Alle Wege führen bekanntlich nach Rom. In Analogie zu diesem Satz gibt es sehr viele Wanderwege, die zum Kloster Andechs und dem dortigen bekannten Biergarten führen. Fast alle im näheren Umkreis um das Kloster kenne ich bereits. Einen mit etwas über einer Stunde Gehzeit relativ kurzen Weg haben wir dieser Tage von Seewiesen aus genommen.
Seewiesen ist ein ganz besonderer Standort. Wer kennt nicht den berühmten Verhaltensforscher Konrad Lorenz oder seinen Schüler Irenäus Eibl-Eibesfeldt? An beide kann ich mich noch sehr gut aus meinem Biologie Unterricht erinnern. Seewiesen ist auch keine Ortschaft, sondern eine Ansammlung von Gebäuden, die zum Max – Planck Institut gehören. Die Anlage selbst ist nur für Berechtigte zugänglich. Gleiches gilt, für den benachbarten Esssee. Dort gibt es aber einen Parkplatz, von welchem aus wir unsere Wanderung nach Andechs unternommen haben.
Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie – Wikipedia
Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz – Wikipedia
Der Weg führte uns anfangs durch den Wald den man bekanntlich vor lauter Bäumen eigentlich nicht sieht. Hingegen wachsen jetzt im Herbst darin unter anderem Champignons.
Nach einer halben Stunde kommen wir an einem besonderen Gebäudekomplex vorbei. Hierbei handelt es sich um das ehemalige Kloster Rothenfeld. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg wurde der Orden vom Staat enteignet und die Anlage in eine Justizvollzugsanstalt umgebaut. Heute sind darin so genannte Freigänger untergebracht. Freigänger sind Strafgefangene, die nur noch eine kurze Reststrafe zu verbüßen haben und deshalb tagsüber außerhalb der Anstalt einer Arbeitstätigkeit nachgehen dürfen. Die Nächte hingegen müssen diese Strafgefangenen in der JVA verbringen.
Die bekanntesten Insassen der letzten Jahre dieser JVA waren Uli Hoeneß sowie Alfons Schuhbeck der heute noch dort „wohnt“.
Wer genau hinsieht erkennt die Gitter vor den Fenstern.
An die Justizvollzugsanstalt ist ein landwirtschaftlicher Betrieb angegliedert.
Unser Weg führt direkt am tagsüber offenen Tor der Anlage vorbei.
Auf befestigten Feldwegen geht’s nach Westen.
Immer wieder sieht man in der Ferne die schneebedeckten Alpen.
Schon bald sehen wir in der Ferne das auf einem Hügel liegende Kloster Andechs.
Wir folgen dem aufwändig gestalteten Kreuzweg, sind aber nicht die einzigen Wanderer auf dieser Strecke. Dies deshalb weil sie Teil des Münchner Jakobswegs ist.
Auch jetzt Anfang Oktober blüht es vereinzelt noch am Wegrand.
Andechs ist ja nicht nur das bekannte Kloster mit einer Basilika. Unser Ziel ist in erster Linie der Biergarten der Klosterbrauerei. In dieser kann man auch Führungen buchen. Allerdings sind die nicht das, was ich mir unter einer klassischen Brauereiführung vorstelle. Dies deshalb, weil in diesen modernen Zeiten man für seinen Obolus den man entrichten muss eine Video-Brille verpasst bekommt.
Ein Teil der Brauerei Führung ist halt nichts anderes als ein vertonter Video Film, dem sich die Besuchergruppe dann ansieht bevor es im Schnelldurchgang durch die Lagerhalle und die Abfüllung geht. Leider habe ich es versäumt, die Besuchergruppe mit den Brillen auf der Nase zu fotografieren. Der Führer stand gelangweilt abseits. Und ja, natürlich gibt es nach der Brauereiführung das hier gebraute Bier zur Verkostung. Dies allerdings nicht im Biergarten oben am Berg, sondern in einer relativ kleinen Stube. Hier habe ich es bereits erlebt, dass im Schnelldurchgang eine Gruppe die nächste abgelöst hat. Kommerz oder Tradition? Darüber kann sich jeder seine Gedanken machen.
Zur Tradition von Angelika und mir gehört es, dass wir unsere Brotzeit dabei haben und gemeinsam zwei Mass Bier trinken.
In diesem Fall war es zuerst eine Mass Dunkles und später eine Mass Helles. Dazu dann auch ein hier erworbener kalter Braten.
Der Besucherandrang hielt sich an diesem sonnigen Montag Nachmittag in Grenzen. Im Gegensatz zum Wochenende waren es überwiegend einheimische Gäste.
Nach eineinhalb bis 2 Stunden machten wir uns auf den Rückweg. Hierbei wählten wir die selbe Strecke wie am Hinweg.
Jürgen