingen




    und bewunderten noch ein limitiertes vergoldetes Fahrrad mit echtem Leder, Benzinmotor, das sich der Hausherr vor Jahren um
    30 000 Lire (3000.- DM) gekauft hatte. Das Hallo war groß und am Ende war der Hausherr entgegen seiner ursprünglichen Absicht überzeugt, dieses Juwel nicht zu verkaufen.



    Unmittelbar danach kam eine Gruppe Mountainbike Fahrer an, die ihr Gepäck aber schon vorfanden. Während diese noch in einer Pizzeria in der Ortschaft selbst das Abendessen einnahmen, waren aber schon die entfesselten Naturgewalten eines Gewitters mit Hagelschlag über uns hereingebrochen.




    Die auf den Balkonen von der Radlertruppe zum Auslüften verstreute Wäsche wurde vom Winde verweht und klatschnass. Die fälligen Aufräumarbeiten aber bekamen wir im wohlverdienten Tiefschlag schon gar nicht mehr mit.


    Und nun kommt nur noch das Finale , der 5. Teil


    https://www.schoener-reisen.at…tsbrunn-nach-Meran-Teil-5


    euer wallbergler

  • hallo Helmut,


    auch heute verwöhnst du uns mit einem Reisebericht und dessen Bilder, die wieder einfach toll sind.


    ich überlege gerade. 2002 (?) waren wir für 2 Tage in Meran oder Bozen. ich muss mal schauen, ob ich da Bilder habe.


    die 17% bergab - das ist nicht ohne und man bekommt sicher eine ziemliche Geschwindigkeit drauf.


    auch bei diesem Teil deines Reiseberichtes sind Bilder, welche als Postkartenmotive geeignet sind.,kbl,,kbl,,kbl,,kbl,


    Bei den Trauben und Pfirsichen möchte man am liebsten ein oder 2 pflücken und genießen!


    vielen, vielen Dank


    liebe Grüße


    Ini

  • Hallo Helmut,


    Bozen, Meran und Kalterer See - das dürfte nun bald 30 Jahre her sein als ich dort war, aber noch immer sind mit die großen Obstplantagen, die urigen Gasthäuser mit dem deftigen Essen, die gemütlichen Lauben únd die Gastfreundschaft der Menschen in Erinnerung!


    Schöne Bilder die die Erinnerung auffrischen!

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Allmählich fehlen mir die Worte der Anerkennung.
    Wie schon zuvor tolle Bilder und reiseführerverdächtig geschrieben. Hast Du noch keine Angebote erhalten?


    Diese Aufnahme erinnert mich an Fotos der Tauernautobahn. Seinerzeit soll doch ein Schwertransport dort mal die Brücke bei Gmünd verformt haben.

    Hier war es wohl mehr das nachgebende Gelände.



    PS
    Hast Du das eine Foto bewusst als thumbnails (statt media) so winzig dargestellt?

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


    [COLOR="#008080"]Wissen schafft Wissen - jeden Tag entsteht neues Wissen![/COLOR]


  • Danke dir , Hartmut,
    tolles Kompliment, kann ich aber immer bei dir zurückgeben.!


    Das mit der Verformung ist eine alte Geschichte, ähnlich bei uns. Hier wird bis zur letzten Woche mit Gerät und Arbeitern auf anderen Baustellen gearbeitet, bis dahin ist die eigentliche ausgedünnt, dann kommt in einer Woche die geballte Arbeitskraft und die Bauarbeiten werden fertiggestellt. (Dadurch kann man mehr Aufträge erhaschen).
    Jetzt sollten eigentlich die Kontroller kommen, aber die sitzen derweilen in 5 Sterne Restaurants, eingeladen von den Firmen und feiern den Bauabschluss. Durch die Akkordarbeit wird dann übersehen, was unsachgemäß ausgeführt wurde. Ergebnis: Die Straßendecke gibt nach usw.
    Überall die gleiche Korruption.


    Das Foto musste ich überarbeiten, weil die Hand ersichtlich war. Leider hat dabei die Größe gelitten.
    Ich muss das noch mal probieren.
    Danke nochmal
    Helmut

  • In diesem 4. Teil kommt das große Aufatmen -( sieht man von der Hitze ab, die sicher nicht weniger belastend war als als Klettern und Herumsteigen am Tag zuvor)


    Aber hier hätte ich auch mitfahren können ( und mögen)...


