Friedhöfe als Spiegelbild einer Dorfgemeinschaft

  • Bei dem Gang über einen Friedhof in einer kleinen oberbayrischen Dorfgemeinde fiel mir eine Eigenart auf, die mich zum Nachdenken anregte:


    Der Friedhof als Spiegelbild einer Dorfgemeinschaft.


    Dorfkirche in Högling



    Auf den Grabsteinen wurde neben dem Namen des Verstorbenen, seinen Geburts- und Sterbedaten auch die soziale Stellung im Dorf erkennbar gemacht.
    Häufig wurde sogar ehrerbietend die Anrede Herr oder Frau verwendet.


    Offensichtlich war dies noch bis vor ca 10 Jahren genauso wichtig wie sie persönlichen Daten.


    Die Angabe des Berufes war zu jener Zeit noch möglich, da die meisten Berufe ein Leben lang ausgeübt wurden.
    Landmaschinenmeister, Fabrikarbeiter, Magazineur(?)…





    Besitztum verlieh auch noch posthum Anerkennung





    Die soziale Stellung der Frauen ergab sich meistens durch den Beruf des Mannes




    Der Beruf des Mannes war hier anscheinend wichtiger als der Geburtsname der Frau.
    Häufig wurde das Alter angegeben und das Sterbedatum – der Geburtstag war weniger wichtig.



    Heute findet man Grabinschriften dieser Art auch auf dem Land nicht mehr häufig.


    Grabsteine heute erzählen nur noch selten Geschichten und lassen kaum noch die Stellung der Verstorbenen in der Dorfgemeinschaft erkennen.


    Somit sind solche Friedhöfe eigentlich eine Art Kulturdenkmal, die es zu erhalten gilt.
    Leider werden in vielen Gemeinden die Grabsteine achtlos entsorgt, wenn das Nutzungsrecht für die Grabstelle abgelaufen ist.


    Kennt jemand eine Region, in denen dieser oder ein ähnlicher Brauch zu finden ist?


    Gruß,
    ELMA

  • Elke da bringst du mich auf eine Idee,
    werde in der laufenden Woche mal ein paar Aufnahmen machen!
    Wir haben auch noch einen Judenfriedhof hier, könnte auch interessant sein!?


    Mal sehen, was ich so entdecke.


    LG Me

  • Hallo!


    Bei uns ist die Berufsbezeichnung noch sehr verbreitet.
    Auch die Anrede Herr oder Frau.





    Bei manchen wir sogar der Titel des Gatten bei der Frau hingeschrieben.:grin:


    Wie "Hofratsgattin".:grin::grin::grin:



    Bei Adeligen wird immer die Herkunft angeführt.




    Liebe Grüße


    Josef

  • Zitat

    Bei uns ist die Berufsbezeichnung noch sehr verbreitet.
    Auch die Anrede Herr oder Frau.


    Wie unterschiedlich doch die Gebräuche sind! Dabei sind wir doch gar nicht sooo weit voneinander entfernt. ( Gemessen an den weltweiten Entfernungen)


    Für einen Völkerkundler oder Sozialwissenschaftler wäre es sicher interessant herauszufinden, weshalb das so ist.
    "Schneidermeister und Hausbesitzer" ... bei uns hier in D heute undenkbar.
    Da geht man zum Teil schon so weit, dass das Individuum gar nicht mehr erwähnt wird- da steht auf dem Grabstein nur " Familie Soundso"


    Ich finde das interessant!!
    Zeigt es doch in der derzeit allgemeinen Globalisierung, ( überall bekommt man das gleiche- überall Lidl , Aldi, Hofer, CundA...), dass es durchaus Unterschiede in der Mentalität und Wertordnung in verschiedenen Regionen Europas gibt, die man beachten sollte.


    Schau doch mal auf dem jüdischen Friedhof, wie es da ist.
    Was mir an den ersten Inschriften ( Ungarn) auffällt: es sind doch etliche deutsch klingende Namen dabei..


    Gruß,
    ELMA

  • ich muss sagen, ich hab mir solche alten Grabsteine noch nicht weiter näher betrachtet. Warscheinlich, weil ich es auch noch kaum lesen konnte.


    danke für die interessanten Foto´s

  • Muss am Freitag wenn, wenn ich Zeit habe nochmals den Friedhof in Szombathely besuchen.
    Aber der Stress eines Pensionisten ist ja gewaltig.:weight:


    Liebe Grüße


    Josef

  • Ja, Josef- schau Dich mal etwas genauer um! Da gibt es sicher interessante Grabsteine als „Zeitzeugen“!


    Mir kamen zwei Aufnahmen in den Sinn, die ich dieses Jahr auf der Insel Hvar machte. Ein alter Friedhof -



    Ich habe diesen Bericht ja mit der Überschrift: …"Spiegelbild einer Dorfgemeinschaft" geschrieben.
    Aber sind nicht Friedhöfe vielleicht auch ein Spiegelbild des Umgangs mit Erinnerungen ?
    So einen Friedhof habe ich bei uns noch nie gesehen.



    Gruß,
    ELMA

  • Diese Art von Friedhof in Hvar ähnelt, da das so grünlos ist, fast nem Stadtgrab, wenn ich irgendwann wieder nach Ludwigshafen zum Friedhof hinfinde, wo meine Tante dieses Jahr beerdigt wurde, dann könnt ich evlt. mal n Bild machen, sehe grad, ihr Sohn hat ne Homepage gemacht und da sind n paar Bilder drauf, jedenfalls da sind auf allen Gräbern nur so schreckliche Platten drauf, vorallem die Urnengräber sind so klein, wie gesagt, dass sind halt Stadtfriedhöfe ... in Münzesheim, wo mein Cousin vor nem Jahr beerdigt wurde, da werden so wie sie nacheinander sterben Gräber gebuddelt, und bei uns draußen in Anried, naja, meine Mutter ist jetzt in nem zweiten Grab gelandet, das auf wen auch immer von uns läuft, wurde langsam zu voll alles, wenn ich denke, meine Oma ist jetzt auch schon 19 Jahre tot. Aber bei uns steht auch nur in Ausnahmefällen eine genauere Bezeichnung dorten... ich finde es schon schöner, wenn alle einzeln aufgeführt werden... was ich aber auf den Dorffriedhöfen spannend find, bei uns ist es ned so, aber z. B. in Straßberg als ich letztens war oder auch in Berschweiler, die Namen, jeder 5. heißt da gleich, egal ob Volkmann oder Hahn oder Weinz ...


    LG Maria

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