Bei dem Gang über einen Friedhof in einer kleinen oberbayrischen Dorfgemeinde fiel mir eine Eigenart auf, die mich zum Nachdenken anregte:
Der Friedhof als Spiegelbild einer Dorfgemeinschaft.
Dorfkirche in Högling
Auf den Grabsteinen wurde neben dem Namen des Verstorbenen, seinen Geburts- und Sterbedaten auch die soziale Stellung im Dorf erkennbar gemacht.
Häufig wurde sogar ehrerbietend die Anrede Herr oder Frau verwendet.
Offensichtlich war dies noch bis vor ca 10 Jahren genauso wichtig wie sie persönlichen Daten.
Die Angabe des Berufes war zu jener Zeit noch möglich, da die meisten Berufe ein Leben lang ausgeübt wurden.
Landmaschinenmeister, Fabrikarbeiter, Magazineur(?)…
Besitztum verlieh auch noch posthum Anerkennung
Die soziale Stellung der Frauen ergab sich meistens durch den Beruf des Mannes
Der Beruf des Mannes war hier anscheinend wichtiger als der Geburtsname der Frau.
Häufig wurde das Alter angegeben und das Sterbedatum – der Geburtstag war weniger wichtig.
Heute findet man Grabinschriften dieser Art auch auf dem Land nicht mehr häufig.
Grabsteine heute erzählen nur noch selten Geschichten und lassen kaum noch die Stellung der Verstorbenen in der Dorfgemeinschaft erkennen.
Somit sind solche Friedhöfe eigentlich eine Art Kulturdenkmal, die es zu erhalten gilt.
Leider werden in vielen Gemeinden die Grabsteine achtlos entsorgt, wenn das Nutzungsrecht für die Grabstelle abgelaufen ist.
Kennt jemand eine Region, in denen dieser oder ein ähnlicher Brauch zu finden ist?
Gruß,
ELMA