    Ich frage mich jedoch schon die ganze Zeit: wie habt Ihr nur immer die richtigen Wege gefunden?
    Hattest Du die ganze Strecke schon im Voraus im Detail ausgearbeitet und wusstest, wo die schönsten Radwege sind??


    Gruß,
    ELMA

  • Danke dir , Elke,


    was die Radwege betrifft:
    Von München bis zum Schlegeisgletscher kannte ich ja die Strecken.(Also auch die Radwege. Weiter nicht bis Sterzing.
    Siehe Mühsal übers Joch und das Pfitscher Tal hätte sicher auch noch einige kleine Wegstrecken neben der Straße auzuweisen, aber es war dieses Tal hinaus ohnehin extrem ruhig auf der Landstr. Insofern mussten wir für diesen Teilabschnitt nicht lange suchen.
    Die Strecken von Bozen Meran bis hinaus nach Schlanders im Etschtal sind wir ohnehin in Urlauben schon gefahren.
    Die verbleibende Strecke von Sterzing bis Bozen kannte ich nur dahingehend, dass es sie gibt.
    Im Internet waren hier ja einige Kostproben enthalten, siehe auch meinen Bezug auf diese Äußerungen.
    Ich wusste also nur, dass von Sterzing aus der Radweg vorhanden sein musste, als wir vom Pfitscher Tal einbogen. Da wir leicht angeschlagen waren zum Schluss, fuhren wir der Einfachheit halber auf der Landstr. (die wir ja alle zu Genüge kennen) Richtung nächste Ortschaft. Dabei kam aber nach 2 km schon der Hinweis auf diesen besagten Radweg. Nur... dort wurde gebaut und er war gesperrt.
    Also Nachfrage dann im Hotel. Hier erhielten wir die Auskunft es geht hinüber nach Stilves , da ist dann der Radweg, was sich auch bewahrheitete.
    Kurz vor der Brücke über die Eisack auf diesem Weg hatten wir aber einen Aussetzer, bzw. ich, denn ich dachte es geht links an der Etsch entlang. Nach 500m hätten wir dann bei einer Spedition mitarbeiten können. :grin: Also umkehren und über die Brücke (es hieß überall es geht an der Eisack entlang) und dann tatsächlich nach Stilves.
    Und ab da, war der Radweg idiotensicher ausgewiesen mit den braunen Täfelchen. An jeder Problem - Kreuzung war der Richtungsweiser. Vorbildlich die Italiener.
    Im Gegensatz zu unseren Gemeinden, die nicht alle am Strang ziehen. Allein die Fahrt um den Starnberger See ist eine Qual, man findet oft den Radweg nicht. Und wenn, dann ist er dermaßen holprig. Ich habe mich wahnsinnig geärgert , liegt natürlich auch an den reichen Anliegern, die diesen "Durchgangsverkehr " nicht wünschen. Daran ist auch schon der von der Münchner Abendzeitung betriebene Fußweg rund um den Starnberger See mit 50km gescheitert. Bin damals, also 1969 mitgegangen wegen der Goldmedaille, die ich dann auch erhalten habe, einschl. Riesenwolf. :217:


    Auch kommt man nicht überall, wie es in der bay. Verfassung steht, ans Wasser. Da stehen dann die Villen. In der Schweiz ist das oft so gelöst, dass rundherum ein Radweg oder Fußweg geht, und falls er durch ein privates Gelände führt, eine Unterführung für die Privatleute zum See besteht.
    Nur bei uns wird so Neid geschürt , bei weniger charakterfesten Leuten.
    Es ist um den See keine einheitliche Beschilderung, man kann zu 90 % am See fahren, auch wenn er als Fußweg ausgeschildert ist. Denn wenn man diesen Weg dann fährt, weist mittendrin ein Schild auf Rücksichtnahme vor Fußgängern hin. Auch stehen oft genug diese runden Verkehrszeichen weiß mit roter Umrandung , also absolut keine Einfahrt, fährt man weiter, kommt irgendwann ein Schild Radfahrer absteigen oder so was.
    Natürlich könnte sich der Fahrradverein darum kümmern, passiert ist nichts. Und das letzte Segment, kommt man von Tutzing Richtung Starnberg, ist für ca. 4 km auf einer derart befahrenen Str. , dass einem Angst und bange wird. Denn dort ist der Riesenbadeplatz Possenhofen.


    Na ja.
    also, auf die Italiener schimpfen sie und dabei haben die uns aber die besten Radwege voraus.
    Sogar durch Klausen durch kann man sich nicht verfahren.


    Viele Grüße
    Helmut

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