Beichtstuhl

  • Bei uns herrscht richtige Gleichberechtigung in der Kirche. :grin::grin::grin:


    Da haben die Damen ihren eigenen Eingang in den Beichtstuhl. :roll::wink:



    Liebe Grüße


    Josef

  • So etwas hab ich noch nie gesehen - und ich grüble über den Sinn dieser Trennung...
    Du meinst Gleichbereichtigung, Josef?
    Vielleicht auch das Gegenteil?


    Hast Du mal reingeschaut? Vielleicht waren auch auf der Männerseite die Kniebänke härter ( als vorauseilende Bußauflage) - auf der Weiberseite gepolstert? :wink:


    Gruß,
    ELMA

  • Hallo Elma!


    Ich bin eher der Ansicht, dass das eingeführtwurde, damit der Beichthörerr sofort unterscheiden kann, rechts sind die braven und links die unbekehrbaren.(rechter und linker Schächer) :grin::grin::grin:



    Liebe Grüße


    Josef

  • Zu diesem Thema fällt mir noch etwas ein:
    Männer saßen auf der rechten Seite in der Kirche und die Frauen links.
    Später haben dann aber immer mehr Frauen auf die rechte Seite gedrängt und die Männer von ihren Sitzplätzen vertrieben. :evil::evil::evil:


    Wir Männer sind natürlich aus Rücksicht auf die Damen nicht auf die linke Seite gegangen. :wink::wink:


    Auch an eines kann ich mich noch gut erinnern. Auf jeder Bank waren Täfelchen mit dem Namen des Sitzplatzbesitzers angeschlagen und wehe wenn es jemand wagte sich auf diesen Platz zu setzen. :evil::evil:


    Vorne hatten die Bürger und reichen Bauern ihre Sitzplätze und je weiter man nach hinten kam umso ärmer waren die Besitzer dieser Plätze. Der Pfarrer achtete streng darauf, dass ja niemand ärmerer womöglich vorne einen Sitzplatz bekam. Die Knechte und Mägde mussten sowieso stehen. Das wäre eine Beleidigung der Bauern gewesen, wenn die es womöglich gewagt hätten sich auf einen Sitzplatz zu setzen.
    Jedes Jahr musste man dann in der Kirche für diesen Sitzplatz im Jänner bezahlen. Der Pfarrer lies es einem dann auch immer spüren welche Auszeichnung dies war für würdig gefunden worden zu sein, so einen Sitzplatz zu haben.


    Auch ich hatte 2 Plätze von meinem Vater geerbt :wink::wink: und durfte noch Jahrelang dafür bezahlen. Kann mich aber nicht mehr genau erinnern wann das abgeschafft wurde. Wäre direkt interessant muss mal unsern Pfarrer fragen.
    So einen Platz aufzugeben konnte man sich sowieso nicht erlauben und traute man sich auch nicht. Da wäre man dagestanden als würde man in einem kleinen Ort lebend von der Kirche austreten. So etwas wäre Ortsgespräch gewesen und hätte sicher einen Besuch des Pfarrers, wenn nicht sogar eine Erwähnung bei der Sonntagspredig von der Kanzel nach sich gezogen
    Bei uns in der Kirche waren so zirka 800 - 1000 Sitzplätze. Sogar die Plätze an den Seitenaltären und auf dem Chor waren verkauft. Das war eine schöne Menge Geld.


    Liebe Grüße
    Josef

  • Zitat von Josef

    Zu diesem Thema fällt mir noch etwas ein:
    Männer saßen auf der rechten Seite in der Kirche und die Frauen links.


    Sehr interssant, Josef, woran Du Dich erinnerst !
    Wir amüsieren uns heute darüber, aber früher?


    Ich kenne aus ev. Kichen in Württemberg Ähnliches: dort war der Platz für die Frauen/ Mädchen oben auf der Empore, die Männer saßen unten.
    Wohl deshalb, , dass die Männer in ihrer Andacht nicht abgelenkt wurden ( und die weiblichen Kirchenbesucherinnen einen besseren Überblick hatten. :wink: )


    Zum Thema Beichtstuhl:


    Zitat von Josef

    rechts sind die braven und links die unbekehrbaren.


    Kommt es nicht darauf an, von man das betrachtet? :wink:
    Aus Sicht des Pfarrers von innen: wo ist links, wo rechts?
    Und wenn ich vor dem Beichtstuhl stehe...?
    Aber das Schild über der Türe ist ja eindeutig.


    Gruß,
    ELMA

  • Man braucht aber gar nicht in die Vergangenheit zu blicken. :roll:


    Wenn in einer Schlosskapelle in der Nähe von Hartberg eine Messe oder nach dem Tod eines in der Umgebung wohnenden Bewohners abends gebetet wird, sitzen die Bauern der Umgebung noch rechts vorne neben dem Altar.
    Niemand, keine Frau oder ein anderer käme auch nur auf die Idee sich dort dazuzusetzen. :wink:


    Da es die Abstammungsgemeinde meiner Gattin ist, sind wir sehr oft in dieser Kapelle anwesend, würde aber auch nie auf die Idee kommen mich dort hinzusetzen. Oft sind dort noch Plätze frei und andere müssen stehen, da in der Kapelle zu wenige Sitzplätze sind. Aber das ist so Brauch.


