Eigentlich hatte ich ursprünglich gestern gar nichts vor. Die große Hitze ist derzeit vorbei und da bietet es sich an, mit Rad oder Motorrad einen Ausflug zu machen. Als mich ein Bekannter am Samstag abend kontaktiert und erklärt, daß er und seine Frau mit dem Radl von Kaufering aus am Lech entlang fahren wollen, bot ich mich als Ortskundiger für eine Radtour an um den beiden "Fremden" ein Stück meiner Heimat näher zu bringen.
Wir trafen uns am Zollhaus, einer ehemaligen Gaststätte an der Lechbrücke etwa 10 km nördlich von Landsberg am Lech.
Die Brücke selbst ist wohl ein Standardbauwerk. Allerdings ist dieser Abschnitt des Lechs historisch bedeutsam.
Früher bildete der Lech die Grenze zwischen Bayern und Schwaben. Nachdem der Fluß jedoch im 19. Jahrhundert begradigt wurde stimmt das mit der Grenze nur bedingt.
Bis Anfang der 1960er Jahre stand hier eine Zollbrücke. Es mußte also jeder, egal ob Fußgänger oder Fahrzeugführer Brückenzoll entrichten.
Beim Bau der neuen Lechbrücke hat auch das Bundesministerium für Verteidigung gezahlt. Dies deshalb, weil hier wie bei allen neuen Brücken über diesen Fluß Sprenglöcher eingebaut wurden. Schließlich sollte der Feind der mutmaßlich aus dem Osten kommt, hier aufgehalten werden.
Ich möchte im Zusammenhang mit dieser Brücke an ein früheres Rätsel erinnern.

Weiter ging es östlich vom Lech nach Norden bis kurz vor Prittriching, von den Einheimischen "Purching" genannt weil der Ortsname einfach zu schwer vor allem für Fremde auszusprechen ist.
Etwas südlich von Purching hat der Lanzinger Franz, früherer Bügermeister und Spenglermeister aus Kupferblech nicht nur eine Kapelle, sondern auch das Drumherum geschaffen. Ihr kennt dies bereits aus einem Rätsel. Für meine Begleiter Hans und Renate war dieses außergewöhnliche Bauwerk neu.
RE: 1769 Bayern > Allgäu > PRITTRICHING > Assisi Kapelle
in diesem Bericht findet ihr noch mehr Bilder und ein paar Infos über diese Kapelle im Landkreis Landsberg am Lech.
die Assisi-Kapelle in Prittriching im Landkreis Landsberg am Lech
Ich setz mich jetzt aufs Radl und fahr wieder mal dort vorbei, nachdem es heute trocken aber zum Glück nicht mehr so heiß ist.
grüsse
jürgen

Der Mäzen ist übrigens vor wenigen Monaten verstorben. Nun ist das Ensemble wohl vollständig.
Bis auf die Glasscheiben ist alles aus Kupferblech.
Rechts am Altar steht ein Bild vom Lanzinger Franz.
Wir hörten bei der Kapelle Blasmusik und die schien aus Purching zu kommen. Also nichts wie hin. Dort wo Musik spielt sind meist fröhliche Menschen.
Am Ortsrand befindet sich das kommunale Schwimmbad des Dorfes. Kaum ein Dorf leistet sich so etwas. Aber Purching hat nun mal eines. Dort musizierte die örtliche Blaskapelle. Das war eine willkommene Rast für uns drei Radler.
Ein Radler für die Radler, dazu eine Bratwurstsemmel und das Leben ist schön in Bayern.
Ein Blick auf das Schwimmbecken
Blasmusik von einer Kapelle wie sie bei uns in jedem Dorf existiert. Mal spielen die besser und mal spielen die schlechter. Eine Blaskapelle gehört jedenfalls in jedem Dorf zum Kulturgut.
Irgendwann ging es für uns weiter. Wir fuhren bis Unterbergen, überquerten dort auf einem Staudamm die Staustufe 22, passierten den Auensee und rasteten am Römersee. Das ist einer von sicherlich einem Dutzend Baggerseen vor allem westlich des Lechs, der über weite Strecken dicke Kiesschichten im Laufe von Jahrtausenden hier abgelagert hat.
Fast wären wir hier alleine geblieben wenn nicht mein Schwiegersohn sich gemeldet hätte um nachzufragen wo ich gerade bin. Als ich ihm den Standort Römersee nördlich der Lechfeldkaserne, einem großen Fliegerhorst nannte, schlug er mir vor uns ein kaltes Bier zu bringen. Da sagt der durstige Radler nicht nein, zumal das mitgeführte Wasser wohl mittlerweile wärmer war als der See.
Enkel Alex war auch dabei uns hatte eine Riesengaudi auf dem Schwimmsteg. Wir genossen den Schatten, die Füße im Wasser und das kalte Bier, bevor es wieder nach Hause ging.
Den Abend verbrachten wir später gemeinsam in einem Biergarten.
Zum Schluß habe ich euch noch einen link zur Landkarte. So kann sich jeder ein Bild davon machen, wo wir unterwegs waren.

Fazit:
Wir wohnen in einer wunderschönen Gegend, die man auf vielfältige Weise erkunden kann und wo es immer wieder neues zu entdecken gilt. Ein Radl, ein kaltes Bier und eine Bratwurstsemmel - mehr braucht es oft gar nicht zum persönlichen Glück.
jürgen