    Anderseits sind Messen oder andere Andachten abends sehr romantisch, da alles wie hunderte Jahre davor bei Kerzenlicht stattfindet und die Kapelle (kleine Kirche) doch eine ansehnliche Größe besitzt.



    Liebe Grüße


    Josef

  • Interessant, Josef! Ich glaube so etwas gibt es nur in Österreich und in Süddeutschland!


    Da sind wir ja mitten im Thema : Überlieferte Bräuche und Regeln.( Ich habe das Thema deshalb auch mal in die Rubrik Brauchtum verschoben)


    Dazu gehört auch folgendes:


    Wenn Du in Bayern auf dem Dorf ein Wirtshaus besuchst - setze Dich nie unaufgefordert an den Stammtisch ( auch wenn dort nur einer sitzt und sonst überall die Tische belegt sind)!


    Gruß,
    ELMA

  • hallo Elma,


    das mit dem Stammtisch kenn ich auch.


    ansonsten - interessante Einblicke ins Kirchenleben, von dem man hier im Osten nicht viel weiß. Vielleicht die ältere Generation - aber unsere oder die Generation unserer Tochter nicht.


    liebe Grüße


    Ini


  • Hallo Ini!
    Auch für mich ist manches, was Josef beschreibt neu....aber es war doch eine schlaue Art der Pfarrer ( Kirche), zu Geld zu kommen! Mieteinnahmen für die Kirchenbänke, würde ich es bezeichnen. Und dabei noch die öffentliche Festigung von bestimmten sozialen Strukturen.


    Josef - weißt Du seit wann es die Kirchensteuer in Ö gibt?


    Ein anderer Brauch in Bayern ( und Allgäu) fällt mit ein.
    Früher war es undenkbar, dass am Sonntag (im Freien) gearbeitet wurde. Tat dies ein Bauer ( z.B. pflügen, säen o.ä.), dann wurde er in der Kirche von der Kanzel herunter öffentlich bloßgestellt.
    Manchmal war es aber dringend nötig, am So das Heu noch einzufahren, weil das Wetter schlechter wurde.
    Nur der Pfarrer konnte dies erlauben und zwar am Sonntagmorgen öffentlich in der Kirche.


    Gruß,
    ELMA

  • Bis 1780 hatte die Kirche hauptsächlich ihren Aufwand aus eigenem Vermögen und aus Erträgen ihres Grundbesitzes bestritten.


    In der Regierungszeit von Kaiser Joseph II. (1780–1790) wurden viele Klöster, Stifte und Kirchen aufgelöst. Aus diesen Erlösen wurde der sogenannte Religionsfonds, der unter staatlicher Verwaltung stand, geschaffen. Mit diesem wurde der Klerus besoldet und die Pfarren finanziert. Zusätzlich wurden staatliche Zuschüsse gewährt.


    Hitlers stellte 1939 die Zahlungen an die Kirche ein, beschlagnahmte den Religionsfonds und schuf das Kirchenbeitragsgesetz. Dies galt für die katholische Kirche, die evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses und die altkatholische Kirche in der Ostmark.
    Nach dem Ende des Krieges wurde das Kirchenbeitragsgesetz in die österreichische Rechtsordnung übernommen und es erfolgte keine Restitution des Religionsfonds.


    Seither bezahlen wir 1,1 Prozent des steuerpflichtigen Einkommens Kirchensteuer. Der Kirchenbeitrag wird über Kirchenbeitragsstellen eingehoben. Man bekommt zu Jahresbeginn eine Einschätzung mit einem Erlagschein zugesannt. Sollte man nicht bezahlen wird man geklagt. :x


    Bezüglich Sonntagsarbeit der Bauern bei dringenden Arbeiten auf den Feldern und Ausnahmen durch den Pfarrer kann ich mich noch gut erinnern.
    Oder wehe wenn die Knechte und Mägde sonntagmorgens länger schlafen wollten, da es ja meistens der einzige Tag in der Woche war, war Feuer am Dach und der Bauer bestand darauf, dass sie die Messe in der Kirche besuchten.


    Wenn Freitags im Ort Jahrmarkt ist darf mit Segen der Kirche Fleisch gegessen werden.
    Zum Beispiel ist in Hartberg immer am Aschermittwoch, der ja einer der strengsten Fastage im Jahr ist Kirtag.
    Da Wird mit Segen der Kirche eine Ausnahme gemacht und es dürfen an diesem Tag in Hartberg Würstel und Fleisch gegessen werden, je nach Lust.


    Liebe Grüße


    Josef

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